Natur
erfasst. Betrachtet wurden dabei das Sozialverhalten, emotionale Gestimmtheit, Gefühle, Kreativität, Aktiviertheit, Schmerzwahrnehmung, Schnelligkeit der Genesung und Bedarf an Schmerzmitteln nach einer Operation, Reaktionszeiten, Fehler in Testaufgaben, Leistungsmessungen, Ermüdung, Bewertungen des Raums hinsichtlich seine Ästhetik und der Luftqualität, Arbeitszufriedenheit und physiologische Messungen. In Tabelle 3-6 ist einkleiner Auszug aus der tabellarischen Zusammenstellung von Bringslimark und Mitarbeitern wieder gegeben.
Tabelle 3-6: Auswirkungen von Pflanzen in Innenräumen (Ausschnitt aus Bringslimark et al., 2009, S. 424ff.)
Die zahleichen positiven Ergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass Pflanzen in Innenräumen ein zu empfehlendes Mittel sind, Naturelemente in die gebaute Umwelt zu bringen. Dies gilt für psychiatrische Einrichtungen, Krankenhäuser und Büros. Heerwagen & Orians (1986) stellten fest, dass Landschaftsbilder ein Defizit an Ausblicken auf grüne Natur kompensieren können. Die Büroangestellten, die in fensterlosen Räumen arbeiteten, bebilderten ihre Wände insgesamt häufiger und zwar vor allem mit Landschaftsbildern.
Räume mit hoch angebrachten Fenstern, die keinen Ausblick ermöglichen, oder die gänzlich ohne Fenster sind, wurden mit der Intention gebaut, Ablenkungen auszuschalten. Von der Aufmerksamkeitserholungstheorie her ist dieses Vorgehen kontra indiziert, denn es gibt nichts, was die unwillkürliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, so dass man sich von mentaler Ermüdung erholen kann und weiteres konzentriertes Arbeiten oder Zuhören und den Ausführungen eines Vortragenden folgen wieder mühelos möglich sind.
In fensterlosen Räumen kann man nicht einfach aus dem Fenster sehen, um mental erholende Anregungen zu bekommen. Gerade in solchen Räumen müssten deshalb die Effekte von Pflanzen besonders durchschlagendsein. Lohr et al. (1996) haben das bestätigt. Die Versuchspersonen saßen in fensterlosen Räumen, in denen sie Aufgaben am Computer erledigen sollten. Eine Gruppe arbeitete in einem Raum mit Pflanzen, die auch in fensterlosen Räumen gedeihen können, weil sie wenig Licht benötigen. Die Pflanzen waren entweder in Töpfen auf dem Boden, auf dem Tisch oder an den Wänden hängend angeordnet. Die Kontrollgruppe bekam die gleichen Aufgaben in einem Raum ohne Pflanzen. Die Versuchspersonen im Raum mit den Pflanzen erledigten die Aufgaben schneller, sie schätzten sich als aufmerksamer ein, und ihr Blutdruck sank nach der Durchführung der Aufgabe rascher wieder auf das Normalniveau ab.
Doch die Ergebnisse experimenteller Untersuchungen sind nicht immer eindeutig und übereinstimmend. Das kann methodisch bedingt sein: Die Art und Menge der Pflanzen und die Raumausstattung insgesamt sowie die Dauer der Phasen mit und ohne Pflanzen variieren von Untersuchung zu Untersuchung. Zu bedenken ist vor allem, dass eine Pflanze im Raum nur eines unter vielen anderen Elementen ist. Sie prägt nicht allein das Ambiente. So kann es sein, dass die interessanten Möbel in ihrer Wirkung so stark sind, dass die kleine Pflanze im Raum kaum bemerkt wird.
Festzuhalten ist damit: Pflanzen in Innenräumen haben positive Auswirkungen, doch der Effekt stellt sich nicht immer ein, weil er von anderen Effekten überdeckt werden kann. Von der Wirkung und deren Durchschlagskraft einmal abgesehen, sind Pflanzen in der Wohnung und Blumentöpfe auf Fensterbänken oder dem Balkon ein Zeichen für das Bedürfnis nach grüner Natur.
Pflanzen in Innenräumen können Symbole sein, sie können einem Raum seine Alltäglichkeit nehmen und ihn in ein festliches Setting verwandeln. In einem Raum mit einem Rednerpult, das von großen Blumenvasen flankiert ist, findet sicherlich nicht die übliche wöchentliche Vorlesung statt, sondern weit eher wohl ein Symposium,bei dem Politiker und Festredner Grußworte sprechen und geladene Gäste Vorträge halten. Pflanzen haben so auch eine Repräsentationsfunktion. Ein schlichtes Rednerpult wird durch Blumen, die davor arrangiert werden, zu einem festlichen Ort.
Abbildung 3-31: Festliche Stimmung durch Blumen (eigenes Foto)
Außenräume, die man mit einem Glasdach überspannt hat, werden zu Innenräumen, Innenhöfen und Malls. Es entstehen besonders hohe Innenräume, in denen sogar Bäume Platz haben. In welcher Weise sich die das Ambiente prägende grüne Natur in solchen überdachten Räumen ansonsten noch auswirkt, ist vergleichsweise
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