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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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habe schon mit einem Mann genug Ärger. Ich wäre mit Jay ja glücklich und zufrieden, wenn ich ihn nicht mit allem teilen müsste, was weiblich und nicht bei drei auf einem Baum ist.«
    »Andere Frauen fahren nach Paris, um sich zu verlieben – und du, um dir über eine Scheidung klar zu werden.« Magda lachte.
    »Ist schon gut, du hast ja recht. Außerdem sind wir eigentlich hier, weil wir uns einen Kurzurlaub redlich verdient haben. Ein bisschen Erholung nach deinen vielen Prüfungen, und ich – na, ich brauchte ehrlich gesagt etwas Zeit, um nachzudenken.« Sie seufzte abermals.
    »Nun, nachgedacht hast du ja offensichtlich. Bist du dir sicher?«
    »Ja. Nein. Ach, verdammt, ich weiß es nicht! Wenn der Kerl doch mit mir reden würde, aber er sagt zu allem Ja und guckt wie ein begossener Pudel – und dann entschuldigt er sich wortreich und verspricht Besserung. ›Du musst mir glauben, chérie , das kommt nie wieder vor.‹ – Dass ich nicht lache! Der Satz hat eine Halbwertszeit von unter achtundvierzig Stunden!« Xenia nahm ihre Brille ab und rieb sich die Augen.
    »Und jetzt ist das Fass übergelaufen, wie?«
    »Korrekt. Das war die lange angekündigte Springflut.«
    »Wo ist er hin? Ins Hotel?«
    »Keine Ahnung. Ist anzunehmen. Andererseits ist es auch nicht so schwer, in Prag eine Wohnung zu finden. So oder so – es ist mir egal. Soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
    »Ich würde dir gerne helfen, Xenia«, sagte Magda, »ich weiß nur nicht wie.«
    »Danke«, sagte Xenia und lächelte Magda an, »ich werde es überleben. Aber was ist mit dir? Freust du dich auf den neuen Job?«
    »Doch, im Grunde schon. Aber es ist ja ein paar Jahre her, seit ich raus bin. Ich hoffe, ich habe nicht alles vergessen.« Sie lachte.
    »Ach was, du hast in den letzten Monaten gebüffelt ohne Ende. Da brauchst du dir sicher keine Sorgen zu machen.«
    »Na, jedenfalls lasse ich es ruhig angehen. Glücklicherweise haben sie sich auf Teilzeit eingelassen – jedenfalls fürs Erste. Sorgen macht mir eigentlich nur das Lokal. Wir haben hart gearbeitet, um es aufzubauen, und nun haben wir beide relativ wenig Zeit dafür. Vielleicht sollten wir doch eine Geschäftsführerin einstellen, was meinst du?«
    »Hm. Ich weiß nicht recht. Wir müssen das doch nicht gleich entscheiden, oder? Lass uns das neue Schuljahr abwarten. Vielleicht geht es ja irgendwie – mit Job und Kindern. Auf Ehemänner müssen wir ja nun beide keine Rücksicht mehr nehmen.«
    Magda lächelte. Sie hatte vor zwei Jahren, als sie nach Prag gekommen war, ein Lokal in den Weinbergen eröffnet. Ein hübsches, nicht zu großes Café mit Restaurant, in das auch Xenia eingestiegen war, kurz nachdem sie vor zwei Jahren ihren Job an der Universität angetreten hatte. Sie liebten es beide sehr, doch waren sie sich auch im Klaren darüber, dass sie ihre eigentlichen Berufe dafür nicht aufgeben wollten. Es war ein Spagat, und manchmal kein leichter. Aber Xenia hatte recht, sie sollten nichts überstürzen. Der Sommer war noch lang.
    »Scheint ziemlich nass zu sein in Prag«, wechselte Xenia das Thema und deutete auf die Zeitung, die ungelesen vor ihnen auf dem kleinen Bistrotisch lag. »Ein Glück, dass wir auf dem Berg wohnen.« Auf der Titelseite der Prague Post , die sie an einem Kiosk aufgetrieben hatten, prangte ein Bild der überschwemmten Kleinseite.
    »Pfui Teufel – ich will kein Wort davon hören.« Magda zog eine Grimasse. »Ich hasse Wasserleichen«, fügte sie hinzu und betrachtete angewidert das Foto mit der überfluteten Kleinseite.
    »Ja, das wird ein prächtiger Einstieg in deinen neuen Job.« Xenia hängte sich lachend ihre große Handtasche um.
    »Mit irgendwas muss man ja schließlich seinen Lebensunterhalt verdienen.«
    »Ich habe dir immer gesagt, dass du was Anständiges studieren sollst. Aber auf mich hört ja keiner.« Sie grinste fröhlich. »Dein attraktiver neuer Kollege – wie heißt er gleich? Kratochvíl? – wird dir bestimmt gerne alle Wasserleichen abnehmen, wenn du dafür wieder mit ihm essen gehst. Als er dich letzte Woche abgeholt hat, hat er dich angeschmachtet wie ein junger Hund. Du musst mir überhaupt noch von eurem sogenannten Arbeitsessen erzählen. Ist er eigentlich so, wie er heißt? Kurzweil ist schon ein knuffiger Name.« Sie legte Magda eine Hand auf den Arm und fragte augenzwinkernd: »Worüber unterhalten sich forensische Pathologen bei einem Candlelight-Dinner?«.
    »Über angeknabberte Wasserleichen«, sagte Magda

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