Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
Vom Netzwerk:
heben sich vom grünen Hintergrund der Landschaft in der Regenzeit wie auch vom braun gewordenen in der Trockenzeit sehr klar ab. Doch Löwen jagen hauptsächlich nachts – und da sind nicht nur » alle Katzen grau«, sondern auch alle Zebras. Da sie zur Hauptbeute der Löwen zählen, sind die Streifen offenbar kein guter Schutz. Wofür oder wogegen sind sie dann?
    Eine andere Erklärung geht davon aus, dass sich die Zebras untereinander am Streifenmuster erkennen. Klingt gut, obgleich die Streifen für unsere Augen eher verwirrend als hilfreich sind. Und unsere Hauspferde erkennen sich untereinander auch ohne Streifen. Zudem gab es ganz im Süden Afrikas ein Zebra, bei dem nur der Kopf und ein wenig vom Hinterteil gestreift waren. Eher angedeutet, weniger plakativ Schwarz gegen Weiß, sondern nur schwärzlich auf Braun. Es hieß Quagga, weil es für die Ohren der Buren, die nach Südafrika gekommen waren, um dort zu siedeln, so ähnlich klingende Laute von sich gab.
    Zu vielen Tausenden lebte das Quagga im südlichsten Afrika; auch diese schiere Menge reichte jedoch nicht zum Überleben. Die Buren rotteten es um die Wende zum 20 . Jahrhundert aus. Sie hielten dieses Zebra für eine Konkurrenz zu ihrem Vieh, auch schossen sie es zum Jagdvergnügen. (Das Fleisch aßen sie meistens gar nicht.)
    Das Quagga war ein richtiges Zebra, merkwürdigerweise ein fast ungestreiftes. Allein seine Existenz beweist, dass die Streifung für das Erkennen der Zebras untereinander nicht nötig ist. Trotzdem liegt interessanterweise in der Existenz der gar nicht so zebrahaft gestreiften Zebras ein Schlüssel zum Verständnis des Streifenmusters. Doch dazu muss ich etwas weiter ausholen.
    Es gibt nicht nur das Zebra, sondern drei verschiedene Arten von Zebras, nämlich das im östlichen und südlichen Afrika am weitesten verbreitete Steppenzebra, das nur in einigen Regionen des südlichen Afrika vorkommende Bergzebra sowie das in der Kopfform eselähnliche Grevy-Zebra. Letzteres lebt im nördlichen Ostafrika von Südäthiopien bis Nordkenia. In Nordafrika kommen zwei weitere Arten von Pferden vor, der Nubische und der Somali-Wildesel. Das Grevy-Zebra ist sehr eng gestreift, die beiden Wildeselarten sind, abgesehen von ein paar schwarzen Strichen an den Beinen, ungestreift. Streifenlos sind alle anderen Pferde und Esel. Gestreifte Pferde gibt es nur in einem großen Halbmond, der sich vom Südrand der Sahara über Ostafrika um das tropische Regenwaldgebiet des Kongobeckens herum bis ins südliche Afrika und nach Angola im Westen erstreckt.
    Wie schon festgestellt, waren die Quaggas, die Zebras am Kap, unterschiedlich intensiv gestreift. Aber ihr Fell zeigt, dass die Streifung ursprünglich vorhanden war. Sie schimmert noch durch! Doch was hat nun die Verbreitung der Zebras mit ihrem Muster zu tun? Wir müssen also nach einer Ursache suchen, die ausschließlich in dem genannten halbmondförmigen Bereich um das Kongobecken herum wirkt, außerhalb aber nicht. Die Löwen kommen somit als Verursacher ebenso wenig infrage wie das persönliche Erkennen der Zebras untereinander anhand der Streifenzeichnung. Löwen gab es nämlich während der Eiszeit und noch bis vor gut 2000 Jahren auch in weiten Teilen Asiens und in Südosteuropa. Hier aber waren und sind die Wildpferde nicht gestreift. Und die Quaggas im südlichsten Afrika brauchten die Streifen offenbar nicht mehr, obwohl sie ursprünglich eine solche Zeichnung hatten. Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Präzision, mit der das Streifenmuster angelegt wird, und dass es schon beim neugeborenen Fohlen vorhanden ist. Ich komme gleich darauf zurück.
    Vorher muss ich noch zwei weitere Gesichtspunkte betonen: Das Streifenmuster ist nirgendwo und niemals später wieder entstanden, wo, wie in Amerika, Hauspferde verwilderten. Es war allerdings in früheren Zeiten wahrscheinlich weiter verbreitet; in Südspanien gibt es nämlich Felszeichnungen von Pferden mit Zebrastreifung. In den großartigen Höhlenmalereien Frankreichs finden sich aber keine gestreiften Pferde. Es sieht so aus, als sei der Verbreitungsraum des Zebramusters im Laufe der Zeit geschrumpft.
    Aber auch Pferde ganz allgemein waren früher anders verbreitet als heutzutage. Denn die Pferde entstanden aus schon recht pferdeähnlichen Vorfahren in den Prärien von Nordamerika. Ganz ferne Vorfahren lebten sogar schon in Europa. In der Grube Messel bei Darmstadt hat man Fossilien vom nur gut hasengroßen Urpferdchen gefunden. Es dauerte

Weitere Kostenlose Bücher