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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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ergibt sich uns freiwillig, schon gefesselt!«, kicherte einer der Piraten, und seine wolligen Ohren wackelten.
    Lurdèa verzichtete auf eine Antwort und ließ sich abführen.
    Der Rückzug der Piraten war fast beendet, als Lurdèa auf dem Rückenpanzer ankam. Zusammen mit anderen Gefangenen wurde sie ins Innere der steinernen Festung gebracht, in einen mit Gitterstäben versehenen Kerker. 
    Sie war nicht einmal erstaunt, Berenvil vorzufinden.
    »Du hast es wohl auch nicht auf ein Schiff geschafft?«, stellte sie fast schadenfroh fest. Kein Nauraka hätte seinen Leidensgefährten einfach im Stich gelassen und sich allein davongemacht.
    Er schüttelte den Kopf und grinste. »Ich fürchte, wir beide haben unsere Lage nicht gerade verbessert.«
    Nein, das konnte man wirklich nicht sagen. Unglücklich fühlte Lurdèa, wie das Seewasser an ihr bereits wieder trocknete und zu Salz zerbröselte. Nur ein kurzer, glücklicher Moment, bevor die Hoffnung erneut zerstoben war.
    »Was ich nicht verstehe«, fuhr er fort, »wieso bist du hier? Warum bist du nicht einfach weggetaucht?«
    »Darüber will ich nicht reden«, murmelte sie, suchte sich einen freien Platz auf dem Tanglager und ließ sich nieder. Sie war sehr erschöpft und niedergeschlagen. Hätte sie das Kind nicht gerettet, wäre sie jetzt frei. Janwe hätte gar nicht darüber nachgedacht, und auch Ragdur nicht. Nachgedacht habe ich auch nicht , dachte sie resigniert. Ich sah nur das Kind, die Angst in seinen Augen, den verzweifelten Lebenswillen.
    Die übrigen Gefangenen liefen unruhig herum und debattierten über ihre Lage; kein einziger von ihnen war ein Sklave, alle waren Händler – und zwar gut betuchte, wie es aussah. Die Piraten hatten genau gewusst, wen sie sich schnappten.
    Lurdèa spürte, dass sie bereits wieder auf dem Meer unterwegs waren, in östliche Richtung. Wer wusste schon zu sagen, wie weit Darystis inzwischen entfernt war.

    Berenvil setzte sich zu Lurdèa. »Du bist verletzt. Darf ich mir das ansehen?«
    »Das heilt schon«, sagte sie unwirsch. Jetzt, da er sie daran erinnerte, überfiel sie brennender Schmerz, den sie vorher völlig ignoriert hatte.
    »Es könnte sich auch entzünden«, erwiderte er mild zurechtweisend.
    Widerstrebend gab sie nach und schloss kurz die Augen, als sie seine Berührung an ihrer Schulter spürte. Es war ihr mehr als unangenehm, und sie verspürte einen ekelhaften Geschmack im Mund.
    »Du magst es nicht, wenn dich ein Mann anfasst«, bemerkte Berenvil, während er sie vorsichtig untersuchte, die Wunde notdürftig reinigte und dann nickte. »Das wird schon wieder, die offenen Stellen schließen sich bereits.«
    »Danke. Nein, ich mag es nicht besonders.« Lurdèa tastete nach ihrer Schulter. »Was ist das hier für ein Volk?«
    »Das sind die Ruadim«, erklärte Berenvil. »Seit Jahrtausenden ziehen sie auf den Dsuntaris über das Meer und überfallen Schiffe, Schwimmende Seevölker, manchmal auch kleine Inseln. Wie die Bewohner der Seerosen sind sie mit ihrem Schwimmtier eng verbunden und gleiten pfeilschnell durchs Wasser, schneller als jedes Schiff und die meisten Fische. Sie führen nur Blitzangriffe, raffen in einem kurzen Zeitabschnitt alles zusammen, was sie erwischen können und verschwinden wieder, bevor die Überfallenen sich richtig zur Verteidigung rüsten können. Sobald sie einen Angriff durchgeführt haben, verlassen sie sofort das Gebiet und verkaufen anderswo ihre Beute, tauschen sie ein oder horten Schätze. Noch keinem ist es gelungen, auch nur eine ihrer Sippen zu stellen. Allerdings führen sie untereinander Krieg, um sich die Beute gegenseitig abzujagen.«
    Lurdèa sah auf, als ein Ruadim in Begleitung von sechs Wachen vor ihren Kerker trat. Der Kleidung und seinem Gebaren nach zu urteilen war er der Anführer.
    »Nun, ihr da drin«, begann er, »könnt ihr alle die Hochsprache verstehen? Aber sicher, ihr seid ja weitgereiste Männer. Seid unbesorgt, ihr werdet unsere Gastfreundschaft nur kurz in Anspruch nehmen. Schon morgen erreichen wir die Gestade von Nerovia, und noch heute werden wir unsere Botenvögel aussenden, die eure Heimkehr ankündigen werden. Bevor wir beginnen – ist hier jemand, für den kein Lösegeld bezahlt wird? Den werden wir nämlich umgehend ins Meer werfen.«
    Die Händler rührten sich nicht. Lurdèa sah Berenvil an, der sich ebenfalls nicht regte. Dann stand sie auf und trat ans Gitter. »Für mich bezahlt niemand«, sagte sie. »Also werft mich ins Meer.«
    Der

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