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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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nicht immer mit. Es ist nicht ganz so einfach wie in eurer friedlichen Ruhe dort unten. Trotzdem … beneidenswert, ja.«
    Lurdèas Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie Palong und den Kapitän mit einer Gruppe von Händlern auf sich zukommen sah. Verzweifelt hoffte sie auf ein Wunder, das diese Demütigung hier beenden und sie vor der Sklaverei bewahren würde. Sie rief Lúvenor nicht an, denn das wäre zwecklos – kein Gott durfte nach vollendeter Schöpfung in das Weltgeschehen eingreifen. Es gab Regeln, an die sich auch Götter halten mussten, damit das Gleichgewicht gewahrt wurde. Aber es musste ja auch nicht unbedingt ein Gott sein, der hier rettend eingriff. Lurdèa wäre schon mit einer kleinen Ablenkung zufrieden gewesen, die ihr die Möglichkeit zur Flucht verschafft hätte.
    Sie kamen immer näher, schienen schon vertieft in Verhandlungen, als sie abrupt stehenblieben und mit einem deutlichen Ausdruck des Entsetzens nach oben starrten.
    Lurdèa wandte sich verdutzt um, und dann begriff sie. Ihr Gebet war tatsächlich erhört worden!
    Ein riesiger Kopf mit nach hinten gebogenem Horn und langem, zähnestarrendem Schnabel erhob sich auf einem langen Hals über den Rand des Blattes, stieß ein schrilles Kreischen aus und senkte sich dann langsam herab. Lurdèa sah mehrere Geschöpfe oben auf dem breiten Schädel des Untiers, die sich mit rasender Geschwindigkeit an langen Seilen herabließen.
    Sofort brach Panik in Nuramar aus, alle schrien und rannten durcheinander, jeder versuchte seine Waren oder sich selbst in Sicherheit zu bringen.
    »Piraten!«, rief Berenvil lachend. »Nun sieh mal einer an, das hat mir gerade noch gefehlt.« Er nickte Lurdèa zu. »Ich darf mich empfehlen, meine Liebe, denn das ist die Gelegenheit, zu verschwinden.« Er hüpfte mit seinen engen Fußfesseln davon, und niemand hinderte ihn daran. Jeder war nur noch mit sich selbst beschäftigt.
    Lurdèa hörte Horwik schreien, als die Planke zu seinem Schiff plötzlich zurückgezogen wurde; die Händler waren schon auf und davon, und Palong folgte eilig dem Kapitän.
    Die ersten Piraten waren inzwischen gelandet, knorrige, kräftige Wesen mit spitzen haarigen Ohren und flachen Gesichtern. Mit lauten Angriffsschreien und erhobenen Waffen stürzten sie sich in das Durcheinander, während das Seeungeheuer mit dem Schnabel Dächer einriss und Hütten aus der Verankerung riss. Aus dem Palast erklang eine laute, weithin schallende Alarmglocke, und Schutztruppen strömten aus dem Stiel hervor und versuchten, sich durch das Chaos zu kämpfen, um sich den Piraten zu stellen.
    Lurdèa drehte sich um, spannte die Muskeln an und sprang auf die Planke zu. Horwik und Palong hatten sie erreicht und retteten sich mit einem letzten Sprung auf ihr Schiff, als die Planke plötzlich in die Tiefe stürzte und die Öffnung sich schloss.
    Gerade in dem Moment, als Lurdèa dort ankam und bereits zum Sprung ansetzte. Sie zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein und drehte die Schulter nach vorn, schlug gegen den Blattrand und schrie auf. Die Pflanzenmauer war hart wie ein Felsen und mit winzigen scharfen Zacken besetzt. Stöhnend fiel die Fürstin auf den Blattboden, ihre Schulter schmerzte höllisch, die Kleidung darüber war zerfetzt, und Blut rann aus den Schnittwunden.
    Wütend trat sie gegen die Mauer, doch sie gab nicht nach. Lurdèa rollte sich gerade noch rechtzeitig herum, als der Schnabel plötzlich über sie hinwegfegte, gleichzeitig schlugen Speere und Pfeile am Rand ein und blieben stecken. Die Herren von Nuramar hatten den Kampf aufgenommen und leisteten erbitterten Widerstand. Lurdèa musste zusehen, nicht versehentlich zwischen die Fronten zu geraten und gleichzeitig nach einem Ausweg suchen. Mühsam kämpfte sie sich wieder auf die Beine und bewegte sich hüpfend am Rand entlang.
    »Eine Lücke«, murmelte sie, »eine winzige Lücke nur, die muss es doch geben … mehr will ich gar nicht …« Das Meer war da, sie konnte es unter ihren Füßen spüren, diese sanft wiegenden Bewegungen, es schien auf sie zu warten, sie zu locken.
    Als ein Schatten über sie fiel, warf sie sich sofort der Länge nach hin und rollte sich herum. Erneut fegte der riesige Schnabel über sie hinweg, und dann sah sie den Daranil angreifen; er zielte mit einem Speer auf ein Auge des Ungeheuers und lenkte es ab.
    Lurdèa rappelte sich auf und erkannte, dass die Piraten bereits reiche Beute gemacht hatten und sich anscheinend schon wieder auf dem Rückzug befanden.
    Und

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