Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
ausnahmsweise zu«, ließ Lurion sich vernehmen. »Ich langweile mich.«
    »Nur, weil es mal nicht um euch geht!«, gab Luri aufbrausend zurück.
    Der Bote verzog weiterhin keine Miene. »Ich bitte um Verzeihung«, äußerte er und neigte das Haupt. »Selbstverständlich wollte ich Euch nicht missachten. Ich werde umgehend zum Grund meiner Anwesenheit kommen.«
    Den natürlich jeder schon kannte, doch all diese Dinge hatten ihre Regeln und Traditionen. Eri hatte gehört, dass es bei anderen Sippen unkonventioneller zuging. Aber das war hier, am Hofe des Hochfürsten, natürlich nicht möglich. Vor allem Ragdur selbst verlangte, dass jeder sich an die strenge Etikette hielt, da es einen untadeligen Ruf und eine hohe Position zu verteidigen galt.
    Der Hochfürst hob huldvoll die Hand. »Er möge sprechen.«
    Luri besann sich und schwamm zu ihrem Vater, postierte sich aufrecht neben seinem königlichen Sitz und setzte eine stolze Miene auf. Eri vergaß seinen Zorn, denn seine Schwester wirkte plötzlich älter und ganz so, wie man sich eine Prinzessin vorstellte. Dies war eine Pose, die seine Freunde bei öffentlichen Auftritten schon mehr als einmal ins Schwärmen geraten ließ, und zum ersten Mal konnte er sie verstehen, auch wenn er Luris Bruder war.
    Auch der Bote wirkte für einen Moment über den plötzlichen Wandel verunsichert, doch er fasste sich schnell, führte den rituellen Einleitungstanz durch, der das große Ereignis ankündigte.
    »Euer Hochwohlgeboren, Hochfürst Ragdur von Darystis, ehrenwerte Lady Ymde«, setzte er feierlich an, »mein Herr, Fürst Janwe von Karund, bittet durch mich um die Hand Eurer Tochter, Prinzessin Lurdèa, deren Anmut bereits überall gepriesen wird. Fürst Janwe weiß, dass es viele weitere Bewerber gibt, die edleren und älteren Geblüts sein mögen, aber er versichert, dass er allen Anforderungen und Prüfungen gerecht werden wird, die der Hochfürst an ihn stellt. Karund ist ein junges, aufstrebendes Fürstentum, das das Volk der Nauraka zu neuer Blüte führen wird – falls die Prinzessin einwilligt. Die Vereinigung beider Reiche wird die alte Zeit der Herrschaft der Nauraka über die Umschließende See wieder neu erstehen lassen.«
    »Wir werden darüber nachdenken«, sagte Ragdur nach einer Weile. »Vor allem aber ist es notwendig, Fürst Janwe kennenzulernen, da er mir völlig unbekannt ist.«
    So, wie du es einst warst, mein lieber Vater , dachte Eri. Immerhin gestand Ragdur dem jungen Fürsten einen Antrag zu. Leider .
    »Gewiss«, sagte der Bote. »Ich darf deshalb voller Freude den Besuch meines Fürsten ankündigen. Er befindet sich bereits auf der Reise hierher und wartet nur auf meine Nachricht, um seine Aufwartung zu machen. Die Prinzessin soll ihn persönlich kennenlernen und sich von seinen Qualitäten überzeugen, bevor sie ihre Wahl trifft.«
    Ragdur dachte nach. »Schön«, sagte er schließlich. »Ich erwarte ihn in zehn Dämmerungszyklen. Wir werden ein Fest abhalten, und meine Tochter soll Gelegenheit erhalten, ihren künftigen Gemahl kennenzulernen und zu prüfen. Wenn sie nach drei Dämmerungszyklen mit ihm einverstanden ist, werden wir Hochzeit feiern.«
    Eris Herz blieb für einen Moment stehen. So schnell sollte das gehen? Das bedeutete, in spätestens zwanzig Dämmerungszyklen würde Luri fort sein! Kälte breitete sich in ihm aus. Nur vier Dämmerungszyklen war er weggewesen, und in der Zwischenzeit hatte sich das Leben vollständig verändert! Er starrte seine Schwester an, doch sie beachtete ihn nicht. In seinen Ohren rauschte es. Vermutlich saß er nun mit demselben griesgrämigen und verlorenen Gesichtsausdruck da wie Onkel Turéor. Was weiter besprochen wurde, ging völlig an ihm vorbei, wie eine kalte Meeresströmung.
    Doch es dauerte nicht mehr lange. Ohne, dass Eri irgendwelche Verabschiedungsfloskeln mitbekommen hätte, war der Bote plötzlich auf dem Weg nach draußen, und die Eltern verließen ihre Plätze. Turéor war bereits fort, nur Lurion ließ sich weitere Trinkgefäße bringen, und Luri kam auf ihren Bruder zu. »Also, was sagst du?«, fragte sie mit leuchtenden blaugrünen Augen.
    »K-können wir uns in unserem Gemach unterhalten?«, stieß Eri hervor, wartete keine Antwort ab, ergriff stattdessen ihre Hand und zog sie mit sich hinaus.
    »Alles Gute, Schwesterlein!«, rief der Erbprinz ihnen nach. »Gratuliere! Sieht mir nach einem guten Pakt aus.«
    Doch sie gaben keine Antwort, drehten sich nicht einmal mehr

Weitere Kostenlose Bücher