Natur
wahrscheinlich auch durch die Mittel des «roadside design» fördern ließe. Beim Radfahren ist man weniger schnell und kommt mit der Umwelt direkt in Berührung. Dies gilt zweifellos noch mehr für das Zufuß gehen.
Das Landschaftsbild jenseits der Fahrerperspektive
Die Kohärenz einer Landschaft wird verringert, wenn sie von Straßen durchschnitten wird. Ein Beispiel ist der Bau einer Schnellstraße auf Betonpfeilern durch ein Flusstal. Dadurch wird zweifellos Transportzeit eingespart. Für die Bewohner im Tal bedeutet indessen eine solche Straße sowohl erheblichen Verkehrslärm als auch eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Die Naturschützer verweisen auf die negativen Folgen für die Tierwelt, deren Biotope zerstört werden.
Alleen bieten nicht nur Abwechslung für den Autofahrer. Auch das Landschaftsbild wird weniger beeinträchtigt, wenn eine Allee anstelle einer baumlosen Straße mitten hindurch führt. Der Kontrast zwischen Straße und Umgebung wird gemildert, das heißt Kohärenz geschaffen.
Wohn- und Zielstraßen
Nicht nur wegen der Unterschiede in der erlaubten Fahrgeschwindigkeit, sondern auch wegen der zusätzlichen Funktionen ist zwischen Straßen innerhalb und außerhalb von Ortschaften zu unterscheiden. Straßen innerhalbvon Ortschaften sind Wohn- und Zielstraßen. Sie sind nicht nur Durchgangs- bzw. Verkehrsstraßen, sondern hier wird auch gewohnt und hier liegen alltäglich wichtige Zielorte.
Abbildung 3-28: Weg mit Bäumen (eigenes Foto)
Dass auf Bäume und begrünte Fassaden an Straßen und Wegen emotional positiv reagiert wird, haben Sheets & Manzer (1991) nachgewiesen. Die Versuchspersonen, denen schematisierte Szenen von Straßen mit Gebäuden zu beiden Seiten und zwar mit und ohne Begrünung der Fassaden und mit und ohne Bäume am Rand gezeigt wurden, beurteilten die Straßenszenen ohne jedes Grün signifikant negativer als solche mit begrünten Hausfassaden und Bäumen vor den Häusern. Die Bilder mit grüner Natur wurden eindeutig bevorzugt.
Bäume im Bereich von Wohn- und Einkaufsstraßen stärken die Aufenthaltsfunktion. Man geht gern zu Fuß, wenn man auf grüne Natur blicken und hier und da verweilen und auf einer Bank unter einem Schatten spendenden Baum sitzen kann. Dabei hängt es von den klimatischen Bedingungen ab, mit welchen Bäumen die Straßen gesäumt werden. Apfelsinenbäume am Straßenrand gibt es nur in Ländern mit wärmeren Klima.
Abbildung 3-29: Apfelsinenbäume im Straßenraum (eigenes Foto)
Abbildung 3-30: Dorfstraße mit und ohne Bäume (Bilder von Peter Esch)
Auch Dorfstraßen werden in ihrem Erscheinungsbild durch Bäume positiv verändert, was eine Bildmontage erkennen lässt, bei der Bildszenen mit Bäumen und ohne Bäume einander gegenüber gestellt werden.
Das Hinzufügen von Bäumen erhöht die Komplexität und verwandelt eine reizarme Dorfstraße in eine anregende Strecke. Von dem anregenden Erscheinungsbild profitieren auch die Dorfbewohner. Sie blicken auf grüne Natur, wenn sie aus dem Fenster sehen oder wenn sie zu Fuß in ihrem Dorf unterwegs sind.
Pflanzen in Innenräumen
Pflanzen in Innenräumen haben eine lange, bis in die Antike zurückreichende Tradition. In den heutigen hoch zivilisierten Gesellschaften dürfte dieser Brauch noch wichtiger geworden sein, denn die Menschen verbringen den allergrößten Teil ihrer Zeit in Innenräumen. Pflanzen in Innenräumen sind bewusst herein geholte Naturelemente. Was sind die Motive? Und können diese eingestreuten Naturelemente im Kontext der vielen anderen Dinge, mit denen Innenräume gefüllt sind, überhaupt eine spürbare Wirkung entfalten? Aufschlüsse bringt die Zusammenschau von Bringslimark et al. (2009).
Die Forscher haben die Ergebnisse aus 21 Untersuchungen, über die zwischen 1976 und 2009 berichtet wurde, gesichtet und vergleichend betrachtet. In allen geht es um Pflanzen in Räumen, also nicht um grüne Natur draußen, die man nur vom Fenster aus sieht. Wie die Auflistung zeigt, sind im Blickfeld der Forschung vor allem sekundäre Territorien wie Büros, Arbeitsräume, Krankenhauszimmer, Räume in psychiatrischen Kliniken und Klassenzimmer, die der empirischen Forschung zugänglicher sind als private Wohnungen.
In einigen dieser Untersuchungen wurden Vorher-Nachher-Vergleiche angestellt, in anderen wurde ein einmaliger Vergleich zwischen einer experimentellen und einer Kontrollgruppe vorgenommen. Insgesamt wurde ein breites Spektrum möglicher Effekte von Pflanzen
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