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Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Titel: Natalia, ein Mädchen aus der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wasserpumpe?«
    »Es macht Mühe …«
    »Da haben wir's! Bücken!«
    Als dann die Untersuchung begann, brüllte Wassutinski dumpf auf, weil es wirklich da, wo der Doktor drückte, weh tat. Plachunin war zufrieden. Doch ein Kranker zwischen der geradezu beleidigend gesunden Bevölkerung von Satowka!
    Für Petrow und Tigran war Wassutinskis Aufschrei ein Signal.
    »Wie kommt er wieder weg ohne Benzin und Lenkrad?« fragte der Pope dunkel.
    »Man muß beides sofort wieder rausrücken!«
    »Weißt du, wer es genommen hat?«
    »Ich ahne es, Väterchen … Es waren zwei.«
    »Zu mir mit beiden! Zur Beichte!«
    Aus der Stolowaja wankte Großväterchen Wassutinski. Er war leichenblaß und mußte sich im Flur an die Wand lehnen. Aus dem Zimmer brüllte Plachunin: »Der nächste!«
    Es gab kein Entrinnen.
    »Ich habe einen dicken Knoten im Bauch!« murmelte Wassutinski mit hohler Stimme. »Welch ein Unglück! Er hat ihn gefühlt! Welch ein Unglück! Steckt mir seinen Finger hinten rein und sagt: ›Großväterchen, es sieht schlecht aus!‹ Kann man solchen medizinischen Aussagen trauen?«
    »Ich schicke Jefim und Gasisulin zu dir, Väterchen«, sagte Petrow zu dem Popen, auf die Beichte anspielend. »Dieser Plachunin zerstört unser ganzes Dorf! Bei der Kusowkina hat er im Bauch etwas festgestellt, das er Bimbom …«
    »Myom …«, verbesserte Tigran.
    »Von mir aus auch ein Myom nannte! So groß wie ein Kindskopf! Im Bauch! Und die Kusowkina hat immer geglaubt, es käme vom vielen Kartoffeln essen! Und was sagt der Doktor? ›Ab mit dir nach Mutorej! Dort schneiden sie dir den Bauch auf und holen das Ding heraus.‹ Väterchen, die Kusowkina ist in Ohnmacht gefallen! Bei den Worten ›Ding heraus‹ war sie weg … das hat sie verstanden!«
    »Gasisulin und Jefim sollen sofort zu mir in die Kirche kommen!« befahl der Pope Tigran Rassulowitsch. »Bei Gott, ja – das Auto Dr. Plachunins muß wieder fahrbereit gemacht werden.«
    Aber es war zu spät dazu.
    Am nächsten Morgen begab sich dann folgendes:
    Tigran hatte in der Kirche zunächst Jefim unter das Bild des heiligen Stephan gestellt und ihm eine solche Tracht Prügel angedroht, daß er zwei Wochen im Bett liegen würde, wenn er beim Anblick des heiligen Stephan nicht die Wahrheit sage. Jefim Aronowitsch verteidigte sich geschickt mit dem unschlagbaren Argument, er sei ein weitbekannter Idiot und sage deshalb aus seiner Sicht immer die Wahrheit.
    »Wo ist das Lenkrad des Genossen Doktor?« brüllte Tigran ihn an.
    »Was ist ein Lenkrad, Väterchen?« antwortete Jefim treuherzig.
    Eine gewaltige Ohrfeige ließ ihn erzittern. Jefim sah den heiligen Stephan leidend und bittend an und erinnerte sich dann plötzlich, als der Pope zum zweitenmal ausholte.
    »Ach, das Lenkrad?« sagte Jefim schnell, bevor die Hand heruntersauste. »Das Auto, das ich auf der Versteigerung erworben habe, Kassugais Auto, ist zwar ein schöner Kaninchenstall geworden, aber wenn ich mich auf den Fahrersitz setze, nur so, um zu tun, als könnte ich fahren, da störte mich immer das alte Lenkrad. Abgewetzt war's, fleckig … Und wie ich um den Wagen des Doktors herumgehe, sage ich mir beim Anblick des anderen Lenkrades …«
    »Du bringst es sofort zurück!« donnerte Tigran. »Sofort! Und montierst es wieder an! Bist du ein Dieb? Was soll Gott von dir halten?«
    »Verzeih, Väterchen, aber da kann Gott nicht mitreden!« antwortete Jefim. »Als Gott auf Erden wandelte, gab es noch keine Automobile …«
    Der Pope hatte keine Lust, darüber zu diskutieren. Er beförderte Jefim mit einem gewaltigen Tritt aus der Kirche und ließ dann den Sargmacher ein. Gasisulin ahnte nichts Gutes, als Jefim an ihm vorbeilief und sich den Hintern festhielt. Der Pope trat gewaltig zu …
    »Komm näher, mein Sohn«, sagte Tigran liebevoll, als Gasisulin schüchtern in der Tür stehenblieb. »Zum Bild des heiligen Ilarion. Sieh mir in die Augen, und sage mir die Wahrheit!«
    Gasisulin kam zögernd näher, aber bereits in Reichweite des Popen war alles vorbei. Tigran griff zu, zog ihn zu sich heran und schleuderte ihn mit dem Rücken gegen die Ikonostase. Das Bild des heiligen Ilarion schwankte bedrohlich.
    »Vitali Jakowlewitsch!« brüllte der Pope ohne weitere Einleitung. »Besitzest du nicht eine Säge, die mit einem Benzinmotor läuft?«
    »Wie lange läuft sie nicht mehr, Väterchen!« Gasisulin holte tief Luft. »Du weißt selber, welch armer Mensch ich bin! Wieviel Särge habe ich gemacht in diesem Dorf? Wozu

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