Natur
Angestellten wusste nicht, ob sie ihn überhaupt nutzen dürfen. Eine bessere Information über das Angebot ist angesagt, bevor man eine nicht so hohe Nachfrage als Desinteresse interpretiert. Alle potentiellen Nutzer müssen Bescheid wissen, dass es einen solchen Garten auf dem Gelände gibt, dass er ihnen zur Verfügung steht und auch, wie man dort hinkommt.
Dennoch ist zu befürchten, dass sich das Interesse an einer Therapie fördernden Gestaltung der Außenräume von Krankenhäusern verringern wird, was nicht etwa an einer mangelnden Nachfrage durch die Patienten liegt, sondern was nach Cooper Marcus & Barnes (1999) auf das Aufkommen und die Verbreitung der «Gerätemedizin» zurück zu führen ist. Es sind jedoch gerade die kranken Menschen, die von grüner Natur ganz erheblich profitieren, zumal Krankenhäuser stark belastende Umwelten sind. Die Patienten sind empfindlicher und psychisch verletzbarer als gesunde Menschen, weil sie sich weniger wohl fühlen, weil das normale soziale Netzwerk außer Kraft gesetzt ist und weil sie in einer unvertrauten Umgebung sind, die ihnen kaum Privatheit bietet und über die sie keinerlei Kontrolle haben, was das Gefühl verstärkt, hilflos zu sein (Barnes & Cooper Marcus, 1999).
Auch wenn manche Kranken das grüne Außengelände nicht aufsuchen können, so kann, wie Ulrich (1984) in seiner immer wieder zitierten Untersuchung nachgewiesen hat, schon der Ausblick vom Fenster auf das Grün draußen die Heilung beschleunigen und die Befindlichkeit und Gestimmtheit positiv beeinflussen (vgl. Kapitel 2.2 , S. 79).
Gestaltungsprinzipien speziell für Gärten im Bereich von Pflegeheimen für Demenzkranke haben Heeg & Bäuerle (2004) formuliert. Hier haben die Gärten das Ziel, den Fortschritt der Erkrankung zu verzögern und die Selbstbestimmung und Selbstständigkeit der Kranken möglichst lange zu erhalten. Eines der Gestaltungsprinzipien ist anstelle von «Sackgassen» Rundwege anzulegen. Rundwege verhindern Hilflosigkeit und Irritation, die bei linearen Wegen auftritt und zwar dann, wenn der Kranke am Ende eines Flurs oder Weges angekommen ist und nicht zurückfindet. Rundwege sind nicht nur innerhalb der Gebäude, sondern auch in den Gärten im Außenraum wichtig. Auf solchen Wegen werden keine belastenden Erfahrungen gemacht. Sie machen Mut zu wandern und sich draußen zu bewegen. Weitere praktische Hinweise zur Gestaltung von Gärten für Menschen mit Demenz finden sich bei Recktor (2003). Er führt ebenfalls den Rundweg als ein wichtiges Gestaltungselement an, um die Verwirrung der kranken Menschen bei endenden Wegen zu vermeiden.
Therapieräume
Klinikgärten und therapeutische Gärten betreffen zwar den Außenraum, doch dieser wird von den Kranken und dem Pflegepersonal bereits dadurch genutzt, dass man ihn beim Blick aus dem Fenster erblickt. Schon der Anblick ist wirkungsvoll (Ulrich, 1984). Lässt sich grüne Natur im Außenraum nicht realisieren, gibt es noch die Möglichkeit, Pflanzen in Innenräume zu holen. Man würde dann zumindest den Effekt, den der Anblick von Pflanzen bietet, nutzen. Dass diese Überlegung stimmig ist, hat die Untersuchung von Devlin (1992) gezeigt. Die Patienten in einer psychiatrischen Einrichtung zeigten nach einer Renovierung der Einrichtung, zu der auch das Aufstellen von Blumentöpfen in den Innenräumen gehörte, weniger stereotypes Verhalten, wobei die positive Wirkung vor allem den Pflanzen zugeschrieben wurde.
Auch in Wartezimmern und Therapieräumen ist Natur ein die Therapie förderndes Mittel. Wenn sich Natur im Außenraum nicht realisieren lässt, sind Zimmerpflanzen eine akzeptable Lösung. Zusätzlich können Bildermit Naturthemen an der Wand als «Geste der Natürlichkeit» eingesetzt werden.
Wie Anthony & Watkins (2002) konstatiert haben, gibt es nur relativ wenige empirische Untersuchungen zur optimalen Gestaltung von Räumen, in denen Psychotherapie und Beratung stattfindet. Ein Grund ist, dass die Untersuchung von Umwelten problematisch ist, in denen Privatheit oberstes Gebot ist. Mit Laborexperimenten, in denen Therapiesituationen simuliert werden, und mit Therapeuten-Interviews hat man versucht, dieses Problem zu umgehen. So haben Anthony & Watkins Interviews mit Therapeuten über die optimale Gestaltung von Therapieräumen geführt. Als Merkmale, die sie für den Therapieverlauf und den Therapieerfolg als wichtig ansehen, erwiesen sich:
• die Lage des Raums (nicht an einer lauten Straße gelegen, gut zu
Weitere Kostenlose Bücher