Natur
erreichen)
• der Raumeindruck (nicht unpersönlich abweisend und institutionell, sondern freundlich und anheimelnd)
• die Privatheit (man sieht und hört die anderen Klienten nicht, man wird von den anderen nicht gehört und gesehen)
• die Sitzanordnung (frei wählbare Anordnung statt grundsätzlich fixiert)
• der Grad der Beleuchtung (frei wählbar)
• der Ausblick (Blick auf Grün statt auf Betonwände)
• die Pflanzen im Raum (die Pflanzen müssen in einem gepflegten und guten Zustand sein)
• die Dekoration (keine grellen Farben und verstörenden Bilder).
Wie man sieht, kommt auch die Natur in dieser Liste vor und zwar zum einen als Blick aus dem Fenster auf grüne Natur und zum anderen in der Ausstattung des Raums mit Pflanzen. Offensichtlich sehen Therapeuten Natur intuitiv als unterstützende Komponente an.
Ein im Forschungslabor durchgeführtes Experiment zu Frage einer optimalen Gestaltung von Wartezimmern stammt von Arneill & Devlin (2002). Den Versuchspersonen wurden Fotos von realen Wartezimmern gezeigt, die hinsichtlich ihrer Größe, Gestaltung, Beleuchtung, Möblierung und Dekoration variierten. Die Wartezimmer sollten beurteilt werden im Hinblick auf die zu erwartende Qualität der Behandlung sowie im Hinblick darauf, wie wohl man sich fühlen würde, wenn man in diesem Raum warten müsste. Der behandelnde Arzt wurde für besonders kompetent gehaltenund die Behandlung als effektiv eingeschätzt, wenn die Wartezimmer eine angenehme Beleuchtung aufwiesen und wenn sie farbenfroh und gepflegt aussahen, wozu Pflanzen und eine schöne Dekoration gehörten. Übertragen auf die Realität besagt das Ergebnis: Am wohlsten fühlen sich Klienten in dekorativen und anregenden sowie in geschmack- und stilvollen Wartezimmern. Ein solcher Eindruck wird durch gepflegt aussehende Pflanzen sowie positive Ablenkungen wie Bücher und Bilder vermittelt. Am geringsten ist das Wohlbefinden in Wartezimmern, die dunkel und spartanisch sowie fremdartig und unkomfortabel sind. Auch wenn Wartezimmer nur Vorräume sind, so verbringen die Klienten mitunter ziemlich viel Zeit dort. Deshalb sollten diese Räume in den therapeutischen Prozess einbezogen und dementsprechend Therapie fördernd gestaltet werden, wozu Pflanzen in starkem Maße beitragen können.
Natur als Reiseziel
Erholung in der Natur gehört zu den wichtigsten Motiven des Reisens. Wie zu erwarten greifen Reiseveranstalter und die Tourismusbranche dieses Verlangen nach der erholsamen Natur in ihren Angeboten auf. Sie nutzen dabei die Natur sowohl als «restorer» als auch als «competence builder» (vgl. Knopf, 1987). Weil etliche Reisende beides zugleich wollen, sich erholen und durch Kompetenznachweise ihr Selbstwertgefühl erhöhen, sind die Angebote dementsprechend gestaltet. Es wird im Programm sowohl dem Wunsch nach dem Freisein von fest gefügten Alltagsroutinen, nach Erholung und Entspannung, als auch dem Wunsch nach neuen, mehr oder weniger herausfordernden Erfahrungen entsprochen.
Nach den Ergebnissen von Scheiner (2001) steht die Erholung als Reisemotiv an erster Stelle (vgl. Tabelle 3-9 ). Es ist einer der insgesamt sechs Faktoren, die Scheiner in einer faktorenanalytischen Auswertung ermittelt hat 39 . Bei diesem Faktor ist der Anteil an «sehr wichtig»-Einstufungen am höchsten. Bei dem Erholungsfaktor werden die jeweiligen Umwelten nicht spezifiziert. Anzunehmen ist jedoch, dass vor allem auch Naturumwelten darunter fallen.
Tabelle 3-9: Reisemotiv- Faktoren (Scheiner, 2001, S. 191)
An zweiter Stelle folgt ein «Natur-Faktor». Er repräsentiert das Motiv, die Natur zu erleben und etwas für die Gesundheit tun. Auch dieses Motiv wurde von fast einem Drittel der Befragten als sehr wichtig und nur von 3% als ganz unwichtig eingestuft. Die Natur und Naturlandschaften sind so zweifellos bedeutende Reiseziele. An dritter Stelle folgt das Bedürfnis nach neuen Erfahrungen, man möchte Entdeckungen machen, wozu sich auch die Natur als «competence builder» anbietet.
Reiseveranstalter nutzen die Pull-Wirkung einer ursprünglich erscheinenden Natur, indem sie Abenteuerreisen anbieten. Parallel dazu floriert die Branche der für solche Reisen erforderlich gehaltenen Funktionskleidung und Ausstattung.
Spezielle Angebote sind Touren in Nationalparks, in denen die Natur geschützt wird. Adressaten sind diejenigen, die in den Nationalparks ursprüngliche Natur erleben wollen. Sie erwarten ein authentisches Naturerleben und nicht eine
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