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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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der Luft und derArtenvielfalt 46 lässt sich abschätzen, inwieweit die Natur geschädigt statt bewahrt wird.
    Die Indikatoren, die Experten zur Bewertung des Zustands der natürlichen Umwelt heranziehen (vgl. Hoffmann-Müller& Lauber, 2008), sind nicht diejenigen, auf die Laien ihr Urteil gründen. Um sich über den Zustand der Natur und über aktuelle und künftige Umweltprobleme zu informieren, verlassen sie sich vor allem auf die Berichterstattung in den Medien. Sie werden keine systematischen Messungen vornehmen oder ausgewählte Vogelarten sowie das Vorkommen bestimmter Pflanzen zur Grundlage nehmen, um den Wandel der Artenvielfalt zu beurteilen, sondern sie bemerken vielleicht, dass in ihrer alltäglichen Umgebung bestimmte Vogelarten verschwunden sind oder überhaupt keine Vögel mehr auftauchen. Es sind unsystematische, nicht repräsentative Beobachtungen. Hinzukommt, dass Umweltprobleme an anderen Orten der Welt sich ohnehin der direkten Erfahrung entziehen. Wenn nicht darüber berichtet wird oder die Berichte nicht zur Kenntnis genommen werden, entfällt auch diese Quelle. Doch wenn Missstände nicht bewusst sind und nicht bemerkt werden, wird auch kein Handlungsbedarf gesehen. Darüber hinaus gibt es auch noch Lücken in der Wahrnehmung: Manche Schadstoffe wie Kohlenmonoxyd, ein giftiges Gas, das die Sauerstofftransportfunktion des Blutes blockiert, können nicht wahrgenommen werden, es gibt dafür kein Sinnesorgan. Etliches, was die Natur und damit letztlich auch die Existenz der Menschen bedroht, gelangt so weder sozial oder medial noch sensorisch vermittelt ins Bewusstsein (Fuhrer & Wölfing, 1996; Edelstein, 2002).
    Mangelhafte Folgenabschätzung
    Ein weiteres Problem ist, dass man die Folgen von Eingriffen nicht richtig einschätzt oder dass man sie zu wenig bedenkt. Als Beispiel kann ein großer Staudamm, der mit der Absicht gebaut wurde, die Wasserkraft zu nutzen, dienen. Die negativen Wirkungen treten erst später zutage.
    Neill (2003) hat über den Staudamm in Assuan berichtet, der Ägypten eine beständigere Wasserversorgung sichern, zwei bis drei Ernten im Jahr ermöglichen sowie ein Drittel der Stromverbrauchs im Land erzeugen sollte.
    Der Damm hielt jedoch auch den fruchtbaren Schlamm zurück, so dass der Einsatz von Chemie zur Düngung erforderlich wurde. Ohne die früher jährlich erfolgenden Überschwemmungen blieb mehr Salz im Boden. Nicht nur der Nil, sondern auch das Mittelmeer ist davon betroffen: der Sardinen- und Krabbenfang im Bereich der Mündung leidet unter dem fehlenden Nährstoff reichen Schlamm.
    Übernutzungen
    Allseits bekannte Beispiele für Übernutzungen sind die Abholzung von Urwäldern ohne Wiederaufforstung und übermäßiger Fischfang mit der Folge drastisch und irreversibel verringerter Fischbestände. Zu den Folgen von Übernutzung und verändernden Eingriffen sind andauernde Trockenheit, Bodenerosion, Verkarstung, Versalzung von Böden und der Verlust der Artenvielfalt zu rechnen. Bodenerosion ist nicht allein die durch Wasser oder Wind ausgelöste, sondern auch die durch die Tätigkeit des Menschen verursachte übermäßige Abtragung von Böden durch Abholzung und Überweidung. Eine Folge solcher massiven Eingriffe ist die Wüstenausbreitung, die fast jeder dritte Umweltexperte als kommendes Umweltproblem einstufte (vgl. Tabelle 4-1 ).
    Belastungen der Umwelt
    Belastungen entstehen durch Emissionen von Luftschadstoffen insbesondere Schwefeldioxid und Stickoxiden. Eine der Ursachen für die Entstehungvon Luftschadstoffen ist der Energieverbrauch. Hauptproduzent ist das produzierende Gewerbe, nur rund 10% der Schwefeldioxid Emissionen entfallen auf den Energieverbrauch der privaten Haushalte; bei den Stickoxiden sind es rund 20% (Bayer & Grundmann, 2008). Luftverschmutzung und Smog sind eine häufige Ursache von Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Husten und Asthma (Matthies, 1994). Luftschadstoffemissionen kommen insbesondere auch durch den Flugverkehr zustande, im Zeitalter des Massentourismus verstärkt durch Reisende, von denen nicht wenige unterwegs sind, um «die heile Welt der Natur» zu erleben 47 .

    Abbildung 4-2: Folgen der Überweidung (eigenes Foto eines Modells im Hamburger Botanischen Garten)
    Die Verschmutzung von Gewässern führt zu Hauterkrankungen und Allergien (Matthies, 1994). Die Süßwasserverschmutzung gehört zu den gravierenden Umweltproblemen der Zukunft (vgl. Tabelle 4-1 ). Mit Müllablagerungen wird nicht nur die Kohärenz und

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