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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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du mir eigentlich zu?«, fragte Xenia.
    »Hm? Entschuldige, ich dachte nur gerade daran, dass mich diese antike Mumie wahrscheinlich meinen nagelneuen Job kosten wird.«
    »Quatsch. Das ist keine antike Mumie, glaub mir. Die werden keinen Grund haben, dich hier rauszuwerfen«, tat Xenia ihre Bedenken ab. »Aber noch mal zu meiner Frage. Wo könnte sie her sein, diese Mumie?«
    »Wie gesagt, ich habe keinen blassen Schimmer.«
    »Na ja, überleg doch mal. Diese Leiche ist nicht erst seit gestern tot, sie ist tatsächlich mumifiziert, das heißt, sie lag ein paar Jahre irgendwo im Trockenen, ohne dass irgendjemand davon wusste.«
    »Das Ganze scheint dich ja mächtig zu faszinieren«, bemerkte Magda grinsend.
    »Natürlich. Ist ja auch eine Mumie, und ich bin Archäologin, oder nicht?«, erwiderte Xenia spitz. Auch ihr professionelles Interesse war inzwischen erwacht, nachdem sie anfangs darauf beharrt hatte, dass sie nichts damit zu tun haben wolle. »Auch wenn ich nach wie vor der Auffassung bin, dass dieses Ding nicht antik ist. Aber eine Mumie ist es immerhin, und irgendwo muss sie ja versteckt gewesen sein.«
    »Mhm.« Magda nickte. Xenia hatte vermutlich recht. Die Mumie war wohl nicht antik, auch wenn das von ihrer Seite zunächst eine bloße Vermutung war. Eine spannende Sache. Entschieden interessanter als die Toten, die sie in ihrem bisherigen Berufsleben zu obduzieren gehabt hatte. Das war den möglichen Ärger mit diesem unflätigen Polizisten und ihrem Chef durchaus wert. Ja, sie hatte Lust, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Sie sah zu dem kümmerlichen Rest hinüber, der von dieser Frau übrig geblieben war. Ein zierliches Skelett, nicht besonders groß. Langes Haar. Lange Fingernägel. Mitleid überkam sie für diesen toten Menschen, der so unwürdig hin und her geschoben wurde, weil niemand sich mit seinem Schicksal befassen wollte. Eine tote Frau, die niemand vermisste, die in niemandes Leben eine leere Stelle hinterlassen zu haben schien. Aber war das tatsächlich so? Zum Teufel mit den Vorgesetzten und der Bürokratie.
    »… Wasser«, hörte sie Xenia sagen.
    »Bitte? Entschuldige, was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, sie muss irgendwo im Wasser gelegen haben, wenigstens eine Zeit lang. Fragt sich nur, wo. Was meinst du?«
    »Kommt darauf an, wer sie gefunden hat. Da gibt es zurzeit recht viele Möglichkeiten. Die halbe Stadt steht unter Wasser. Vielleicht ist jemand in seinem überschwemmten Keller über sie gestolpert.«
    »Wohl kaum. Dann hätte die Polizei sie nicht bei uns abgegeben. Nicht, wenn sie wüssten, wem der Keller gehört. Der Betreffende müsste erst mal erklären, was die Mumie in seinem Keller zu suchen hat. Nein, ein privater Keller scheidet aus.«
    »Dann bleibt nur noch ein öffentlicher Keller«, sagte Magda nachdenklich.
    »Was meinst du mit einem ›öffentlichen Keller‹?«, fragte Xenia verdutzt.
    »Na ja, ein Keller in einem öffentlichen Gebäude, sozusagen ein Keller, der niemandem gehört, jedenfalls keiner Privatperson. Ein Keller, zu dem viele Leute Zugang haben. Aber ich glaube nicht, dass die Feuerwehr schon damit begonnen hat abzupumpen. Jedenfalls nicht in Gebäuden, die in Frage …«, sie stockte. »Warte mal. Es gibt ein öffentliches Gebäude, in dem man mit dem Abpumpen begonnen hat!«
    Xenia sah sie erwartungsvoll an.
    »Die Metro, Xenia, ich wette, dass die Mumie aus der Metro stammt.«
    »Spinnst du?« Jetzt ging wohl die Fantasie mit Magda durch. »Sie soll aus der Metro sein? Wo soll sie denn da versteckt gewesen sein? Irgendjemand hätte sie längst gefunden. Das ist doch absurd!«
    Magda schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Ich glaube, genau da hat man sie gefunden. Da unten gibt es bestimmt jede Menge Räume, die nie jemand betritt.«
    »Magda, da laufen ständig haufenweise Leute rum, die werden doch wissen, was für Räumlichkeiten sie da unten haben. Nie im Leben kann da jemand so was versteckt haben«, sie deutete auf die Mumie, »außerdem werden wir das wohl kaum erfahren. Dieser Ignorant von der Mordparta will nichts darüber rausrücken«, fügte Xenia skeptisch hinzu.
    »Ich glaube, ich habe neulich in irgendeiner Zeitung was gelesen – war so ein kurzer Einspalter. Es ging um Särge. – Gott, ich habe ein Gedächtnis wie ein Sieb. – Ich hab’s. Die Feuerwehr hat in der Metro am Můstek Särge gefunden. Vielleicht war unsere Mumie in einem davon.«
    »Särge in der Metro? Mitten in der Stadt?«, fragte Xenia

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