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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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rückten und ihn zu viert hochhoben. Yahi wollte sich dann in der Luft unter ihn legen und ihn mit seinem Rücken stützen. Er war ein wenig kleiner als Erenwin, aber es würde gehen.
    »Wer hat ihm das angetan?«, fragte Helur.
    »Die Krahim«, antwortete Yahi. »Mindestens zweihundert, wenn nicht mehr.«
    »Verflucht sollen sie sein«, zischte Helur.
    Sie hoben ab, und Yahi nahm seine Position ein. Er konnte mit den Schwingen jetzt nur noch gleiten und hielt sich an Helurs und Lokhas Beinen fest, die den Verletzten vorne hielten. Tief in den Bergen krächzten die Krahim ihnen Flüche nach, während sie mit kräftigen Flügelschlägen auf einen dreifach gespaltenen Berg zuhielten, hinter dem sich eine riesige Wolkenansammlung auftürmte.
    Und dies war auch die Grenze. Dahinter begann das ewige Wolkenmeer, das gleißend im Sonnenlicht lag, und am Rand, kurz vor dem Berg, dümpelte leicht schwankend die Meaglea , das sagenhafte Wolkenschiff der Daranil, mit knatternden goldenen Segeln. Kein Mensch oder Zwerg und nur sehr wenige Auserwählte der Alten Völker bekamen dieses sagenhafte, große Reich der Daranil jemals zu Gesicht.
    Vorn an der Reling, an der Landeplattform, stand eine große schmale Frau in einem dunkelgrünen, bodenlangen Gewand, mit beigefarbenem Gürtel, an dem die Utensilien eines Heilers hingen. Lange dunkelbraune Haare und der beigefarbene Umhang wehten im Wind, und das blaue Leuchten der Augen war auf weite Entfernung noch erkennbar, ebenso der sanfte Schimmer der Aura über der samtfarbenen Haut. Sie war von der Gestalt den Geflügelten ähnlich, besaß aber keine Flügel, und ihr Gesicht war menschlich.
    Kurz darauf setzten die Daranil zur Landung an, und Yahi verließ seine Position.
    »Alrydis!«, rief er aufgeregt. »Du wirst es nicht glauben, aber wir – ich habe den Nauraka gefunden!«
    Sie hatte ihn schon selbst erkannt, als die vier Träger auf der Plattform ankamen. Das ganze Schiff lief zusammen, doch Kapitän Fwyll mahnte zur Ordnung, denn er befürchtete, dass schon ein Windhauch den Verletzten auseinanderfallen lassen könnte. Unruhig scharrend blieben sie auf Distanz und tuschelten miteinander, während der Bewusstlose unter Deck getragen wurde, wo er nach Alrydis’ Anweisung zuerst auf dem Untersuchungstisch abgelegt wurde.
    »Es kann noch nicht lange her sein«, sagte sie nach dem ersten Augenschein. »Gut gemacht, Yahi.«
    Der junge Daranil strahlte. »Kannst du ihn heilen?«
    »Ich weiß es noch nicht«, antwortete sie. »Seine Verletzungen sind sehr schwer, das kann man auch ohne Untersuchung erkennen. Andererseits verfügen Nauraka über eine unglaubliche Selbstheilungskraft.« Sie schüttelte das Haupt. »Und dabei hält er immer noch das Schwert in der Hand.« Sie sah Helur an. »Du hilfst mir, ihr anderen verschwindet. Ich rufe euch, wenn wir ihn umbetten können.«
    Helur war bereits dabei, die verkrampften Finger von dem Schwert zu lösen. »Am besten schneiden wir sein Gewand auf …«
    »Auf keinen Fall!«, lehnte die Heilerin ab. »Das Gewand ist traditionell bei den Nauraka von großer Wichtigkeit, und dass er es nie abgelegt hat zeigt, wie viel es immer noch bedeutet.«
    »Aber wie sollen wir ihm das ausziehen, ohne ihm auch noch die restlichen Knochen zu brechen?«, protestierte Helur.
    »Wir müssen eben aufpassen.«
    Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, und Helur brachte die Sachen fort, während Alrydis an die Arbeit ging.
    »Große Götter«, flüsterte sie. »Das ist ja entsetzlich.«

    Am Abend ging Alrydis erschöpft nach oben und erstattete Fwyll Bericht.
    »Er liegt jetzt im Heilschlaf. Ich konnte ihn nicht vollständig schienen, aber ich habe Stützverbände angelegt, wo es möglich war, und ihn fest im Bett verkeilt und fixiert, damit er sich nicht bewegen kann.«
    »Wird er es schaffen?«
    »Er hat hohes Fieber, innere Blutungen, und ich glaube, nicht ein Knochen ist mehr heil. Aber – ja, ich glaube, er wird es schaffen. Was auch immer sein Äußeres verändert, beginnt bereits mit der Heilung. Und der Fluch hält ihn vermutlich ebenfalls am Leben. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass der Schmerz ihn halb wahnsinnig macht.«
    Fwyll nickte. Er war ein großer, schwerer Daranil höheren Alters, der nur noch selten die Schwingen ausbreitete. Die Meaglea war seine Heimat, mit der er durchs Wolkenmeer kreuzte. »Ich habe bereits einen Botenfalk zu deinem Vater geschickt. Vielleicht möchte er, dass wir den Nauraka zu ihm

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