Nathan King - der Rinderbaron
gleißenden Sonne geschützt waren, nahm sie ihren Hut ab und genoss die angenehme Kühle. Um ihre Befangenheit in Nathans Gesellschaft zu überspielen, begann sie, ihren Rucksack gemächlich auszupacken. Die Plastikdose mit den Melonenstücken stellte sie auf einen Felsen zwischen sich und Nathan und trank dann einen großen Schluck aus ihrer Flasche Mineralwasser.
“Möchtest du Kaffee? Ich habe eine Thermoskanne mit”, fragte Nathan.
“Ja, danke.”
Er stellte die Thermoskanne und die Becher ebenfalls auf den Felsen zwischen ihnen und zog dann noch zwei Plastikdosen mit Sandwiches aus seinem Rucksack. “Schinken, Salat, Tomaten und Käse. Hier, greif zu. Nach dem langen Marsch brauchst du etwas Kräftigeres als bloß Melone.”
Miranda kam seiner Aufforderung nach, und eine Weile aßen und tranken sie in angespanntem Schweigen.
“Warum hat Albert dich ‘oldfella’ genannt?”, fragte Miranda schließlich. “Ich finde dich nicht gerade alt.”
“Das hängt damit zusammen, dass meine Familie schon länger mit diesem Land verbunden ist als Albert auf der Welt ist. Langlebigkeit wird hier nach Generationen gezählt, und fünf Generationen hier machen alle Kings zu ‘oldfellas’.”
“Ich verstehe.” Seine Antwort rief Miranda ins Gedächtnis, welchen Rang die Kings hier in diesem Land einnahmen. Ein King würde niemals erwägen, sich ernsthaft an sie zu binden – genauso wenig wie ein Hewson, was Bobby ihr deutlich gesagt hatte.
“Was verstehst du, Miranda?”, fragte Nathan nach.
Sie blickte ihn an und zuckte die Schultern. “Dass ich im Gegenteil zu dir nicht dazugehöre.”
“Und wohin gehörst du?”
Miranda schüttelte lachend den Kopf. “Nirgendwohin. Das ist ein Grund, warum ich hier bin. Es ist egal, wo ich bin.” Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. “Man könnte sagen, ich gehöre nur mir.”
Nathan richtete seinen Blick nachdenklich auf den Teich. Ein tiefer, dunkler Abgrund, dachte Miranda, wie meine Familie. Wobei man es eigentlich nicht Familie nennen konnte – lediglich sie und ihre Mutter, deren wechselnde Männerbekanntschaften ihr nie die Ehe angeboten hatten. Ein trostloses Leben, das vor Jahren ein einsames Ende gefunden hatte. Kaum die Art von familiärem Hintergrund, mit dem die Kings sich in irgendeiner Weise verbinden wollten.
“Also macht es dir nichts aus, das Zugehörigkeitsgefühl anderer zu zerschlagen.”
Das war nun wirklich zu viel! “Du hast kein Recht, in meinem Privatleben herumzuschnüffeln. Meine Anwesenheit hier ist rein beruflich begründet”, sagte Miranda eisig.
“Mag sein, dass du meine Mutter getäuscht hast …”
Sie sprang wütend auf. “Das genügt! Ich war nie die Geliebte eines verheirateten Mannes und würde mich nie dazu erniedrigen!”
“Und was sollte dann das ganze Gerede von … Mätressen?”, entgegnete er scharf.
“Es ging um einen Mann wie dich, der mich genau dazu machen wollte und der die Macht besaß, alles zu zerstören, wofür ich hart gearbeitet habe. Genauso wie du die Macht hast, meinen Vertrag hier in ‘King’s Eden’ kaputt zu machen.”
Nathan erhob sich ebenfalls und sah sie stolz an. “Wie kannst du so etwas von mir denken?”
“Und was hast du von mir gedacht, he? Du hast mich wie den letzten Dreck behandelt, nur weil ich gesagt habe, ich würde dein Spiel nicht mitspielen.” Ihre grünen Augen funkelten. “Schön, lass dir eins sagen: Ich werde nicht so dumm sein, darauf zu bauen, dass du anders sein könntest als er. Es ist mir egal, wie sexy du bist. Ich werde dein Spiel nicht mitspielen!”
Sie zitterte am ganzen Leib und hatte die letzten Worte förmlich herausgeschrien, sodass sie von den Felsen widerhallten. Wieder hatte Nathan sie dazu gebracht, die Beherrschung zu verlieren. Um wenigstens ein bisschen Würde zu wahren, begann Miranda, ihren Rucksack wieder einzupacken. Doch während sie noch aufgebracht mit dem Deckel der Plastikdose herumfummelte, nahm Nathan plötzlich ihre Hand und hielt sie fest.
“Ich verspreche dir … ich schwöre dir … deine Position in ‘King’s Eden’ ist vor jeglicher Einmischung meinerseits sicher.”
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie brachte kein Wort heraus, sondern blickte stumm auf Nathans starke Hand, die immer noch ihre hielt.
“Und nimm bitte meine Entschuldigung dafür an, dass ich dir dieses Gefühl gegeben habe. Das lag nie in meiner Absicht.”
Es klang aufrichtig. Doch Miranda konnte den Blick nicht von seiner Hand
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