Nathan King - der Rinderbaron
Karriereleiter ganz noch oben zu gelangen oder …”
Miranda verstummte, erneut überwältigt von jenem Gefühl bitterer Enttäuschung, das sie damals empfunden hatte. Versprechungen, wie sie Bobby Hewson ihr damals gemacht hatte, hatten ihre Mutter in den Untergang gelockt.
“Oder?”, forschte Nathan.
Sie seufzte. “Wenn ich nicht vernünftig sein würde, könnte meine Karriere auf ziemlich wackligen Füßen stehen. Für eine gute Stellung bei einem anderen Arbeitgeber wäre ich schließlich auf gute Referenzen angewiesen.”
Nathan schüttelte verständnislos den Kopf. “Aber anscheinend hat er seine Drohung nicht wahr gemacht. Meiner Mutter zufolge waren deine Referenzen ausgezeichnet.”
“Bobby hatte nicht damit gerechnet, dass ich ihn verlassen würde. Er glaubte, mich eingewickelt zu haben. Deshalb unterließ er es, den Manager des ‘Regency’ sicherheitshalber zu instruieren, mir gegebenenfalls ein schlechtes Zeugnis auszustellen.”
“Du hast ihn also verlassen, ohne es ihm vorher anzukündigen?”
“Ja, ich habe mit niemandem darüber gesprochen, dass ich mich für die Stelle hier beworben und sie auch bekommen habe. Sobald ich die Zusage hatte, habe ich meine Sachen gepackt, meine Kündigung eingereicht und das ‘Regency’ und Sydney an ein und demselben Tag verlassen. Im Grunde bin ich einfach von der Bildfläche verschwunden.”
“Ziemlich drastisch”, kommentierte Nathan nachdenklich.
Miranda glaubte aus seinen Worten Kritik herauszuhören. Verunsichert wandte sie sich von ihm ab, ging einige Schritte und drehte sich beschwörend wieder zu ihm um. “Versteh doch, ich wollte einen sauberen Schlussstrich. ‘King’s Eden’ bot mir genau das. Es lag außerhalb von Bobbys Reichweite und Einflussbereich. Ich dachte, hier könnte er nicht an mich herankommen oder mir durch Rufmord schaden, weil dieser Ferienpark im Outback keinerlei Berührungspunkte mit der üblichen Hotelbranche hat.”
“An dich herankommen?”, wiederholte Nathan scharf.
Sie errötete. “Wir waren drei Jahre zusammen. Das bedeutet eine Fülle von intimsten Kenntnissen. Und Bobby wird nicht zögern, sie zu benutzen.”
Ein missbilligender Ausdruck huschte über Nathans Gesicht, und Miranda wurde plötzlich wütend. Was war denn mit ihm und Susan? Er war doch auch zwei Jahre mit dieser Frau zusammen gewesen. Sie, Miranda, hatte wenigstens ernsthaft gehofft, dass Bobby sie heiraten würde.
“Willst du ihn immer noch?”, fragte Nathan unvermittelt.
“Nein!”, wehrte sie sofort ab. “Was glaubst du eigentlich, warum ich mich so aufrege? Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben, begreifst du das nicht?”
“Ich sehe nur, wie sehr dich die Nachricht, dass er herkommen wird, aufgebracht hat, und das legt für mich die Vermutung nahe, dass diese Beziehung für dich nicht wirklich vorbei ist. Wenn sie nämlich vorbei wäre, könnte er gar nicht mehr an dich herankommen, Miranda.”
“Du verkennst die Tatsachen”, widersprach sie heftig. “Nicht für mich, sondern für ihn ist diese Beziehung nicht vorbei. Und wenn du glaubst, er wird mich in Ruhe lassen, nur weil ich ihn darum bitte …”. Sie schüttelte den Kopf. “Mein plötzliches Verschwinden hat ihm doch deutlich genug gesagt, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will, doch er ignoriert es einfach. Er verfolgt mich, hat seine Pläne in dem Moment geändert, als er erfuhr, wo ich bin. Ich habe ihn nicht hierher eingeladen!”
“Mag sein, aber das heißt nicht, dass du ihn nicht begehrst, sobald er wieder vor dir steht.”
“Er kommt in Begleitung seiner Frau!”
“Miranda, du kannst dir das einreden …” Nathan kam langsam auf sie zu und sah sie eindringlich an. “Du kannst es mir gegenüber behaupten und es auch wirklich ernst meinen. Das bezweifle ich gar nicht.”
“Was bezweifelst du dann?”, flüsterte sie. Er war ihr jetzt so nahe, dass sie seine Wärme spürte. Heißes Verlangen durchzuckte sie. Sie begehrte Nathan, nicht Bobby! Und es tat ihr weh, dass er etwas anderes auch nur denken konnte.
“Ich meine, dass du in Wirklichkeit deshalb so aufgebracht bist, weil du Angst davor hast, was du wirklich fühlen wirst, wenn er wieder vor dir steht. Gefühle lassen sich nicht so leicht kontrollieren. Was, wenn er dich in die Arme nimmt …?”
Während er das sagte, zog Nathan Miranda dicht zu sich heran. Obwohl er kühl und beherrscht wirkte, bemerkte sie das leidenschaftliche Aufleuchten in seinen Augen. Das, zusammen mit
Weitere Kostenlose Bücher