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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
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können, tasten sie ihre Umgebung im Wasser ab. Sie erhalten so ähnlich wie die Fledermäuse ein » Hörbild« der Umwelt. Die Bündelung des Ultraschalls kann so massiv werden, dass der Schalldruck die angepeilten Beutetiere zerreißt. Tod durch Ultraschallkanonen. Manche Wale entwickeln Gesänge, deren Struktur von Jahr zu Jahr wechselt und die Sänger wahrscheinlich individuell erkennbar macht. Da Wasser Schall besser als Luft leitet, sind große Wale möglicherweise in der Lage, sich über Tausende von Kilometern Entfernung zu unterhalten.

    Der lange Entwicklungsweg von an Land lebenden Tieren
bis zu den Walen ist durch Fossilfunde belegt.
    Verglichen mit diesen Besonderheiten stellt ihre » Fischform« eine buchstäblich nur oberflächliche Veränderung dar. Sie ist kein Rückschritt zu einem früheren Zustand, als es noch keine Landwirbeltiere gab, sondern ein besonderer Fortschritt, der große Vorteile eingebracht hat. Denn das Meer ist der größte und langfristig auch ertragreichste Lebensraum. Seine Erschließung durch die fernen Vorfahren der Wale begann vor rund 50 Millionen Jahren, als große Teile der Kontinente flach vom Meer überflutet waren. In diesen Flachmeeren entwickelte sich ein ungemein reichhaltiges Tierleben. Es wurde attraktiv für Vierfüßer, die an den Ufern nach Art der heutigen halbaquatischen Tiere lebten, immer weiter ins Wasser vorzudringen, um Fische oder Wasserpflanzen als Nahrungsquelle zu nutzen.
    Fossilfunde zeigen den Übergang von raubtierähnlichen Vierfüßern über die anfänglich noch langhalsigen Fischjäger bis zur nach Jahrmillionen zustande gekommenen Fischform. Eine vergleichbare Entwicklung durchliefen auch die Seevögel. Sie wurden zu immer vollendeteren Schwimmern und Tauchern, blieben aber in ihrer Größe begrenzt, weil sie nicht zu schwer fürs Fliegen werden durften. Bei etwa 20 Kilogramm Körpergewicht liegt die Obergrenze. Das ist die Untergrenze bei den Kleinwalen bzw. Delfinen. Aufgrund ihrer Größe ohnehin flugunfähig, entwickelten sich die Vorfahren der Delfine und Wale in dieser Hinsicht weiter – bis hin zum bis zu 120 Tonnen schweren Blauwal, dem größten Tier überhaupt. Das Wasser trägt diese Körpermasse. An Land würde der Blauwal sich selbst erdrücken.
    Als sich um die Pole herum ausgedehnte Kaltwassergebiete im Meer aufbauten, kam eine neue, noch attraktivere Nahrungsquelle hinzu: der Krill, der sich in schier unerschöpflichen Massen entwickelt. Auf diese Krebstiere spezialisierten sich Großwale mit verschiedenen Besonderheiten: aus den Gaumenfalten des Munddaches wuchsen Hornplatten zu reusenartigen Gebilden aus, den Barten, die wie Filter die Kleintiere aus dem Wasser zurückhalten. Auch große Haie, Walhai und Riesenhai, verlegten sich auf die Nutzung des Krills. Sie wurden die Größten unter den Fischen.
    Millionen Jahre später gab es erneut Überflutungen von Kontinenten. Diesem Impuls folgten die Vorfahren der Robben. Von ihnen ging eine zweite große Welle der Bildung von Meeressäugetieren aus. Wale und Robben zusammen übertrafen an Lebendgewicht jenes aller Landsäugetiere, bevor der Mensch auf sie Jagd machte und sie fast bis zur Ausrottung einiger Arten dezimierte. Wiederum stimmen die Entwicklungen in der Vogelwelt recht gut damit überein. In Form der viele Millionen Individuen umfassenden Pinguine erreichte auch das Vogelleben im Meer den größten Anteil am Gewicht aller Vögel weltweit. Meeressäugetiere in Fischform sind somit ganz entsprechend wie die Seevögel keine Rückentwicklungen, sondern sehr erfolgreiche Neuerungen in der Evolution. Sie haben die Vorzüge des Vogel- oder Säugetierkörpers mit den Möglichkeiten des Meeres verbunden und gelangten dabei zu Höchstleistungen.

Das Zebra und die Tsetsefliege
    Warum gibt es gestreifte Pferde?

    Einfach so, als Laune der Natur? Sicherlich nicht. In Grzimeks Tierleben heißt es, die Streifen tarnen die Zebras vor ihren Hauptfeinden, den Löwen. Ob Bernhard Grzimek das wirklich glaubte? Jedenfalls ließ er die Geländewagen, in denen er mit seinem Sohn Michael in Ostafrika herumfuhr, als sie den einzigartigen Film Serengeti darf nicht sterben drehten, und sogar das Kleinflugzeug, die » Ente«, das sie zum Filmen benutzten, mit Zebrastreifen bemalen. Nun greifen Löwen bekanntlich Autos nicht an und Flugzeuge erst recht nicht. Im Straßenverkehr dienen die » Zebrastreifen« auch keineswegs der Tarnung, sondern um vor überquerenden Fußgängern zu warnen. Zebras

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