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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Eri weiter, seine Stimmung hatte sich deutlich gebessert. Er konnte tun und lassen, was er wollte, denn Turéor würde die Zeit allein verbringen, wie immer. Niemand, der auf Eri aufpasste, oder auf den er aufpassen musste. Ein einziges Mal, dass er sich richtig frei fühlen konnte, wenn auch nur für einen Dämmerungszyklus. Aber er würde jeden Moment nutzen.

    Eri vergewisserte sich, dass sein Onkel nicht auf den Gedanken kam, nach ihm zu sehen. Heimlich schwamm er durch Dienstbotengänge und entdeckte Turéor, der sich verträumt durch die königliche Halle treiben ließ. Drei Schimmerdienerchen folgten ihm eifrig, reichten ihm kleine Genüsse oder stäubten ihn mit feinen gelblichen Ölwolken aus Duftschwämmen ein, die sie mit sich führten und ab und zu zusammendrückten. Eri entdeckte auch Jemuma, seine und Luris Amme, mit der sie seit frühesten Tagen vertraut waren. Sie hielt eine Harfe in Händen und sang leise zu einer süßen, ein wenig traurigen Melodie. Jemuma sah kaum jünger als Turéor aus; an Korallenbäumen bestand zwischen ihnen dennoch ein erheblicher Unterschied, da die heutigen Nauraka nicht mehr so langlebig waren. Eris feine Flimmerhärchen unter der Nase konnten anhand der aufgeladenen Strömungen erfassen, dass die beiden Alten vertraut miteinander waren, zwischen ihnen herrschte Harmonie und »gutes Wasser«. Erstaunlich, das hatte er gar nicht gewusst. Umso besser.
    Also brauchte er sich keine Gedanken zu machen, sein Onkel war gut versorgt und würde vermutlich nicht nach ihm suchen. Eri machte sich ebenso heimlich davon, wie er gekommen war.
    Die Nices hatte zu ihm gesagt, dass es Grotten im Vulkan gab, die an die Oberfläche führten. Und genau dort wollte der junge Prinz jetzt hin. Wichtig war für ihn, dass Helldämmer herrschte, denn er wollte keinesfalls anderen begegnen … und die schalkhafte Einladung der Fischfrau sowieso nicht annehmen, auch wenn sie noch so verlockend war, denn das würde ihn in die größten Schwierigkeiten von allen bringen.
    An den Wachen vorbeizukommen, stellte kein Problem dar. Eri kannte den Weg durch den Palast, wo er in der Nähe einer Höhle in den Vulkan herauskam. 
    Zurück in seinen Gemächern vergewisserte Eri sich, dass die Perle immer noch gut versteckt war. Eine Weile betrachtete er die betörenden Muster der Schlieren auf der glatten Oberfläche und lauschte dem fernen Wispern, das er immer noch nicht verstehen konnte. »Was willst du mir sagen?«, flüsterte er. »Möchtest du, dass ich etwas für dich tue?« Die schwarze Perle schmiegte sich in seine Hände, schien innerlich leicht aufzuglühen, und einige Schlieren flossen auf ihn über, feine schwarze Fäden, die sich wie zu einem Netz ausbreiteten …
    Erschrocken legte Eri die Perle zurück. Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, so wusste er nun, dass dieses seltsame Ding keine richtige Perle sein konnte, es sah nur so aus. Es war demnach höchste Zeit, mit Turéor zu reden. Er wusste sicherlich Rat. Aber was, wenn er von Eri verlangte, die Perle wegzuwerfen oder zurückzubringen? Oder wenn er sie für sich selbst beanspruchen wollte?
    Nein, auf keinen Fall. Die Perle war sein Fund, und Eri hörte auf den warnenden Klang der Stimmen in sich. Schon einmal war das Unglück über die Nauraka gekommen, als zwei von ihnen das Tabernakel in der Tiefe fanden und zu ihrer Sippe brachten. Dann wurde öffentlich bekannt, dass es sich um ein gewaltiges magisches Artefakt handelte, und bald entbrannte Krieg, weil es alle begehrten. Am Ende gab es ein Massaker an der königlichen Familie; die Überlebenden verließen das Meer und nahmen das Tabernakel mit sich. 
    Soweit Onkel Turéors Geschichte, und Eri wusste nunmehr vom Landhändler Hallog, dass sie zumindest zum Teil stimmte. Das Tabernakel wandelte sich vor einem Korallenbaum zum Siebenstern, und der letzte Nachfahre der Nauraka, die das Meer verließen, residierte in dem sagenhaften Schloss Ardig Hall, weit entfernt von hier. Am Ende hatte sich alles zum Guten gewandelt, doch zu einem sehr hohen Preis.
    Der Prinz würde nicht denselben Fehler machen, sondern die Existenz der schwarzen Perle geheim halten. Niemand sollte davon erfahren; er würde selbst herausfinden, welches Geheimnis sie umgab. Solange wollte er sie eifersüchtig hüten. Und die Perle selbst schien das zu wollen: Sie gehörte ihm, ihm allein.
    Behutsam legte Eri seinen kostbaren Fund zurück ins Versteck. Als er beim Zurückziehen der Hände sah, dass zwei

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