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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Natur, in der er dem Lärm zu entkommen und Stille zu finden hofft. Doch die stille Natur ist häufig nur ein Wunschbild. Die großen Areale von Naturschutzgebieten und Nationalparks liegen nicht selten auf den Routen des Flugverkehrs (Mace et al., 2004). Der Lärm in Nationalparks wird jedoch nicht nur durch darüber hinweg fliegende Flugzeuge verursacht, sondern auch durch die mit dem Pkw anreisenden Besucher. Es ist das Paradox, dass diejenigen, die Ruhe suchen, durch ihr Verhalten dazu beitragen, dass diese Qualität verloren geht.
    Wahrgenommene Weite
    Ein weiteres zentrales Merkmal, das erholsame Umwelten kennzeichnet, ist die wahrgenommene Weite. Wie Kaplan (1995) meinte, müssen Umwelten eine gewisse Ausdehnung haben, um überhaupt erholsam sein zu können. In zu kleinen beengenden Räumen fällt es schwer, sich frei und unbeschwert zu fühlen. Schon Bollnow (1963) hatte gemeint, dass das Erleben von Weite bedeutet, nicht behindert zu werden:
    Enge […] geht immer auf die Behinderung der freien Bewegung durch eine sie allseits beschränkende Hülle[…]. Weite bezeichnet demgegenüber die Befreiung von dieser Behinderung […]. Allgemein also empfindet der Mensch die beengenden Räume als einen Druck, der ihn quält; er sucht sie zu sprengen und in die befreiende Welt vorzustoßen (Bollnow, 1963, S. 89).
    Weite hat also nicht nur den funktionalen Aspekt, einen Raum überschauen und weit in die Ferne blicken zu können, sondern hat auch die symbolische Bedeutung des Freiseins. Weite wirkt anregend und hält den Geist wach (Kaplan, 1995).
    Der Eindruck von Weite lässt sich verstärken, indem man bei der Umweltgestaltung wahrnehmungspsychologische Prinzipien wie die lineare und die atmosphärische Perspektive einsetzt, um Raumtiefe zu erzeugen. Die lineare Perspektive beruht auf dem Prinzip, dass parallele Linien mit zunehmender Entfernung zu konvergieren scheinen, so dass man aus der Konvergenz auf die Entfernung schließen kann. Konvergieren die Linien sehr allmählich, hat man den Eindruck von Weite. Die atmosphärische Perspektive bezieht sich auf das Phänomen, dass Dinge und Objekte umso verschwommener und unklarer erscheinen und sich umso weniger deutlich als Figur vom Hintergrund abheben, je weiter weg sie vom Betrachter sind. Die Erzeugung unscharfer Texturen ist so ein Mittel, um den Eindruck von Entfernung und Weite zu erzeugen.
    Kompatibiliät
    Ein wichtiges Merkmal erholsamer Umwelten ist Kompatibilität. Die Umwelt ist für einen Menschen kompatibel, wenn er sie als zu seinen Bedürfnissen, Motiven und Handlungsabsichten passend wahrnimmt (Kaplan, 1995). Synonyme Begriffe, um das Übereinstimmen von Umweltbedingungen und individuellen Intentionen und Bedürfnissen zu bezeichnen, sind Passung, Synomorphie und Kongruenz. Synomorphie heißt Strukturgleichheit zwischen Umwelt und Verhalten bzw. Verhaltensabsichten.
    Die Differenzierung von Fuhrer (1996) zwischen verschiedenen Formen von Kongruenz zeigt die verschiedenen Aspekte von Kompatibilität. Fuhre hat zwischen ergonomischer, emotionaler, kognitiver und motivationaler Kongruenz unterschieden. Ergonomische Kongruenz ist gegeben, wenn Sitzmöbel, Treppenstufen, Greifweiten, Türhöhen usw. den körperlichen Maßen und Proportionen angepasst sind. Bei kognitiver Kongruenz ist die Umwelt lesbar; es fällt leicht, sich darin zu orientieren. Wird die Umwelt gefühlsmäßig als passend empfunden, ist sie emotional kongruent. Ein Beispiel für emotionale Kongruenz ist die Zustimmung zu der Aussage: «In dieser Landschaft fühle ich mich ganz wie zu Hause». Zugestimmt wird weit eher, wenn die Umwelt den richtigen Maßstab (human scale) hat.
    Kongruenz im motivationalen Bereich meint eine Entsprechung von individuellen Zielen, Bedürfnissen und Motiven und dem Grad der Erleichterung ihrer Erfüllung durch die Umwelt. Man kann vieles machen, und es fällt leicht, das, was man möchte, auch zu tun.
    Favorite places
    Im Zusammenhang mit dem Merkmal der Kompatibilität sind die «favorite places» (Lieblingsorte) zu nennen, die insbesondere Korpela und Mitarbeiter analysiert haben. In einer Befragung von Studierenden in Finnland haben Korpela & Hartig (1996) herausgefunden, dass Landschaften mit Seen und Bereiche mit Bäumen häufige Lieblingsorte sind. Charakterisiert wurden die Lieblingsorte als Bereiche, die schöne Ausblicke bieten, grüne Natur sowie Seen und Flüsse aufweisen und hell und sonnig sind. Lieblingsorte sind jedoch nicht allein wegen eines

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