Nathan King - der Rinderbaron
einige Tage zu wohnen, zählte in der Regel zu den Millionären, und Mirandas Position als Managerin brachte sie in enge Tuchfühlung mit diesen Gästen, schon allein, weil sie jeden Abend die Rolle der Gastgeberin beim Dinner übernehmen würde. Einen so vertrauten Umgang mit den Gästen würde sie in einem großen Hotel in der Stadt nie erreichen.
Doch bei aller Berechnung, heute früh hatte sie gepatzt. Es bestand eine starke Anziehung zwischen ihr und ihm, auch wenn sie dies offensichtlich lieber leugnen wollte. Anscheinend konnte er ihr nicht bieten, was sie sich vom Leben erhoffte, weshalb sie eine Affäre mit ihm als reine Zeitverschwendung betrachtete.
Sieh den Tatsachen einmal ins Auge, Junge!, ermahnte Nathan sich scharf. Du würdest bei dieser Frau doch auch nur deine Zeit verschwenden.
Besser, sie sich jetzt gleich aus dem Kopf zu schlagen, als sich mit einer Frau einzulassen, der Betrug und Ehebruch zur zweiten Natur geworden war.
Als Miranda aus dem Waschraum kam, wandte Nathan sich ihr zu und beobachtete sie forschend. Sie hatte sich die breite Krempe ihres Hutes tief in die Stirn gezogen, sodass ihre Augen im Schatten lagen. Nathan war fest entschlossen, sich nicht noch einmal von ihren weiblichen Reizen verführen zu lassen. Sollte sie sie doch an den Meistbietenden versteigern!
Er sieht mich an, als wäre ich irgendein widerliches Insekt! Miranda verbarg ihre Betroffenheit hinter einer stolz aufgerichteten Haltung, während sie sich insgeheim dafür verwünschte, dass sie diesen Mann so nahe an sich herangelassen hatte. Nun maßte er sich an, ein Urteil über sie zu fällen, und sie hasste sich für ihre Verletzlichkeit. Sie brauchte sich nicht zu verteidigen, und sie würde es nicht tun!
Sie hatte sich für ihre Fehlinterpretation seiner letzten Beziehung entschuldigt. Darüber hinaus gab es für sie keinen Grund mehr, mit ihm über persönliche Dinge zu sprechen. Ein verstohlener Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es fast acht Uhr war. Nur noch vier Stunden in Nathans Gesellschaft, dann hatte sie es überstanden.
“Hier entlang.” Er ging los, ohne sich weiter nach ihr umzublicken.
Miranda folgte ihm schweigend. Der Weg zur Cathedral-Schlucht war mit Wegweisern ausgeschildert, sodass sie Nathans Führung eigentlich nicht benötigte. Sowieso lief er so schnell, und sie musste in dem unwegsamen Gelände derart auf ihre Schritte achten, dass ihr kaum noch Zeit blieb, sich umzusehen.
Die gewölbeartigen Felsformationen verschmolzen allmählich zu einer Schlucht, deren Wände sich immer höher auftürmten. Als der Pfad zunehmend enger und schwieriger wurde, ging Nathan voraus mit dem Hinweis: “Am besten folgst du in meiner Spur.”
Auch wenn sie seine Arroganz maßlos ärgerte, war es klüger, seiner Aufforderung zu folgen. Nathan wählte zielstrebig den sichersten Weg über Felsen und vorbei an trügerischen Felsspalten. Hin und wieder, wenn es besonders steil wurde, blieb er kurz stehen und vergewisserte sich, ob Miranda allein zurechtkam. Doch Miranda war stolz entschlossen, seine Hilfe nicht zu beanspruchen.
Allerdings hatte sie längst eingesehen, dass es für sie viel zeitraubender und gefährlicher gewesen wäre, sich den Weg ohne Nathan als ortskundigen Führer allein zu suchen. Dann passierte das, was sie unbedingt hatte vermeiden wollen: Sie glitt auf dem Felsgeröll aus, verlor die Balance und stürzte auf Nathan zu, der sich bei ihrem unterdrückten Aufschrei sofort umgedreht hatte.
Miranda prallte gegen ihn und fasste instinktiv Halt suchend nach seinen Armen. Geistesgegenwärtig griff er zu und hielt sie an sich gedrückt, bis sie wieder festen Boden unter ihren Füßen fühlte. Doch auch dann ließ er sie nicht los … und Miranda ihn genauso wenig.
Fest an seinen starken, männlichen Körper gepresst, war es Miranda, als würden ihrer beider Herzen im Einklang pochen. Ihre Hände ruhten auf seinen muskulösen Armen, fühlten deren Kraft und Wärme durch den Stoff seines Hemdes. Wie gebannt hielt sie still und genoss die heiße Erregung, die sie durchströmte.
In ihrer Verwirrung war sie sich nicht einmal bewusst, dass sie ihren Hut verloren hatte. Den Kopf zurückgelehnt, schmiegte sie sich unwillkürlich noch enger an Nathan. Doch das glühende Verlangen, das sie in seinen blauen Augen aufleuchten sah, brachte sie wieder zur Vernunft. Zitternd atmete sie tief ein.
Nathan presste die Lippen zusammen. Sein Blick wurde spöttisch. Ohne große Umstände schob er Miranda
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