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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Glück als Verstand, dass es immer gut ausgeht.« Er presste die Hände abschließend aneinander. »Nun, lassen wir dies.« Er griff in seine Schale und eröffnete damit das Mahl.
    Eri stürzte sich hungrig auf die Speisen, da in seinem Magen noch immer ein riesiges Loch war, das gefüllt werden wollte. Er nahm es hin, dass sich seine Eltern nicht für sein Abenteuer interessierten. Andererseits musste er sich dadurch auch keine weiteren Vorwürfe oder Maßregelungen anhören.
    Ragdur wandte sich Lurion zu und unterhielt sich mit ihm; der Rest der Gesellschaft war damit für ihn vergessen. So war es immer. Ymde war in sich selbst versunken, und Turéor machte heute ein so griesgrämiges Gesicht, dass mit ihm auch nichts anzufangen war. Aber Luri: Was war mit ihr los? Eri wollte unbedingt erfahren, was sie so bewegte, doch sie zappelte nur aufgeregt wie eine Sardine in ihrem Sitz umher, grinste ihn verschmitzt an und streckte ihm die Zunge heraus. Sie wollte ihn auf die Folter spannen und ihm keinen, auch nicht den kleinsten Hinweis geben. Eri war beleidigt und schaute nicht mehr zu ihr hin.
    »Also gut!«, dröhnte Ragdurs voluminöse Stimme schließlich durch die Halle. »Dieses gemeinsame familiäre Mahl findet aus einem besonderen Anlass statt. Da wir endlich alle vollzählig versammelt sind und die angemessene Bedenkfrist verstrichen ist, wollen wir nun den offiziellen Teil eröffnen. Haushofmeister, bring den Boten herein.«
    Eri sah eine Bewegung hinten im Halbschatten, wo die besonders vertraute Dienerschaft stets wartete, bis sie gerufen wurde, und jemand verschwand. Kurz darauf schwamm ein Mann herein, der in völlig fremdes Ornat gewandet war. Nichts an seiner Kleidung, im Muster, dem Schnitt oder auch nur der Leibbinde, entsprach den Darystis.
    Ein sippenfremder Nauraka! Eri klappte der Unterkiefer herunter, und er gaffte den Mann an. Er unterschied sich äußerlich nicht wesentlich von Eri oder den anderen, wirkte höchstens ein wenig asketisch, so wie Turéor, war aber kleiner.
    Luri hüpfte noch unruhiger auf und ab, ihre Finger verknoteten sich ineinander. Es hing also mit ihr zusammen! Und Eri schwante auf einmal Übles …
    Zumindest war der Bote gut erzogen. Sein Begrüßungstanz war ausgefeilt und gebührend respektvoll. An der Art des Tanzes konnte Eri erkennen, dass sein Rang dem eines Beraters, wenn nicht gar Vertrauten entsprach; das war kein einfacher Diener oder gewöhnlicher Sendbote. Auch seine Kleidung sprach dafür.
    »Fürst Janwe von Karund entbietet neuerlich seinen hochachtungsvollen Gruß an den Hochfürsten Ragdur von Darystis«, begann er mit feierlicher Stimme, nachdem der Körpergruß beendet war. »Die See ist unsere Mutter, wir werden von ihr geboren und wieder aufgenommen, wenn unsere Zeit gekommen ist. Lúvenor ist unser Licht und Verstand, und der Seedrache unser unbesiegbarer Speer.«
    Ganz der Tradition gemäß und formvollendet, das musste Eri anerkennen. Aber damit war es noch lange nicht zu Ende; der Bote musste auch Poet zugleich sein, weil er so viel zu preisen wusste. Nicht einmal der hochgeistige Hofbarde Ruful würde etwas so lange ohne Pause vortragen. Eri bemerkte, dass der salbungsvollen und geschraubten Litanei außer ihm keiner mehr zuhörte. Lurion war bereits halb betrunken und ließ sich das vierte Gefäß bringen, Ymde und Turéor waren in eigenen Gedanken versunken, Ragdur hatte ohnehin keinen Sinn für Kunst und Musik, und Luri, das war deutlich zu merken, wollte endlich Eri sprachlos sehen.
    Auch der Bote schien zu merken, dass er keine Aufmerksamkeit mehr hatte, denn auf einmal redete er schneller und schien dann die Botschaft abzukürzen. Nach zwei letzten Phrasen kehrte er zum Ausgangspunkt zurück: »Die Sippe der Karund ist noch jung, ebenso wie ihr Fürst. Janwe ist jedoch ein edler Mann, dem Respekt entgegengebracht wird. Als er Karund vor drei Korallenstäben gründete, wurde er, das darf man ruhig offen aussprechen, von den Nachbarn misstrauisch beobachtet, doch inzwischen sind sie von Fürst Janwe überzeugt und vertrauen ihm, und es haben sich zwei weitere Sippen angeschlossen, sodass Karund heute als das drittgrößte Reich der Nauraka gilt.«
    Nun hörte Eri aufmerksam zu. Das ziemlich abgelegene Reich der Darystis zählte trotz des hohen Rangs und Herrschaftsanspruchs über alle anderen Gebiete eher zu den kleinen Sippen. Wenn Karund bereits das drittgrößte Reich war, mussten dort mindestens dreißigtausend Nauraka leben.
    »Wir handeln

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