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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Lage ist völlig klar, wie der Blick zum Grund.«
    »Ich bin der Sohn des Hochfürsten!«, schrie Eri verzweifelt. »Prinz Erenwin, der …«
    »… Zweitgeborene, pah, was sollte mich das kümmern, so bleibt ihm immer noch der Erbprinz. Der war auch schon hier, weißt du? Ich durfte ihm nichts tun, weil er eines Tages Hochfürst ist. Aber ich ließ ihn nicht durch, nein, nein.«
    »Lurion war hier?« Eri hielt für einen Moment still. »Dann … seid Ihr der Schmied?«
    Das Wesen lachte in solch dissonanten Wellen, dass sämtliches Getier erschreckt das Weite suchte. »Ich bin nicht der Meister, törichter Knabe, sondern sein Gehilfe … sein Wächter. Xenes, zu Diensten, Prinz Erenwin. Du brauchst dir meinen Namen nicht zu merken, da du ohnehin gleich stirbst.«
    »Aber ich will gar nicht zu deinem Meister!«, beteuerte Eri, der einem Diener gegenüber keine ehrenvolle Anrede mehr benutzte. »Ich brauche kein Geld, oder was auch immer Lurion haben wollte.« Er verstummte, als er ein tiefes Grollen aus der Höhle hörte, das ihn bis in die Zehenspitzen erschauern ließ. »Was war das?«, flüsterte er entsetzt. Das rote Glühen wurde stärker, und die Felsen erzitterten unter einem Dröhnen, das vielleicht von einem Schlag herrührte, oder … nein, nicht auszudenken.
    Xenes kicherte wie ein kleiner Nauraka, was sich äußerst bizarr zu seinem Aussehen ausnahm. »Das ist der Meister«, erklärte er vergnügt. »Möchtest du ihn kennenlernen?«
    Ein weiteres Grollen und Dröhnen. Kleine Felsstücke bröckelten ab. Ein heißer, funkensprühender Strahl schoss in einem Schwall aus dem Gang und versengte einige von Eris Haaren.
    »Neinnein, das ist nicht notwendig« haspelte er, »ich bin doch nur auf der Durchreise und will überhaupt nicht zur Schmiede …«
    »So, und wo will ein Glasfischlein wie du denn hin?« Eine Schere schnippte vor seinen Augen. Sie war gezackt und konnte seinen Hals vermutlich ohne besondere Anstrengung durchzwicken.
    »Nach oben«, antwortete Eri wahrheitsgemäß. »Es soll Grotten hier geben, wo man das Wasser verlassen kann und den Himmel sehen …«
    Der Wächter hielt ihn ein Stück weit von sich, musterte ihn von oben bis unten. »Warum solltest du das Wasser verlassen wollen?«
    »Das will ich gar nicht. Ich möchte nur einmal den Himmel sehen und wissen, wie es ist, Luft zu atmen. Ich glaube, das ist eine wichtige Erfahrung.«
    »Ah! Nauraka, ganz typisch, immer zieht es euch nach oben, und dann könnt ihr es nicht erwarten, wieder nach unten zu kommen. Ihr gehört dort nicht hin, kapiert? Es stürzt euch nur ins Unglück. Jeden von euch, der es je versuchte. Unglück bringt es über alle, die ganze See. Hier ist euer Platz, im Mittdämmer. Schwimm zurück!«
    Eri schluckte seine Angst hinunter. Xenes schien für den Moment vergessen zu haben, dass er ihn töten wollte. »Nein«, sagte er tapfer. »Zuerst will ich es sehen.«
    »Wer hat dir diese Sandflöhe ins Gehirn gesetzt?«, keifte der Wächter. »Turéor, der alte Narr? Ja, ich kenne ihn, nur zu gut, wie oft ist er hier, der Träumer! Sicher war’s nicht dein Vater, der streng auf die Gesetze achtet. Und die gibt es schließlich nicht umsonst, er weiß das, er weiß das.«
    »Mein Onkel ist kein Narr, er ist ein weiser Mann!«, verteidigte Eri ihn.
    »Du meinst, da gibt’s ’nen Unterschied?« Xenes lachte und schüttelte den Prinzen grob. »Also dann, meinethalben, so such deinen Weg, doch kehr nicht auf demselben zurück! Ich werde dich töten, wenn du es tust.«
    »Ich werde einen anderen Weg finden«, versprach Eri. »Doch welchen muss ich überhaupt nehmen, um hinaufzukommen?«
    Xenes ließ ihn los, und Eri mühte sich ab, seine Kleidung wieder in Ordnung zu bringen. Demonstrativ schob er den Jugenddolch im Gürtel zurecht, um zu zeigen, dass der Mut ihn nicht ganz verlassen hatte. Doch Xenes interessierte das nicht. Der Wächter zeigte mit einem Tentakel nach oben und deutete auf eine Gruppe Höhleneingänge, die nahe beieinander lag. »Diese vier ganz oben, egal, welchen du wählst. Es finden sich noch viel mehr, doch mögen dir diese vorerst genügen.«
    »Danke«, sagte Eri und tanzte artig eine kurze Bezeugung dazu.
    »Nauraka-Bürschlein«, prustete der Wächter, und ein Schwall rosa Schleims kam aus seinem Maul. »Du bist lustig. Komm mich gelegentlich besuchen, das heitert mich auf.« Damit zog er sich in den rötlich glimmenden Gang zurück.

    Eri hoffte, dass Xenes sich nicht einen bösen Scherz mit ihm

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