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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Befindlichkeit geachtet wird und in Folge davon mehr über körperliche Symptome und eine unbefriedigende Gesundheit berichtet wird. Reizarme Krankenhaus-Umwelten verschlechtern auf diese Weise die Befindlichkeit zusätzlich. Es liegt so auf der Hand, in der Umwelt von Kliniken Anregungen zu schaffen. Ein nahe liegendes wirkungsvolles Mittel ist grüne Natur (vgl. Hartig et al., 1999).
    In den meisten Fällen sind die Gärten, die im Umkreis von Therapie-Einrichtungen angelegt wurden, nicht auf eine aktive Tätigkeit der Patienten ausgerichtet. Wenn sie es sind, spricht man von einer Gartentherapie(horticultural therapy). Einsatzbereiche für therapeutische Gärten sind Krankenhäuser, geriatrische Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen, Gefängnisse und Schulen für geistig behinderte Kinder. Lewis (1991) erklärt die positiven Effekte der Gartentherapie mit der Aufmerksamkeitserholungstheorie: Das Gärtnern ist so involvierend, dass die unwillkürliche Aufmerksamkeit davon absorbiert wird.
    Neuberger (2010) hat die Gartentherapie in einen Zusammenhang mit der Arbeitstherapie gebracht. Die Tätigkeit mit Pflanzen, die im Unterschied zu Dingen lebendig sind, erfordert nicht nur, sondern fördert auch die Flexibilität, Kreativität und Eigenständigkeit der Patienten. Gartenarbeit ist Interaktion mit der natürlichen Umwelt. In ihrem historische Rückblick stellen Neuberger & Putz (2010) fest, dass Gartenarbeit schon in der Antike für ein probates therapeutisches Mittel gehalten wurde. Bereits der Arzt Galen von Pergamon (129-199 n. Chr.) hatte sie empfohlen.
    Seit dem 19. Jahrhundert wurde das Gartentherapie-Konzept weiter entwickelt, theoretisch fundiert und praktiziert. Inzwischen gibt es Lehrbücher, Studiengänge, Forschungsprojekte und eine «Internationale Gesellschaft Gartentherapie» (vgl. Neuberger & Putz, 2010).
    Aus der Sicht der Patienten sind therapeutische Gärten Umwelten, die der Wiederherstellung der Gesundheit dienen, in denen man von seinen Beschwerden abgelenkt wird, in denen man sich wohl fühlt und - je nach Gartenkonzept - auch Gartenarbeiten verrichtet. Aus der Sicht des Pflegepersonals sind es Bereiche, um sich von der körperlich und psychisch belastenden Arbeit zu erholen und Stress abzubauen. Die positiven Wirkungen der therapeutischen Gärten kommen also nicht nur den Kranken, sondern auch dem Personal zugute und schließlich auch noch einer dritten Gruppe, nämlich den Angehörigen, die zu Besuch kommen (Hartig et al., 1999).
    Diese dritte Gruppe verdient besondere Beachtung, wenn die Patienten Kinder sind, die vergleichsweise oft von Eltern und Geschwistern besucht werden. Aus diesem Grunde analysierten Whitehouse und Mitarbeiter (2001) in einer Kinderklinik in San Diego den dort angelegten therapeutischen Garten aus der Perspektive von drei Zielgruppen: den Patienten, dem Pflegepersonal und den Familienangehörigen. Das Motiv der Untersuchung war, einen empirischen Nachweis zu erbringen, dass sich Investitionen in solche Gärten lohnen, dass es sich dabei nicht um Luxus handelt, dass sie nicht nur Kosten verursachen, sondern auch einen erheblichen Nutzen haben, indem sie den Heilungsprozess beschleunigen. Die Forschergruppe setzte Beobachtungs- und Befragungsmethoden ein. Die Beobachtungenergaben, dass rund 60% der Garten-Besucher Familienangehörige sind, was die Bedeutung dieser Zielgruppe für therapeutische Gärten in Kinderkliniken unterstreicht. Je nach dem Alter der Kinder wird der Garten unterschiedlich genutzt: Je jünger die Kinder sind, umso aktiver verhalten sie sich, wohingegen die ab 11-Jährigen häufiger nur sitzen und schauen. Die Klinikangestellten und die Pflegepersonen finden sich dort ein, um für eine kurze Zeit den Arbeitsstress hinter sich zu lassen, oder auch, um ein krankes Kind in den Garten zu bringen. Die positive Bewertung des Gartens strahlt auf die gesamte Einrichtung aus.
    Andererseits war aber auch erkennbar, dass der Garten noch mehr genutzt werden könnte. Gründe, warum die Ausnutzung nicht so hoch ist, wie sie sein könnte, waren
    • eine nicht ausreichende Informiertheit darüber, dass die Gartenanlage allen zur Verfügung steht
    • der Eindruck, dass der Garten nur schlecht zu erreichen ist
    • Unklarheit über den Zweck des Gartens
    • die Ansicht des Personals, dass es zu zeitaufwändig ist, die Patienten in den Garten zu bringen.
    Knapp der Hälfte der besuchenden Familien war der Klinikgarten unbekannt, und sogar etwa ein Zehntel der

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