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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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mit den Landgängern, aber auch anderen Seevölkern. Um einen Eindruck von den Vermögensverhältnissen und dem erlesenen Geschmack meines Herrn zu vermitteln, wurde ich beauftragt, Euch dies hier als Geschenk darzubieten.« Damit öffnete der Bote seinen Beutel und holte ein Säckchen aus feinem Moosgarn hervor. Ein Schimmerdienerchen schwirrte lichtsprühend herbei, nahm das Säckchen und überbrachte es dem Hochfürsten.
    Selbst Hochfürstin Ymde sagte »Oh«, als Ragdur den Beutel öffnete und ein wie ein hauchfeines Netz gearbeitetes, funkelndes Halsgeschmeide hervorzog. Reines, fein ziseliertes Gold, an den Knotenpunkten besetzt mit fein geschliffenen kleinen Juwelen. Ragdur gab dem Schimmerdienerchen einen Wink, das daraufhin zu Luri paddelte und ihr vorsichtig den Schmuck anlegte. Eine sehr schöne Arbeit, das musste Eri zugeben, gewiss auch sehr kostbar. Luris Augen allerdings überstrahlten das Kristallfeuer.
    »Wir nehmen diese Gabe als Gastgeschenk an«, sagte Ragdur gnädig, was bedeutete, er erwartete noch eine Menge mehr.
    Eri fühlte, wie ihm die Kehle eng wurde, als er seine Schwester so sah. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Er würde nachher eindringlich mit ihr darüber reden müssen … Im Stillen verfluchte er jetzt sein Abenteuer, weil er nicht da gewesen war, als der Bote eintraf. Wie es aussah, war alles schon beschlossene Sache.
    Gemäß der Tradition hatte der Bote das Anliegen seines Herrn bereits nach der Ankunft vorgetragen, doch erst nach Ablauf der Bedenkfrist – jetzt – begann das eigentliche Schachern und Werben. Hätte Luri schon beim ersten Gesuch abgelehnt, wäre es nie zu diesem Auftritt gekommen, der Bote wäre umgehend wieder fortgeschickt worden. Eri fragte sich, ob der Verstand seiner Schwester von einem Hirnfresser befallen war.
    »Hast du noch mehr?«, fragte Lurion unverblümt. Er flegelte sich in seinem Sitz und stocherte mit einem dünnen Stachel in seinen makellosen Zähnen.
    »Gewiss doch«, antwortete der Bote, ohne eine Miene zu verziehen, und präsentierte noch weitere Gastgeschenke. Schließlich rief er nach jemandem, und dann ging es erst richtig los – ein voll bepacktes Phylothera nach dem anderen wurde in den geräumigen Saal gebracht, der sich zusehends füllte. Phylotherae waren eine weit verbreitete Tierart in der See, und es gab sie in allen Größen. Die Nauraka züchteten mit Vorliebe die großen Phylotherae für das Ziehen von Lasten, aber auch zum Transport der Prunksänften, wenn die königliche Familie sich zu besonderen Gelegenheiten draußen dem Volk zeigte. Die handspannenlangen Phylotherae waren beliebte Spielgefährten für die Kinder. Allen gemeinsam war die anmutige geschwungene Körperform mit dem langen geringelten Schwanz, der auch zum Greifen benutzt werden konnte, die bunten Knochenkämme und die seltsame, senkrecht auf- und abschwingende Fortbewegungsweise. Phylotherae waren nicht schnell und daher bei Räubern sehr beliebt, da sie auch über keinerlei Abwehrmöglichkeiten verfügten – weder Gift noch Blitzschläge, auch keine Stacheln oder gar scharfe Zähne. Lediglich ihr Körperpanzer bot etwas Schutz, was allerdings nur für die großen Tiere galt. Sie waren sanfte, friedliche Geschöpfe, die leicht zu zähmen und zu züchten waren. Deshalb wunderte Eri sich ein wenig, dass die langen, dünnen Mäuler dieser hier stark verschnürt waren und sie ein ungewöhnlich enges, starres Geschirr trugen, an dem die Lastkörbe befestigt waren.
    Luri hatte natürlich nur Augen für die teuren Geschenke. Entzückt schwamm sie von Korb zu Korb, nahm alles genau in Augenschein, zupfte hie und da. »Siebzehn Körbe, Vater«, stellte sie fest. »Genau die Anzahl meiner Korallenringe!«
    »Zwei Körbe fehlen noch, verehrte Prinzessin«, sagte der Bote und verneigte sich vor ihr. »Diejenigen, die zur Lobpreisung Eurer Schönheit und Eures Liebreizes dienen.«
    Luri kicherte angetan.
    Eri dachte bei sich, dass dafür Lieder und romantische Klänge besser geeignet wären. Zumindest würde er es so machen, und bei dem einen oder anderen älteren Freund, der eine Angebetete umwarb, hatte er schon mitbekommen, wie gut es aufgenommen wurde. Allmählich wurde er wütend auf seine Schwester und beschloss deshalb, ihr nichts von der Schwarzen Perle zu erzählen. Am Ende wollte sie die auch noch haben! 
    Und jetzt hatte er endgültig genug. »Was ist mir entgangen?«, rief er in die Runde. »Der Bote soll endlich zum Punkt kommen!«
    »Ich stimme dir

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