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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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gehöre ich nicht.«
    »Ich verlange, sofort meine Kleidung und mein Schwert ausgehändigt zu bekommen, und dann werde ich gehen!«
    »Ja, ich dachte mir schon, dass du an deinem offen gestanden ziemlich streng riechenden Zeug hängst. Deswegen habe ich dir auch ein paar Kräuter unters Gemüse gemischt, die dich gleich etwas umgänglicher machen werden.«
    Laoren hielt plötzlich ein kleines silbernes Medaillon, das an einer Kette befestigt war, in der Hand, und schwenkte es vor Erenwins Augen leicht hin und her. »Schau mal, was ich hier habe.«
    Erenwin wollte sich widersetzen, doch seine Augen folgten unwillkürlich dem Pendeln, fixierten das Medaillon, und er setzte sich wieder ruhig hin.
    »So ist’s brav«, lobte Laoren. »Und jetzt hör mir gut zu, Meerling. Du musst noch eine Menge über uns Landbewohner lernen, wenn du hier überleben willst. Das mag deine Suche verzögern, vielleicht sogar sinnlos machen, aber wenn du jetzt gleich irgendwohin aufbrichst, gehst du ganz schnell unter. Also lass uns einen Handel schließen. Du wirst mir hier zur Hand gehen, und dafür werde ich dich unterrichten. Einverstanden? Ja, ich sehe schon, wir sind uns einig. Das freut mich!«
    Erenwins Blick war leer, seine Augen glänzten wie schwarzes Glas, in dem nur Laoren sich spiegelte.
    Zufrieden steckte dieser das Medaillon wieder ein. Gute Zeiten würden folgen.

14.
Auf See, nicht darunter

    Lurdèa verlor den Halt, als würden ihre Hände mit Gewalt weggerissen, und sie schrie laut auf, doch weder Erenwin noch Dullo schienen sie zu hören. In hohem Bogen flog sie in eine Richtung davon, während die anderen beiden entgegengesetzt abgetrieben wurden und unter Wasser verschwanden.
    Erst jetzt stürzte auch die junge Frau wieder der See entgegen, die unter ihr brodelte und schäumte, und tauchte schließlich ein. Doch damit war der Kampf noch nicht beendet, erneut wurde sie von dem Wirbel erfasst, erlitt damit dasselbe Schicksal wie eine Menge Fische und andere Wasserbewohner auch. Hilflos wurden sie fortgetragen, während sie sich wieder und wieder überschlugen, zusammenstießen, von Luftblasen und aufgewirbeltem Sand umhüllt wurden.
    Lurdèa unternahm alles, um nach unten in die Tiefe zu gelangen, doch ihre Kräfte reichten nicht aus. Sie paddelte um ihr Leben, denn auch große Räuber befanden sich in dem Reigen, mit aufgerissenen Mäulern, in denen große scharfe Zähne saßen, und stachligen Schuppen. 
    Plötzlich sah sie aus dem Augenwinkel etwas Dunkles auf sie zurasen, erkannte eine Schwanzflosse, versuchte noch auszuweichen, aber da wurde sie schon mit Wucht am Kopf getroffen, und sie wurde ohnmächtig.

    Als Lurdèa zu sich kam, schmeckte sie als Erstes die Fremdheit des Wassers. Irgendwann während ihrer Ohnmacht hatte der Strudel sie freigegeben, und nun trieb sie in der Fremde dahin, wo nichts nach Vertrautem schmeckte. Hier lebten in der Nähe keine Nauraka, und auch ihr Bruder war unerreichbar fern.
    Sie tastete ihren Körper nach Verletzungen ab und stellte erleichtert fest, dass sie keine weitere Verletzung davongetragen hatte, außer einer ziemlich großen Beule am Kopf, die heftig pochte und klopfte. Doch das würde rasch vergehen, Nauraka waren zäh, und Lurdèa hatte schon weitaus mehr erdulden müssen.
    In welche Richtung sollte sie jetzt schwimmen? Sie hatte keinerlei Orientierung, wo ihre Heimat liegen mochte, was daran liegen mochte, dass sie sich in den oberen Schichten befand, die über der Zwielichtgrenze lagen. Die Sonne streute ihr Licht durch das Wasser, spielte mit den Wellen und erzeugte Spiegelungen, die Lurdèas Sinne verwirrten. Das bedeutete, sie musste in die Tiefe, um dort irgendeinen Anhaltspunkt zu finden. Den Strömungen nachspüren, sie mit denen in der Heimat vergleichen, dann würde sie sich schon zurechtfinden.
    Vielleicht fand sie unterwegs das Gebiet eines befreundeten Seevolkes, das ihr weiterhelfen konnte. Zumindest hoffte sie sehr darauf, denn ganz allein zu reisen war in den Weiten der See gefährlich, und Lurdèa zudem in diesen Dingen völlig unerfahren. 
    Vor allem erschreckte sie nach ihrer langen Gefangenschaft in dem Frauenhaus mit den engen Wänden nun die Grenzenlosigkeit um sie herum. Keine Felsen, Korallen, Tangwälder, nur grün flirrendes Wasser, so weit sie blickte. Ab und zu ein Fischschwarm oder ein einzelner Jäger; sie alle wussten, wohin sie wollten, und kannten den Weg dorthin.
    Lurdèa war sich nicht sicher, ob sie die Reise nach Darystis wagen

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