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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Nägel der linken Hand schwarz geworden waren, rieb er sie hastig, doch die Verfärbung ging nicht ab. Egal, es fiel sicher niemandem auf, und den Zusammenhang wusste ja keiner. Seltsam war es schon, dass die Perle auf einmal abfärbte, doch darüber würde Eri später nachdenken.
    Nach einem kurzen Blick, ob auch keine Wache in der Nähe war, huschte Eri durch einen weiteren Dienstbotengang davon, folgte einem dichten Netz quer durch den Palast. Hier war alles still und verwaist, bis auf wenige Diener befand sich der gesamte Hofstaat auf dem Markt. Schließlich erreichte Eri einen Ausgang in der Nähe des Vulkans. Er vergewisserte sich erneut, dass keine Wachen in der Nähe waren, und huschte dann ins Zwielicht hinaus. In Sichtweite ragte der Vater-Vulkan aus der Tiefe hervor. Man brauchte fast einen ganzen Lichtdämmer, um ihn einmal zu umrunden – wenn man schnell war und sich nicht unnötig aufhielt.
    Hinter einer auffälligen Felsformation, die wie eine erhobene Hand aussah, gab es einen Höhleneingang. Eri hatte seinen Vater einmal dabei beobachtet, als er hineinschwamm, und vermutete, dass es einer der geheimen Wege zur Vulkanschmiede war. Zufällig konnte man diesen Eingang kaum finden, da er gut versteckt lag.
    Eris Herz pochte heftig, als er sich dem Eingang näherte. Das hatte er noch nie gewagt. Aber Verbote spielten jetzt keine Rolle mehr für ihn, er war ohnehin verstoßen. Hastig schlängelte er sich in die Dunkelheit der Höhle und hoffte, dass ihn niemand dabei beobachtet hatte.

    Seine scharfen Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit in Inneren. Es war keineswegs völlig finster, Kristalle in den unterschiedlichsten Farben glitzerten an den schwarzen Felsen, und kleine leuchtende Fische und Quallen waren überall zu finden, die den Weg erhellten.
    Der Prinz bewegte sich langsam vorwärts und sah sich fasziniert um. Die ungewohnte Enge bedrückte ihn keineswegs, das war eine ganz neue Erfahrung, und er fand sich gut zurecht. Schließlich erreichte er eine große Kaverne, von der unzählige weitere Gänge abzweigten. Da hieß es, gut zu überlegen. Wie sollte er den richtigen Weg nach oben finden, der in eine Grotte führte? Einer der hochgelegenen Gänge, zweifellos, aber auch hier hatte er noch immer eine zu große Auswahl. Eri schätzte, dass es dreißig Abzweigungen waren. Ratlos schwamm er durch die riesige Kaverne, empfand sich nur noch als kleinen Punkt unter vielen. Massen von Fischschwärmen, Kraken und Quallen kreuzten seinen Weg. An den schrundigen Wänden hangelten sich mannsgroße Langusten mit dreimal so langen Fühlern entlang, deren Hinterleiber gelb leuchteten.
    Das Wasser schmeckte nach Felsgestein, Algen und … Fischlaich. Während er nach oben schwamm, rechterhand, wurde es wärmer und roch nach erkaltender Glut. Aus einigen dieser Gänge tauchten auch schwarze Nebelfetzen auf, die im Wasser hin- und hertrieben. Es war besser, nicht in diese Richtung weiterzuschwimmen, da er ansonsten nur tiefer in den Vulkan hineingelangen würde, in Bereiche, die tabu waren – und es auch bleiben sollten. Trotzdem konnte Eri nicht anders, er näherte sich einem dieser Gänge, aus denen ab und zu ein rötliches Licht flackerte, und riskierte am Eingang einen neugierigen Blick.
    Da schnellten zwei Tentakelarme aus dem Gang und packten Eri, bevor er recht begriff, wie ihm geschah. Während er hilflos in der harten Umklammerung zappelte, schob sich ein groteskes Wesen aus dem Höhlengang. Sein Unterleib bestand aus Tentakeln, von denen zwei Eri gefangen hielten. Dazu besaß es zwei lange bewegliche Scherenarme und einen unförmigen Kopf mit handflächengroßen runden Augen und spitzen Zacken wie bei einem Seeigel. In der Mitte, unterhalb der rotglühenden Augen, befand sich ein zähnestarrendes Maul mit spitz zulaufenden Greiflippen.
    »Was hast du hier zu suchen, Larve?«, zischte das Wesen mit einer Stimme, bei der sich Eris Nackenhaare aufstellten.
    Seine Kiemen blähten sich weit. »Ich-ich bitte um Verzeihung, ich wollte nicht hinein, nur einen kurzen Blick wagen …«, stammelte er erschrocken. »Bitte, Ihr zerquetscht mich«, ächzte er, als sich die gewaltigen Muskelstränge enger um ihn zogen. Die Augen und das große Maul kamen näher, viel zu nahe.
    »Bist du etwa der Hochfürst, Bürschlein?«
    »N-nein …«
    »Dann ist dein Leben verwirkt, denn nur er darf diese Kaverne betreten.«
    »Oh bitte, ich flehe Euch an, ich wollte doch nur …«
    »Keine Ausreden, keine Klagen. Die

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