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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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und Kurorte in Naturlandschaften gelegt (Job-Hoben & Erdmann, 2008). Zielgruppen sind erschöpfte, gestresste, erholungsbedürftige und kranke Menschen.
    Therapeutische Gärten
    Einer der Vorläufer der therapeutischen Gärten (healing gardens) sind die von einem Kreuzgang umgebenen Klostergärten (Barnes & Marcus Cooper, 1999). Es war ein nach außen hin abgeschirmter Raum im Innern der Klosteranlage, der Geborgenheit und Schutz bot. Weite war in diesem Fall kein relevanter Faktor, sondern vor allem being away und Kompatibilität. Der Mensch, der sich heute für eine Weile in ein Kloster zurück zieht, um der Hektik des Lebens zu entfliehen, möchte sich in der Stille und Abgeschiedenheit des Klosters regenerieren (Quellette et al., 2005). Die Welt des Klosters passt zu seinem Bedürfnis nach Rückzug und Alleinsein.
    Weitere Vorläufer waren der japanische Zen-Garten und der orientalische Paradiesgarten. Im Zen-Garten sollen alle Elemente der Natur wie Steine, Wasser und Pflanzen in einer Szene enthalten sein, so dass die gesamte Natur auf einen Blick erfassbar ist. Man nahm an, dass ein solches Konzentrat die Kontemplation fördert. Der orientalische Paradiesgarten bildete eine Oase inmitten einer wüsten und lebensfeindlichen Umwelt. Typische Merkmale waren die umgebende Mauer, Wasser, Überdachungen und Hügel.
    Direkte Vorläufer der zeitgenössischen therapeutischen Gärten sind die Krankenhausgärten, die ab Ende des 19. Jahrhunderts angelegt wurden (von Krosigk, 2008), sowie die Kurparks. Auch hier ist die Annahme, dass Heilungsprozesse in einer positiv erlebten Umwelt beschleunigt werden können.
    Kurparks sind eine moderen Form der antiken Heilstätten. Diese besaßen eine einzigartige Atmosphäre, was Gesler (1993) auf die harmonische Anordnung von Gebäuden und Freiflächen sowie insbesondere auf die Lage inmitten der Natur zurückführte. Ein wichtiges Element war das Wasser als heilige Quelle oder Bach im heiligen Hain. Wasser wurde von Anbeginn an mit Heilung in Verbindung gebracht.
    In den antiken Heilstätten gab es auch ein Theater. Zur Heilung gehörte so auch zweifellos die Unterhaltung. Man hatte intuitiv erkannt, dassUmwelten, die erholsam sein sollen, anregend sein müssen. Das wurde auch im Kurpark des ausgehenden absolutistischen Zeitalters im 18. Jahrhundert so gesehen, in dem Gebäude und Park Bestandteile einer Gesamtanlage waren (Modrow, 2008). Man fuhr im Sommer in den Kurort z. B. nach Bad Homburg oder Bad Ems, wobei es den Reisenden nicht nur um die Wiederherstellung einer angeschlagenen Gesundheit ging als vielmehr auch um Geselligkeit, Vergnügen und Unterhaltung.

    Abbildung 3-33: Antike Heilstätte (eigene Fotos)
    Dass die Umwelt die Therapie und Heilung unterstützen kann, hat man inzwischen erkannt. So entwickelt die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau gemeinsam mit Medizinern Strategien eines vorsorgenden Gesundheitsschutzes durch grüne Natur. Die Ziele sind: Linderung körperlicher Beschwerden, schnellere Genesung, raschere Stressbewältigung und Steigerung des Wohlbefindens (Cooper Marcus & Barnes, 1999; Hartig et al., 1999). Therapeutische Gärten ergänzen die klassischen medizinischen Behandlungsmethoden. Ihre heilende
    Wirkung lässt sich auf verschiedene Wirkungsmechanismen zurück führen:

    Abbildung 3-34: Kurpark (eigenes Foto)
    • die Pflanzen sowie die gesamte Anlage lösen Faszination aus
    • die positive emotionale Reaktion auf die Pflanzenwelt versetzt den Körper in eine physiologische Ruheposition
    •der Garten bietet soziale Stimulation, man trifft dort auf andere Menschen, mit denen man kommunizieren kann
    • man bewegt sich im Freien in frischer Luft
    • man kann im Garten aktiv tätig sein.
    Dass therapeutische Gärten diese Qualitäten auch aus der Sicht der Patienten besitzen, belegen die Ergebnisse von Patientenbefragungen, über die Cooper Marcus & Barnes (1999) berichtet haben (vgl. Tabelle 3-8 ).
    Tabelle 3-8: Von Patienten genannte Qualitäten von Gärten, die zu einer positiven Gestimmtheit beitragen (Cooper Marcus & Barnes, 1999, S. 6)

    Menschen reden weniger über Krankheitssymptome und halten sich für gesünder, wenn sie von grüner Natur umgeben sind (de Vries et al., 2003). Pennebaker & Brittingham (1982) haben dieses Phänomen folgendermaßen erklärt: Die Wahrnehmung richtet sich nicht nur auf die Außenwelt, sondern immer auch auf die Innenwelt; eine reizarme Umwelt bewirkt, dass verstärkt auf die innere

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