Nathan King - der Rinderbaron
viel Zeit zu haben. Aber lass dir es von mir gesagt sein, Tommy, die Zeit rinnt dir durch die Finger, und was man aufschiebt, wird nie geschehen.”
“Was uns wieder zur Frage der Entscheidung zurückbringt”, mischte sich Nathan ein. “Sollen wir in den Tag hineinleben oder für die Zukunft planen? Was meinst du, Miranda?”
Das war jetzt eine unmissverständliche Herausforderung an sie, sich auf das einzulassen, was zwischen ihnen war, ohne genau zu wissen, was sich daraus entwickeln würde. Miranda überlegte fieberhaft. Mit ihrer Antwort konnte sie ihn endgültig zurückweisen oder ihm die Tür weit öffnen. Sollte sie es wagen? Die Worte seiner Mutter kamen ihr in den Sinn: “… die Zeit rinnt dir durch die Finger … was man aufschiebt, wird nie geschehen.” Sie wusste nicht, welche Richtung ihr Leben nehmen und ob Nathan ein wichtiger Teil davon sein würde. Aber sie wollte die Möglichkeit, dass es so sein könnte, nicht länger verleugnen.
“Ich denke, ich würde gern Sarahs Tagebücher lesen”, antwortete sie vorsichtig, womit sie einem weiteren Kontakt mit Nathan die Tür öffnete.
Im ersten Moment schien ihn ihre Antwort zu verblüffen. Doch dann blitzten seine Augen amüsiert auf. “Ich bin sicher, dein Interesse wird belohnt werden. Ich werde sie dir vorbeibringen, sobald Jim sie mir zurückgegeben hat.”
“Danke. Das weiß ich wirklich zu schätzen.”
Der warme Klang seines Lachens wirkte auf Miranda anregender als jeder Champagnercocktail. War es Freude, Triumph? Sie konnte es nicht entscheiden. Auf jeden Fall sah Nathan unwiderstehlich attraktiv aus, wenn er lachte, und Miranda durchflutete ein warmes Glücksgefühl. Dieser Mann war etwas Besonderes. Und in diesem Moment scherte es sie nicht, welchen Preis sie vielleicht dafür bezahlen musste, ihn näher kennenzulernen.
8. KAPITEL
T ag für Tag ermahnte Miranda sich, dass sie nicht erwarten könne, Nathan wiederzusehen, bevor nicht Jim Hoskins Sarahs Tagebücher zurückgegeben haben würde. Doch alle Vernunft half nicht, ihre erwartungsvolle Vorfreude zu dämpfen, die sie bei der Vorstellung empfand, wieder mit ihm zusammen zu sein, und am Ende jeden Tages war sie enttäuscht, dass er doch nicht gekommen war.
Wenn sie nachts allein im Bett lag, ging sie in Gedanken immer wieder den Ablauf jenes Dinners im Farmhaus durch und versuchte, Nathans Verhalten und seine Worte zu deuten. Sie zweifelte nicht daran, dass er es darauf angelegt hatte, sich eine neue Chance zu eröffnen, in ihrem Leben eine Rolle zu spielen. Und als sie ihm diese Chance gegeben hatte, war er klug – oder schlau – genug gewesen, sie nicht zu sehr auszunutzen. Nachdem er das gewünschte Ziel erreicht hatte, hatte er das Gespräch bei Tisch ganz bewusst auf unverfänglichere Themen gelenkt, bis man sich zum Abschluss des Abends entschied, Kaffee und Likör im Salon zu trinken.
Da hatte er Miranda ganz beiläufig vorgeschlagen, ihr die Fotogalerie in der Eingangshalle genauer zu zeigen. Dabei hatte er ihr all die Personen gezeigt, von denen er ihr zuvor erzählt hatte, ihr einen kurzen Überblick über die bewegte Geschichte der Rinderfarm vermittelt, ein paar interessante Anekdoten eingeflochten und bereitwillig Mirandas Fragen beantwortet, ohne die Situation in irgendeiner Weise auszunutzen. Und obwohl er es die ganze Zeit über vermied, sie zu berühren, hatte sie das Gefühl, als würde er mit jedem Blick mehr von ihr Besitz ergreifen. Die Macht, die er über sie zu haben schien, erregte und erschreckte sie zugleich. Selbst als Sam und sie sich verabschiedeten, wurde sie sie nicht mehr los … diese Sehnsucht, die alles in den Schatten stellte, was sie bis dahin erlebt hatte.
Glücklicherweise schienen weder Sam noch Tommy und Jared etwas davon bemerkt zu haben, dass sich in dem Verhältnis zwischen Nathan und der neuen Managerin des Ferienparks eine Veränderung anbahnte. Und auch Elizabeth King wirkte einfach nur zufrieden mit dem Verlauf eines gelungenen Abends.
Natürlich würde es sich auf die Dauer nicht geheim halten lassen, nicht, sobald Nathan den nächsten Schritt unternahm. Hier draußen, wo jeder jeden kannte, konnte so etwas nicht unbemerkt bleiben. Aber wenigstens hatte Nathan mit der Führung des Ferienparks nichts zu tun, sodass in ihrem Job keine Unannehmlichkeiten zu erwarten waren, sollte sich die mögliche Beziehung zwischen Nathan und ihr als nicht gut erweisen. Miranda hoffte allerdings von ganzem Herzen, dass sie sich zu etwas
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