Nathan King - der Rinderbaron
sicher vor ihm sei? Und ihr somit bewusst machen, wo sie eigentlich hingehörte?
Miranda blickte verstohlen zu Elizabeth King und errötete noch mehr, als ihr klar wurde, dass Nathans Mutter sie aufmerksam beobachtete. Über Nathan hatte sie, Miranda, ihre Gastgeberin ganz vergessen, was von schlechten Manieren zeugte. Das war umso peinlicher, nachdem Nathan ihr soeben angedeutet hatte, wo ihr Platz war.
“Entschuldige mich, bitte”, sagte sie rasch und beeilte sich, zu Elizabeth King zu gehen.
Elizabeth King bedeutete Miranda, in einem Sessel in ihrer Nähe Platz zu nehmen, und Miranda gab sich alle Mühe, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, bis zum Essen gerufen wurde. Allerdings schien Elizabeth weniger an geschäftlichen Erkundigungen interessiert. Ihre Fragen waren mehr darauf ausgerichtet, in Erfahrung zu bringen, wie es Miranda in “King’s Eden” gefiel und ob sie sich in ihrer neuen Umgebung wohlfühlte. Miranda hoffte, Mrs. King mit ihren Antworten zufriedenzustellen, doch ihre Nervosität blieb.
Als sie schließlich zu Tisch gingen, erwartete sie eigentlich, neben Elizabeth platziert zu werden. Umso verblüffter war sie, als ihr und Sam die Plätze zu beiden Seiten von Nathan zugewiesen wurden, während Tommy und Jared rechts und links von ihrer Mutter Platz nahmen. Eine ausgewogene Tischordnung … Tommys Bemerkung fiel ihr wieder ein, doch sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Die drei King-Brüder und Sam waren sich von Kindheit an vertraut. Sie, Miranda, war eine Außenseiterin, die jetzt zwar in ihrer Mitte saß, aber nicht wirklich zu ihnen gehörte. Dieses Gefühl verstärkte sich im Verlauf des Abendessens, als man um sie herum pausenlos von Leuten und Ereignissen sprach, von denen sie keine Ahnung hatte.
Diese Welt war ihr verschlossen. Sie würde nie dazugehören. Irgendwie musste es ihr gelingen, ihre Gefühle für Nathan zum Schweigen zu bringen. Allein in seiner Nähe zu sitzen, wie jetzt, war eine Qual.
Als Jared sie schließlich auf ihre Erfahrungen im Hotelgeschäft in der Stadt im Vergleich zu ihrem jetzigen Job hier im Outback ansprach, ging sie dankbar darauf ein. Endlich etwas, das sie von Nathan ablenkte. Tommy weitete das Gespräch dann auf den Tourismus im Allgemeinen aus, und Sam trug Erfahrungen ihrer Eltern bei, die gegenwärtig Argentinien bereisten.
“Was ist eigentlich mit deiner Familie, Miranda?”, mischte sich Nathan plötzlich ein. Miranda erstarrte und sah ihn mit großen Augen an. Er lächelte freundlich. “Du sitzt hier mitten unter uns. Sam erzählt von ihren Eltern. Ich nehme an, das weckt in dir Heimweh nach deiner Familie.”
“Ganz und gar nicht”, wehrte sie ab. Warum fragte er sie nach ihrer Familie? Sie hatte ihm doch gesagt, dass sie nirgendwohin gehörte. Und trotz seines freundlichen Lächelns verriet sein Blick, dass er einen ganz bestimmten Zweck verfolgte.
“Nun, sie werden bestimmt einmal herkommen und Sie besuchen”, warf Jared ein.
Verwirrt fiel Miranda so schnell keine passende Antwort ein. Sam versuchte, ihr zu helfen. “Sie haben nicht zufällig einen attraktiven Bruder, der noch Junggeselle ist?”, fragte sie mit einem herausfordernden Blick in Tommys Richtung.
“Nein”, sagte sie so kurz angebunden, dass sie hoffte, damit weitere Fragen abzuschneiden.
“Aber hinreißende Schwestern?”, fragte Tommy ziemlich hoffnungsvoll.
“Ich habe keine Familie”, erwiderte Miranda unverblümt, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sah.
Sam sah sie überrascht an. “Sie sind eine Waise?”
Wie sollte sie dieses furchtbare Kreuzverhör nur aufhalten? “Als Kind war ich das nicht. Aber ich habe jetzt keine Familie mehr”, antwortete sie fest.
“Heißt das, Sie haben sie alle bei einem schrecklichen Unfall verloren?”
“Sam!” Nathans Blick warnte sie, mit ihrer Neugier womöglich an alten Wunden zu rühren.
“Es tut mir leid.” Sam lächelte zerknirscht. “Ich habe wohl zu viel Champagner getrunken.” Sie sah Miranda entschuldigend an. “Aber Sie waren einfach so geheimnisvoll, Miranda, und haben bisher noch nie etwas Persönliches aus Ihrer Vergangenheit erzählt.”
Damit lenkte sie die Aufmerksamkeit nur noch mehr auf Miranda, und der war klar, dass es für den Rest des Abends für befangene Stimmung sorgen würde, wenn sie Sams Bemerkung unbeantwortet ließ. Außerdem, was machte es schon? Was hatte es für einen Sinn, die Tatsache zu verbergen, dass sie keinen besonderen Stammbaum vorweisen konnte … nichts,
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