Nathan King - der Rinderbaron
kommt jemand.” Sam deutete an Miranda vorbei auf einen Jeep, der sich rasch näherte. “Sieht aus, als wäre es Tommy. Scheint vom Farmhaus zu kommen. Erwarten Sie ihn, Miranda?”
“Nein. Er ist erst Dienstag hier gewesen, um alles mit mir durchzusprechen.”
Sam lächelte bedeutsam. “Nun, heute ist Samstag. Vielleicht hat er noch keine Begleitung für heute Abend und hofft, Sie würden sich anbieten.”
“Dann hat er Pech gehabt.”
Sam schüttelte bewundernd den Kopf. “Es ist wirklich sehr lehrreich, zuzusehen, wie Sie ihn immer wieder abblitzen lassen. Darf ich bleiben und mir den Spaß ansehen?”
“Wenn Sie möchten, Sam.”
Miranda fand Tommys pausenlose Flirtversuche keineswegs so vergnüglich und verstand eigentlich nicht, was Sam dabei gewinnen konnte, sie beide zu beobachten. Anscheinend fand sie es amüsant. Aber Miranda hatte nicht vergessen, was Nathan ihr von Sams Gefühlen für Tommy erzählt hatte. Vor diesem Hintergrund kam ihr Sams Bitte, ihnen beiden zusehen zu dürfen, doch eher masochistisch vor. Oder konnte die junge Frau vielleicht gar nicht anders? Wenn Tommy sie so magnetisch anzog wie … Miranda jagte ein Schauer über den Rücken. “Aus den Augen, aus dem Sinn” konnte bei ihr und Nathan keineswegs gelten, wenn auch die Anforderungen ihres neuen Jobs ihr geholfen hatten, nicht mehr so oft an ihn zu denken.
Tommy war für sie kein Problem. Sein überschwänglicher Charme prallte an ihrer vollendeten Höflichkeit ab, und er versuchte nie, die Grenzen zu übertreten, die sie ihm vorgab. Sowieso hatte für ihn das Geschäft Vorrang, und er wollte es sich in dieser Hinsicht nicht mit ihr verderben.
“Na, wie läuft’s?”, rief er fröhlich, als er den Weg zur Veranda heraufkam.
“Bestens”, antwortete Miranda.
Er blieb vor der Veranda stehen und betrachtete die beiden lächelnd. “Mum und Jared sind zum Wochenende hergeflogen. Sie sind für heute Abend zum Dinner ins Farmhaus befohlen.”
Miranda horchte auf. “Befohlen?” Das klang ganz nach Nathan. Ihr Herz pochte plötzlich wie wild.
“Nun ja, eingeladen”, verbesserte sich Tommy trocken. “Aber lassen Sie es sich gesagt sein, vor den Einladungen meiner Mutter können Sie sich nicht drücken.”
Elizabeth King, nicht Nathan. Doch Tommys Wortwahl gab ihr zu denken. Offenbar glaubte er, dass sie sich vor seinen Einladungen drücke. Warum konnte er ihr mangelndes Interesse an ihm nicht einfach akzeptieren? Steckte er vielleicht hinter dieser “Einladung”? Oder doch Nathan? Oder wollte Elizabeth King sich persönlich überzeugen, wie sie, Miranda, im Ferienpark zurechtkam?
Warum konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen? Sie leistete ausgezeichnete Arbeit. Und dennoch … es war ein unwiderstehlicher Gedanke, Nathan wiederzusehen. Und es besteht nicht die geringste Gefahr, redete sie sich ein. Schließlich würde nicht nur seine Mutter, sondern auch noch sein jüngster Bruder anwesend sein. Vielleicht würde es sie ja sogar von den lüsternen Gedanken heilen, die sie in den einsamen Nächten plagten, und ihr die Augen öffnen, wie dumm es wäre, sich mit Nathan King einzulassen.
“Was ist mit unseren Gästen hier?”, gab sie zu bedenken.
“Sie verbringen die ‘Happy Hour’ mit ihnen, und wenn sie dann gut bei Tisch sitzen, überlassen Sie sie sich selbst”, antwortete Tommy sofort. “Man hat sich doch schon beim Dinner gestern Abend kennengelernt, oder nicht?” Tommy war über die Buchungen der Suiten im Gästehaus bestens informiert.
Miranda nickte. “Aber ich werde erst nach sieben hier wegkommen.”
“Mum weiß das. Deshalb essen wir um acht.” Tommy warf Sam einen neckenden Blick zu. “Mum meint übrigens, du solltest auch kommen, Zwerg … wegen der Ausgewogenheit bei Tisch.”
“Oh natürlich! Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Elizabeth das gesagt hat!”, erwiderte Sam spöttisch.
“Nun ja, ich habe sie gewarnt, dass du vermutlich nicht einmal ein Kleid besitzt, das du anziehen kannst.”
“Ich werde eins anziehen, und zwar speziell für Jared!” Sam tat, als würde sie angestrengt nachdenken. “Oder vielleicht … mache ich mich auch an Nathan ran, nachdem Susan von der Bildfläche verschwunden ist.”
Susan … Miranda erstarrte bei der Erwähnung dieses Namens und atmete tief ein. Nathan hatte diese Susan vielleicht nicht als seine “Mätresse” betrachtet, aber er hatte sie auch nicht geheiratet – das durfte sie, Miranda, nie vergessen!
Tommy kam lachend die
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