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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Füße steckten, wollte sie lieber nicht sprechen. Sie hoffte nur, dass sie über keinen Teppich und keine Stufe stolperte, wenn sie sich nun auf den Weg zum Sektempfang machten.
    »Du siehst sehr gut aus, sehr elegant«, sagte Magda anerkennend. »Ich finde es ganz schön, sich gelegentlich in eine Abendrobe zu werfen. Es ist ein bisschen wie Prinzessin spielen.« Sie lachte. »Los, gehen wir, sonst ist der Sekt weg.«
    Sie schlängelten sich durch die auf den Flur strömenden Opernbesucher. Magda steuerte zielstrebig eine Treppe an, die nach oben zu einer weit offen stehenden Tür führte.
    »Hoffentlich fragt uns der Intendant nicht, wie uns die Vorstellung gefällt«, sagte Magda, als sie die Treppe hinaufstiegen. »Ich wüsste ehrlich nicht, was ich sagen soll.«
    »Lächeln und lügen«, erwiderte Larissa. Sie war vollauf damit beschäftigt, weder über ihr Kleid noch über die Teppiche auf den Treppen zu stolpern. Am Treppenabsatz erwartete sie ein junger, recht gut aussehender Mann, der einen Handkuss auf Magdas Handrücken hauchte.
    »Guten Abend, Frau Doktor. Wie schön, dass Sie kommen konnten! Sind Sie zufrieden? Was sagen Sie zu unserer Premiere?«
    »Guten Abend, Herr Bohatý.« Magda lächelte ihn strahlend an. »Ein sehr schöner Abend. Nochmals vielen Dank für die Karten. Das war sehr nett von Ihnen.« Sie drehte sich nach Larissa um, der sie eine Hand an die Schulter legte, dann wandte sie sich wieder dem jungen Mann zu.
    »Darf ich Ihnen meine Freundin Larissa Khek vorstellen, Herr Bohatý? Sie ist Redakteurin bei der Prague Post . Macht auch viel Kultur. Larissa«, wandte sich Magda formvollendet an die junge Journalistin, »das ist Martin Bohatý, der persönliche Assistent des Intendanten.«
    Larissa streckte Martin Bohatý die Hand hin, er nahm sie und bedachte Larissa mit einem ebenso charmanten Lächeln wie Magda zuvor. »Das ist ja wunderbar«, sagte er, »haben Sie eine Visitenkarte dabei? Ich würde Sie gerne in meine Kartei aufnehmen, dann kann ich Sie immer über die neuesten Projekte unseres Hauses informieren.« Er zog sein eigenes Etui heraus und entnahm ihm eine Karte, die er Larissa reichte.
    »Gerne, das wäre wunderbar, Herr Bohatý«, erwiderte Larissa und kramte eine ihrer Visitenkarten aus ihrer Handtasche. Sie tauschten die Karten aus, und Martin Bohatý wandte sich den nächsten Gästen zu.
    Zwanzig, dreißig Leute standen bereits in einem kleinen Foyer und dem angrenzenden üppig dekorierten Raum, tranken Sekt und schwatzten über die Aufführung. Larissa beobachtete die Reaktionen auf Magdas Erscheinen. Die anwesenden Männer warfen ihr unablässig verstohlene Blicke zu, die Frauen betrachteten sie mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung. Magda und Larissa nahmen sich Sektgläser von einem Tablett und mischten sich unter die Leute. Larissa kannte niemanden. Magda offenbar schon. Sie nickte einigen Leuten freundlich zu. Sie schlenderten durch das Foyer in den angrenzenden Raum.
    Erstaunlich, dachte Larissa, wie viel schlechter Geschmack unterwegs war. Die Damen trugen alle Abendkleider, aber eines war hässlicher als das andere. Viel Taft, Rüschen und Schleifchen, und das Ganze in grässlichen Farben – Violett vor allem. Magda stach unter diesen Frauen hervor wie eine Baccararose im Stiefmütterchenbeet. Aber auch Larissa selbst schien auf die Anwesenden Eindruck zu machen, die bewundernden Blicke galten nicht nur Magda.
    »Ach, sieh einer an«, sagte Magda plötzlich und deutete mit dem Kinn zum Fenster.
    Larissa drehte den Kopf. Dort stand ein hochgewachsener Mann in einem tadellos sitzenden Smoking und lächelte dem Intendanten zu, der gerade etwas erzählte. Neben dem etwas älteren, aber attraktiven Mann stand eine junge Frau, um deren Schulter er einen Arm gelegt hatte.
    »Na so was«, sagte Larissa, »das ist ja mein Chef. Ist das seine Frau? Ich habe sie noch nie gesehen. Hübsches Mädel, ziemlich jung für ihn.« Die junge Frau mochte gerade mal halb so alt sein wie ihr Begleiter.
    »O nein, das ist nicht seine Frau. Er kann es einfach nicht lassen, der kleine Scheißer.«
    Larissas Chef hatte die beiden noch nicht bemerkt. Magda stellte ihr Glas auf einem Tischchen neben der Tür ab.
    »Möchtest du auch noch eins?«, fragte Magda und sah sich nach einem Kellner um, »ich könnte noch einen Schluck gebrauchen.«
    Larissa wunderte sich über Magdas angespannten Ton. Die junge Frau war also nicht seine Ehefrau. Was für eine treulose Tomate, dachte sie,

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