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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Nachbarin.
    »Na, um die Volná, hast du eben nicht zugehört? Du weißt schon, die Schauspielerin. Sie ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Erst vor ein paar Wochen. Schrecklich.«
    »Dana Volná?«, hatte Alena irritiert gefragt, »was für ein Unfall?«
    »Na, sie war im Urlaub in Jugoslawien, und da hatte sie offenbar einen tödlichen Unfall, die arme Seele.«
    Alena war fassungslos gewesen. Dana war im Urlaub ums Leben gekommen? Das war unmöglich. Die ganze Truppe ließ sich nun über den Unfall von Dana Volná aus, doch die zur Verfügung stehenden Fakten waren spärlich. So wandte sich das Gespräch bald anderen Spekulationen zu. Natürlich war sofort gerätselt worden, wie die Volná als alleinstehende junge Frau an eine Ausreisegenehmigung gekommen war. Irgendjemand hatte das böse Wort Spitzel in die Diskussion geworfen. Alenas Nachbarin erinnerte schließlich an eine andere Möglichkeit: Auch Karel Gott, die Prager Nachtigall, wie der Sänger genannt wurde, konnte schließlich in den Westen reisen, und auch er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Vielleicht hatte man der Volná ebenso vertraut wie ihm.
    »Aber jemand anders ist tatsächlich abgehauen«, ließ sich eine Frau vernehmen, die Alena gegenübersaß.
    »Lenka Svobodová ist offenbar nicht aus ihrem Urlaub zurückgekommen«, fuhr die Frau fort, »meine Mutter hat es mir neulich am Telefon erzählt. Sie war ein großer Fan von ihr, und nun ist sie entsetzt über den mangelnden Patriotismus der jungen Frau.« Die Frau lachte und fuhr fort: »Da musste ich mir glücklicherweise nicht die übliche Leier über meinen mangelnden Patriotismus anhören. Gott sei gedankt für Lenka Svobodová! Kurz darauf haben natürlich die Jungs auf der tschechischen Seite die Leitung gekappt, wie üblich.«
    Alle nickten verständnisvoll. Es war üblich, dass Telefongespräche ein abruptes Ende fanden, wenn sie eine den tschechischen Behörden unangenehme Wendung nahmen.
    »Alles, was meine Mutter noch sagen konnte, war, dass die Svobodová wohl in Österreich geblieben ist.« Während ihrer Ausführungen sah die Frau die ganze Zeit Alena an. »Aber Lenka Svobodová ist nicht in Österreich geblieben, nicht wahr, meine Liebe?«, fragte sie nun Alena unvermittelt.
    Das Gespräch verstummte, und alle sahen ratlos zwischen der Frau und Alena hin und her.
    »Nein«, sagte Alena zögernd, »nein, jetzt bin ich hier.« Verdammt, dachte sie, wieso bin ich überhaupt hergekommen?
    »Aber die Svobodová hatte doch dieses herrliche lange Haar!«, warf ein Mann ein, der Alena zweifelnd betrachtete. Alena legte ihre Hände in den Schoß und versuchte, so unschuldig auszusehen, wie sie nur konnte. Zeit zu gehen, dachte sie, so schnell und unauffällig wie möglich.
    »Neues Leben, neue Frisur«, sagte Alena mit einem schüchternen Lächeln und stand auf.
    »Aber meine Liebe, wie …«
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte Alena, »Dana war meine Freundin. Dass sie ums Leben gekommen ist … ich, verzeihen Sie, ich muss gehen.«
    Unter Beileidsbezeugungen verließ sie das kleine Hinterzimmer des Lokals. Sie ließ die Tür einen Spalt offen, blieb dahinter stehen, lehnte sich an die Wand und atmete tief durch. Die anderen nahmen das Gespräch wieder auf.
    »Sag mal«, fragte Alenas Bekannte, »du bist dir sicher, dass diese Frau eben die Lenka Svobodová war?«
    »Aber natürlich«, empörte sich die ältere Frau. »Warum sollte ich denn lügen? Außerdem hat sie es doch selbst zugegeben!«
    »Also ich weiß nicht«, meldete sich eine junge weibliche Stimme, »ich habe da meine Zweifel.«
    »Was?«, rief die Ältere ärgerlich aus. »Wieso sollte sie lügen? Wie kommst du überhaupt auf so was?«
    »Ich weiß nicht, es ist so ein Gefühl – ich habe mal für kurze Zeit im Theater an der Florenc gearbeitet, in der Garderobe, da habe ich sie oft gesehen, und die Svobodová hatte so ein …«
    »Ach, Kindchen, mach dich nicht wichtig! Die Frau wird doch wohl wissen, wer sie ist!«, fuhr ihr jemand anderes dazwischen.
    »Hm. Ja. – Ist ja auch schon lange her«.
    »Na, da haben wir doch Glück, dass die Svobodová hier aufgetaucht ist. Eine ausgebildete Schauspielerin in unserer kleinen Gruppe. Gebrauchen könnten wir so eine ja«, wechselte ein älterer Mann das Thema und lächelte anzüglich. »Aber lasst uns die Gerüchteküche verlassen und über das Weihnachtsspiel nachdenken.«
    Das Gespräch wandte sich den Vorbereitungen für das neue Theaterstück zu, und

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