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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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eine Alena Freeman, Frau Karafiátová?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Alena Freeman. Kennen Sie sie?«
    »Nicht dass ich wüsste. Wer ist das?«
    »Eine Journalistin, die für RFE gearbeitet hat.« Er nahm eines der Fotos vom Tisch und reichte es Lída.
    Sie nahm es und betrachtete es mit wachsender Verwunderung.
    »Das ist Alena Freeman?«, fragte sie schließlich. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte sie noch etwas sagen, dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Nein«, sagte sie, »nein, ich kenne sie nicht. Ich habe diese Frau noch nie gesehen. Was hat sie damit zu tun?«
    Anděl nahm ein weiteres Foto zur Hand und betrachtete es eine Weile. Als Magda es ihm zum ersten Mal gezeigt hatte, hatte er nur Alenas Gesicht darauf wahrgenommen. Erst später hatte er die anderen beiden Gesichter bemerkt, die im Hintergrund zu sehen waren. Zwei Frauen. Sie hatten an einem Tisch hinter Alena gesessen.
    »Sie lügen, Madame«, sagte er und reichte Lída das Bild. Er war überzeugt, dass Lída die Frau auf dem Foto wiedererkannt hatte. Es war nur ein kurzes Zucken in ihrem Gesicht gewesen, aber es hatte ihm genügt. Er hatte das schon zu oft gesehen.
    Lída erstarrte. Er legte das Foto vor sie auf den Tisch.
    »Hier, im Hintergrund, das sind Sie und Ihre Tochter«, sagte er. »Wollen Sie mir nicht die Wahrheit sagen?«
    Lída blickte auf das Foto hinunter, das Alena, sie selbst und Markéta vor einem Café zeigte.
    Einen Moment lang betrachtete sie es fassungslos, dann lachte sie.
    »Guter Gott!«, rief sie aus, »Sie haben mir vielleicht einen Schreck eingejagt! Ja, ja, das bin ich, und das ist Markéta – aber ich kenne diese Frau trotzdem nicht, auch wenn wir offenbar einmal zur gleichen Zeit in einem Café gesessen haben.« Sie gab ihm erleichtert das Foto zurück. »Das ist Zufall. Aber Sie haben mir noch immer nicht gesagt, was diese Frau – Alena Freeman, sagten Sie? – mit dieser ganzen Sache zu tun hat?«
    »Sie ist ebenfalls umgebracht worden. Gestern Abend.«
    »Großer Gott! Wo leben wir?«, rief sie empört aus. »So was gibt es doch nur in Amerika!«
    »Wie es aussieht, ist Alena Freeman Lenka Svobodová. Und Lenka Svobodová kannten Sie doch, nicht wahr?« Erneut eine fromme Lüge im Dienst der Sache.
    »Lenka? Aber Lenka ist doch nach Österreich gefahren, zu ihrer Tante …«
    »Sie ist offenbar zurückgekommen. Sie hatte ihren Namen geändert. Und nun ist sie tot. Und ich möchte wissen, wer ein Interesse daran gehabt haben könnte, sie umzubringen.«
    Lída starrte ihn mit offenem Mund an. Dann schüttelte sie ihren violetten Lockenkopf. »Moment. Sie sagten, Dana sei in ihrer Wohnung umgebracht worden. Honza habe sie weggebracht – in die Metro. Das jedenfalls habe Milan behauptet, der das wiederum dieser hübschen kleinen Reporterin erzählt hat. Und nun taucht Lenka auf und wird getötet und Milan auch. So weit, so gut. Schrecklich! Aber ich verstehe noch immer nicht, was Sie von meiner Tochter wollen?« Sie trank den Rest ihres Kaffees aus.
    »Ihre Tochter hat vorhin nicht alles erzählt«, sagte Anděl und sah Markéta an, die mit der Gardine spielte und noch immer am Fenster stand.
    Lída sah zu ihrer Tochter hinüber. »Markéta? Herzchen?«
    Markéta rührte sich nicht und schwieg.
    »Ihre Tochter hat Lärm gehört«, sagte Anděl, »sie hörte etwas fallen, dann lief dieser Venca die Treppe hinunter und aus dem Haus hinaus. Markéta ist zu Dana hinübergegangen, die Tür war offen, und sie hat hineingesehen. Sie sah Dana auf dem Boden im Schlafzimmer liegen. Tja, und dann …« Anděl sah Markéta an. »Was war dann, Markéta?«
    »Nichts. Das habe ich doch schon gesagt. Sie lag da. Das ist alles. Dann bin ich zurück in unsere Wohnung gelaufen und habe Milan angerufen. Und er sagte, er komme nachsehen, ich solle ins Bett gehen.«
    »Nein, das stimmt nicht ganz. Sie sagten, Sie hätten jemanden neben Dana knien sehen, der gerade dabei war, ihr das Gesicht zu Brei zu schlagen.« Er hatte bewusst so brutale Worte gewählt. Markéta zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen.
    »Was?«, rief Lída aus, »du hast gesehen, wie sie erschlagen wurde? Und du hast nichts gesagt? Markéta! Verdammt noch mal, hör auf, mit dieser Gardine zu spielen, und komm her!«
    Markéta drehte sich um. In ihren Augen standen Tränen. Sie hatte die Arme um ihren Leib geschlungen, als müsse sie sich davor bewahren auseinanderzubrechen. Sie zitterte. Langsam kam sie zum Tisch und sank in das Sofa. Sie sah

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