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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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dabei wirkte er immer so seriös. Sie trank ihr Glas aus. In diesem Moment drehte er sich in ihre Richtung, sah sie und winkte ihr fröhlich zu. Doch schon im nächsten Augenblick erstarrte er. Fast sah es aus, als würde er gleich ohnmächtig werden. Unter seinem sonnengebräunten Gesicht wurde er totenblass. Larissa sah in die Richtung, in die er wie versteinert blickte. Aber neben ihr stand nur Magda, die versuchte, die Aufmerksamkeit eines Kellners auf sich zu ziehen, der ein Tablett mit gefüllten Sektgläsern balancierte. Magdas Anwesenheit konnte ihm kaum einen Schrecken eingejagt haben, dachte Larissa. Außer natürlich, sie kannte seine Frau gut genug, um ihr von dieser Begegnung zu erzählen. Wäre immerhin möglich. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um. Er stand noch immer regungslos da und sah aus, als sähe er Gespenster.
    »Möchtest du auch noch ein Glas?«, fragte Magda erneut, während sie zwei Gläser vom Tablett des Kellners nahm.
    »Mhm. Gerne. Danke«, erwiderte Larissa. »Du hast ihm einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Kennst du seine Frau so gut, dass er vor dir Angst haben muss?«
    »Allerdings«, sagte Magda und reichte ihr ein Glas. Sie lächelte amüsiert. »Du kennst sie übrigens auch, es ist …«
    Da fiel ein Glas zu Boden, und das Klirren des zerbrechenden Glases ließ alle Köpfe zur Tür herumfahren. Auch Magda und Larissa drehten sich erschrocken um.
    »O mein Gott, was bin ich ungeschickt«, rief hinter ihnen eine Frau in einem nachtblauen Kleid und sah auf den Fußboden hinunter, auf dem das Sektglas in tausend Scherben lag.
    Ein Kellner kam schon mit einem Lappen, Schaufel und Handbesen und versicherte ihr, das mache gar nichts, er werde die Bescherung gleich beseitigen.
    »Alena! Wie schön, Sie zu sehen«, sagte Larissa und ging auf die Frau zu.
    »Oh, Larissa. Guten Abend.« Alena Freeman hielt ihre kleine schwarze Handtasche so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Das ist mir wirklich sehr peinlich«, sagte sie.
    »Guten Abend, Alena.« Magda hatte noch ein Glas Sekt organisiert und hielt es der Journalistin hin. »Hier, auf den Schreck.«
    Alena starrte sie wie vom Donner gerührt an. »Magda.« Ihre Stimme klang heiser. »Was … was für eine Überraschung.« Sie schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, hatte sie sich gefangen. »Entschuldigen Sie bitte, ich weiß gar nicht, was heute mit mir los ist.« Sie lachte nervös und nahm das angebotene Glas. Ihre Hand zitterte.
    Die anderen Gäste hatten sich längst wieder ihren Gesprächen zugewandt. Es klingelte, die Pause war zu Ende. Alena Freeman trank ihren Sekt in einem Zug aus.
    »Entschuldigen Sie mich bitte, ich muss los. Mein Platz ist am anderen Ende.« Sie stellte ihr Glas ab und verschwand eilig in Richtung Treppe.
    Larissa sah zu ihrem Chef hinüber. Er stand noch immer wie versteinert da und starrte in ihre Richtung. Seine Begleiterin stupste ihn an. Er lächelte angespannt und nahm sich ein neues Glas Sekt, das er ebenso wie Alena in einem Zug leerte.
    Wenn ich es nicht besser wüsste, dachte Larissa, ich könnte schwören, Alena sei die Ehefrau, die ihren Mann in flagranti ertappt hat. Als sie das Magda gegenüber bemerkte, lachte diese.
    »Ja, ganz so hat es ausgesehen, nicht wahr? Diese kleine Szene war besser als die ganze schreckliche Oper«, meinte Magda.
    Es klingelte zum zweiten Mal. Sie stellten ihre Gläser ab und gingen zu ihrer Loge zurück. Die Reihen füllten sich langsam wieder. Larissa versuchte unter den hineinströmenden Menschen Alenas blonden Schopf zu entdecken. Sie hielt auch nach ihrem Chef Ausschau, obwohl der sicher viel schwieriger zu entdecken sein würde. Die meisten Männer trugen schwarze Anzüge, und obwohl sein Haar ebenfalls auffällig blond war, konnte sie beide nicht ausmachen.
    Der zweite Teil war ebenso grässlich wie der erste. Aber die Pause war es wert gewesen, dachte Larissa, als sie eineinhalb Stunden später endlich vor ihrer Wohnungstür stand und in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel suchte. Da klingelte ihr Handy.
    » Ahoj , Schönste aller Schönen! Ich habe gerade eine junge Göttin am Hühnchen vorbeigehen sehen – sie hat nicht zufällig Lust auf ein Glas Wein mit einem armen Feuerwehrmann?«
    »Quatschkopf! Ich ziehe mich nur schnell um. Bin gleich unten.« Robin ist ein Schatz, dachte sie fröhlich. Der Abend wurde immer besser. Fünf Minuten später stand sie, diesmal in Jeans und T-Shirt, wieder vor

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