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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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. Aber irgendetwas in ihm war rechtzeitig erwacht, ein bisher unbekannter Instinkt, der ihn gewarnt hatte. Oder war es etwa die schwarze Perle gewesen?
    »Was willst du?«, zischte Eri, erhob sich aus dem Netz und packte den Saniki, bevor er fliehen konnte. »Was hast du hier zu suchen?«
    »Ich hatte nur den Auftrag nachzusehen, ob auch alles in Ordnung mit Euch ist …«
    »Und mich so nebenbei auszurauben! Schöne Gastfreundschaft!« Eris Wut baute sich auf wie eine Springwelle.
    »Ich bitte um Vergebung, Herr, ich tue nur, was mir befohlen wird«, stammelte der Saniki und hob die Hände. »Bitte verratet mich nicht, ich habe keine Wahl! Ich werde sagen, dass ich nichts gefunden habe, wenn Ihr mich gehen lasst …«
    »Das hast du auch nicht, denn ich besitze nichts«, unterbrach Eri unwirsch. Sein Blick verschleierte sich, und er sah rote Funken vor den Augen tanzen. »Und was ist mit dem Brautkorb meiner Schwester? Habt ihr den auch schon geraubt?«
    »Nein, Herr, gewiss nicht, Herr, sie ist die Fürstin …«
    »… und ich nur ein Bettler. Ich werde dich lehren, was es heißt, einen Gast zu bestehlen!«
    Der Saniki schrie jämmerlich auf, als Eri ihn packte und gegen die Felswand schleuderte. Er war um einiges kleiner als der Prinz und schmaler. Er wagte es nicht, sich zur Wehr zu setzen, völlig verängstigt flehte er um Gnade. Aber Eri war außer sich und kannte keine Zurückhaltung mehr, er schlug auf den Eindringling ein, bis Blut aus Mund und Nase schoss, und dann schloss er die Hände um die Kiemen an seinem Hals und drückte zu.
    »Herr«, wimmerte der Saniki, er hatte kaum mehr Kraft, sich in dem erbarmungslosen Griff zu winden. »Bitte, edler Herr, schont mich, zeigt Gnade …« Seine Laute gingen in ein Röcheln über.
    Plötzlich ging die Tür auf, und Turéor kam herein. »Erenwin, was tust du?«, rief er. »Du vergisst dich!« Er packte den Prinz und riss ihn von dem Saniki weg. 
    »Er wollte sie mir wegnehmen!«, schrie Eri, der sich heftig gegen seinen Onkel wehrte, wie von Sinnen. »Er muss sterben! Sie gehört mir, mir ganz allein!«
    »Sieh zu, dass du verschwindest, Knecht, und denk dir eine gute Geschichte für deinen Herrn aus!«, herrschte Turéor den völlig verstörten Saniki an, der augenblicklich machte, dass er wegkam. Dann schüttelte er Eri. »Komm endlich zu dir, Junge!«
    Eris Blick klärte sich erst wieder, als Turéor ihm eine kräftige Ohrfeige gab und ihn nochmals schüttelte, und er erkannte, dass da etwas ganz und gar schiefgelaufen war. »Ich … was … was ist passiert?«, stieß er hervor. »Onkel, was habe ich da gerade getan?«
    »Das frage ich dich!«, sagte Turéor besorgt. »Ich bin gerade noch im rechten Moment gekommen, sonst hättest du den armen Tropf tatsächlich umgebracht.«
    Eri rieb sich die Stirn. »Verdient hätte er es, der Dieb«, murmelte er, obwohl das ungerecht war. Was gab er da nur von sich? »Was ist das für ein fürchterlicher Ort hier, Onkel? Wo Gäste betäubt und überfallen werden?«
    »Besser, du gewöhnst dich daran«, brummte Turéor. »So ist das Leben hier draußen.«
    »Aber wer hat ihn dazu angestiftet?«
    »Sein Herr, nehme ich an. Das braucht uns nicht weiter zu kümmern. Ich möchte vielmehr wissen, was du derart heftig verteidigt hast, dass du beinahe einen Mord dafür begehst!«
    Eri war wie gelähmt, er konnte nicht begreifen, was er gerade getan hatte. Noch nie hatte er jemanden so angegriffen. Doch er spürte immer noch ein Flackern der Wut in sich und konnte kaum den Zwang unterdrücken, nach der Perle zu tasten und sich zu vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung war. Und das Flüstern in ihm bedrängte ihn mehr denn je.
    »Ich … wegen Lurdèa …«, stotterte er, suchte nach einer Ausrede.
    »Sie ist nicht hier, also ging es nicht um sie.« Turéor redete so klar wie selten, und seine Augen glühten beunruhigend, als er sich über Eri beugte. »Rede mit mir!«
    Eri schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Onkel, ich bin immer noch völlig durcheinander. Ich habe schlecht geträumt, und als ich erwachte, war dieser Dummkopf über mir und betatschte mich. Ich war immer noch nicht richtig wach und brachte alles durcheinander …«
    Turéor wich wie vom Schlag getroffen zurück, seine Miene verdüsterte sich. »Dunkelheit umfängt dich, Erenwin, und ich kann dir nicht helfen. Zu spät, zu spät.« Dann eilte er nach draußen und warf die Tür zu.
    Eri kehrte voller Herzklopfen in sein Netz zurück, tastete in die

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