Nathan King - der Rinderbaron
Hintergrundwissen, Nathan.”
“Und du hast nicht vor, deine Wertschätzung zu zeigen?”
Miranda versuchte ihre Empfindungen in Worte zu fassen. “Für mich war es mehr eine Art von … Kommunikation als ein Konzert.”
“Ach ja? Und was hat es dir mitgeteilt?”
Sein Blick war hart und herausfordernd. Es war klar, dass Nathan nur die Bestätigung des Urteils suchte, das er längst über sie gefällt hatte: dass sie eine herzlose Frau war, die nur an sich dachte und nicht an die anderen, die sie möglicherweise verletzen könnte.
Doch Miranda hielt seinem Blick trotzig stand. “Es hat mir eine Einsicht in dein Leben vermittelt … und in das Leben derjenigen, die dieses Land einst bewohnten. Ein Leben, das ihnen stets abverlangt haben muss, dass sie sich nach seinem Herzschlag richteten.”
Sie sah, dass ihre Antwort ihn überraschte. Seine Augen blitzten ungläubig auf, als hätte sie ihn in tiefster Seele getroffen. Sekundenlang bannte er sie mit einem durchdringenden Blick, der an den Grundfesten ihres Seins zu rütteln schien. Dann wandte er sich wortlos ab und ging weiter.
Miranda riss sich zusammen und folgte ihm. Der tiefe Sand machte jeden Schritt mühsam, aber bis in die Höhle war es ja nicht mehr weit, und wenigstens würde sie dort nicht mehr mit Nathan allein sein.
Im Näherkommen bemerkte sie jedoch zu ihrem Leidwesen, dass die sechs Touristen aufstanden und ihre Rucksäcke nahmen. Im Gänsemarsch folgten sie dem Aborigine, der um den Teich herum auf Nathan und sie zuging. Erst da erkannte Miranda, dass er die Uniform eines Reiseführers trug. Offenbar war er von diesen Leuten angeheuert worden.
“G’day, Nathan”, begrüßte er Nathan freundlich lächelnd und in vertraulichem Ton.
“G’day, Albert”, erwiderte Nathan unerwartet herzlich. “Wenn du weiter so spielst, wirst du die Touristen noch im Schlaf verfolgen.”
Der Aborigine tätschelte lachend sein Didgeridoo. “Hab nur gute Geister beschworen.” Mit einem vielsagenden Blick auf Miranda fügte er hinzu: “Vielleicht wirst du sie ja noch brauchen.”
“Vielleicht”, bestätigte Nathan gutmütig. “Dies ist übrigens Miranda Wade. Sie ist die neue Managerin in Tommys Ferienpark. Albert ist einer der Stammesältesten in dieser Gegend, Miranda.”
Sie reichte dem Aborigine die Hand. “Vielen Dank für Ihr Spiel. Es war wirklich … magisch.”
Seine dunklen Augen funkelten erfreut. “Immer gute Magie, Miss Made. Sie werden eine Weile hierbleiben?”
“Ja.”
Er ließ ihre Hand los, tippte grüßend an seinen Hut und sagte an Nathan gewandt: “Könnte genau der richtige gute Geist für dich sein, oldfella.” Dann stapfte er vergnügt lachend davon.
Nathan warf Miranda einen überaus skeptischen Blick zu, bevor er weiter voraus zum Teich ging. Hier, in Ufernähe, wurde der Sand fester, und das Gehen bereitete weniger Mühe. Alberts Touristengruppe kam an ihnen vorbei und begrüßte sie mit einem freundlichen “hi!”. Miranda erwiderte lächelnd den Gruß, während Nathan den Leuten lediglich zunickte. Aber Miranda entging nicht, dass die Frauen aus der Gruppe ihm bewundernde Blicke zuwarfen.
Er war ein Mann, der wohl auf jedes weibliche Wesen Eindruck machte, wobei er selber vermutlich nur wenigen Frauen besondere Aufmerksamkeit schenkte. Ein Mann, der gut allein auskommt, überlegte Miranda, während sie ihm um den Teich zu den flachen Felsbrocken folgte, wo sie allem Anschein nach rasten würden. Nathan besaß eine Ausstrahlung, die auf geradezu elementare Weise männlich war, und er hatte natürlich recht: Auch sie, Miranda, konnte seine Wirkung auf sie nicht ernsthaft leugnen.
Vielleicht war es dumm von ihr, eine Affäre mit ihm abzulehnen. Wobei er ihr nach dem Wortgefecht heute früh wohl kaum eine zweite Chance geben würde.
Hätte sich aus einer solchen Beziehung etwas Besonderes entwickeln können? Eine verräterische Stimme flüsterte: “Ja”, aber Miranda kämpfte sie energisch nieder. Sexuelle Anziehung war keine Garantie für eine funktionierende Beziehung. Und warum sollte sie glauben, was Nathan von sich und seinen bisherigen Beziehungen mit Frauen behauptet hatte? Zweifelsohne hatte er mit der Frau geschlafen, die sich dann entschlossen hatte, einen anderen Mann zu heiraten. Was verriet das über ihn?
Nathan warf seinen Rucksack auf einen großen flachen Felsbrocken, und Miranda ließ sich ungefähr einen Meter entfernt auf einem anderen nieder. Da sie hier in der Höhle vor der
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