Natur
unerforscht.
Es gibt jedoch einige Hinweise: Überdachte Einkaufspassagen werden positiv erlebt, wenn sie gepflegt sind, wenn die Schaufensterauslagen attraktiv sind, wenn Vielfalt geboten wird und wenn es dort Pflanzen gibt (Oppewal & Timmermans, 1999).
Malls sind ausgedehnte öffentliche Räume, die ausreichend Platz bieten, um sie mit Pflanzen auszustatten. Etwas anders sieht es in den kleineren Wohnungen aus. Optimal wäre ein zusätzliches sog. «Grünes Zimmer», das heißt ein über zwei Geschosse reichender heller Raum (Röhrbein, 2008). Solche Zimmer sowohl in Häusern als auch in Maisonettewohnungen im Geschosswohnungsbau würden die Möglichkeit bieten, auch größerePflanzen in Innenräumen von Wohnungen unterzubringen. Die diesem Konzept zugrunde liegende Idee ist, in dicht besiedelten Gebieten mit wenig grüner Natur eine Kompensationsmöglichkeit zu schaffen. Diese Wohnform ist jedoch erst selten und zwar in Potsdam und Berlin realisiert worden. Ein Grund für die geringe Verbreitung dürften die höheren Kosten sein.
Abbildung 3-32: Bäume in einem überdachten Innenhof (eigenes Foto)
Keine der von Bringslimark und Mitarbeitern gesichteten Untersuchungen bezieht sich auf Wohn räume oder vergleicht private und nicht-private Räume. Deshalb lässt sich auch nicht die Hypothese überprüfen, dass die Wirkungen von Pflanzen in Wohn räumen, die für den Menschen persönlich besonders bedeutsam sind, intensiver sind als an anderen Orten. Hier wäre auch zu bedenken, dass er die Pflanzen selbst aussuchen und platzieren würde. Man würde also nicht nur den Effekt der Pflanzen als solchen, sondern zugleich auch den Effekt der Umweltaneignung erfassen.
3.4 Nutzung der Natur zur Erholung und Heilung
Ansatzpunkte, um die Erholwirkung und regenerierende Kraft der Natur gezielt zu nutzen, liefern die drei Modelle, die in Kapitel 2.2 vorgestellt wurden: das physiologische Modell der emotionalen Reaktion, die Aufmerksamkeitserholungstheorie und das Modell der «restorative environments». Erholsame Umwelten sind solche, auf die emotional positiv reagiert wird, die faszinierend sind, so dass sie die unwillkürliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die das Gefühl vermitteln, von der Alltagswelt weit entfernt zu sein, die als weit und befreiend und als passend zu den eigenen Bedürfnissen und Motiven wahrgenommen werden. Naturumwelten können in dieser Hinsicht mehr bieten als gebaute Umwelten.
Die Natur wirkt doppelt erholsam. Sie ist, wie Knopf (1987) es formuliert hat, «Aufbauer»(restorer) und «Kompetenzbildner» (competence builder). Der Erholeffekt der Natur über die Kompetenzbildung kommt dadurch zustande, dass das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen durch den Umgang mit der natürlichen Umwelt gestärkt werden. Es fördert das Selbstwertgefühl und damit auch das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit, wenn man etwas zuwege bringt, was über die Alltagsroutine hinaus geht.
Die unbekannte, kaum erschlossene, vom Menschen unberührte Natur ist sowohl aufbauend als auch Kompetenz bildend. Sie bietet ein «being away» im höchsten Grade. Man ist weit weg vom Alltag, von Versagensängsten und «Sozialstress».
Umwelten, die der Erholung, Genesung und - wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist - einer möglichst langen Erhaltung der körperlichen und geistigen Kräfte dienen sollen, sind effektiver, wenn sie einen Bezug zur Natur haben, weil auf diese Weise der Erholeffekt der Natur ausgenutzt wird. Eine Orientierung liefern die aus der empirischen Forschung gewonnenen Kriterien erholsamer Umwelten, die in Tabelle 3-7 aufgelistet sind.
Tabelle 3-7: Kriterien für die Gestaltung erholsamer Umwelten
Neben den bekannten vier Faktoren erholsamer Umwelten being away, Faszination, Weite und Kompatibilität sind in Tabelle 3-7 zusätzlich noch Ästhetik und Aneignung als weitere Kriterien aufgeführt. Es fällt schwer sich zu erholen, wenn die Umwelt, in der Erholung auf dem Programm seht, als hässlich wahrgenommen und negativ bewertet wird. Umwelten können nur dann erholsam sein, wenn sie eine positive emotionale Reaktion auslösen.
Ein spezielles Kriterium sind Gelegenheiten für die Erholungssuchenden und Kranken, sich die Umwelt zu eigen zu machen. Hier ist die Gartentherapie als Ansatz zu nennen (siehe unten).
Natur wird in allen Größenordnungen für die Erholung, Heilung und Erhaltung der Gesundheit genutzt, z. B. werden Pflanzen für Heilzwecke verwendet, oder es werden Kurklinken
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