Nauraka - Volk der Tiefe
war inzwischen mit Speeren und Lanzen gespickt. Gewaltige weiß schimmernde Löcher, aus denen das Blut nur so strömte, waren in seinen Körper gerissen, doch das hinderte ihn bisher nicht in seinen Bewegungen. Inzwischen hatte er mehrere Seeschwärmer in Stücke gerissen, und die Nauraka hielten sich so dicht wie möglich an ihm, klammerten sich an den im Fischleib steckenden Speeren und Lanzen fest und hackten mit großen Dreiecksmessern auf ihn ein.
Lurion verlor die Geduld. Es ging ihm alles zu langsam, und er wollte endlich kämpfen. Geror schrie ihm zu abzuwarten, doch der Erbprinz hörte nicht auf ihn. Er lenkte seinen Fisch näher zum Kopf des sich windenden Riesen, dessen Bewegungen nun doch allmählich langsamer wurden, und reckte ihm das Schwert entgegen. Eri blieb vor Schreck das Herz beinahe stehen. Er hörte wie Lurion etwas rief, verstand die Worte jedoch nicht.
»Erenwin!«, brüllte der Oberste Jäger verzweifelt. »Du bist am Nächsten dran, versuch es zu verhindern!«
Der junge Prinz zuckte erschrocken zusammen, dann war er augenblicklich bei der Sache. Er presste die Beine an den Fischhals, lenkte Dullo herum, auf den monströsen Kopf zu, und seinem Bruder hinterher.
Doch der Schlängelaal richtete seine Aufmerksamkeit bereits auf den Erbprinzen, der in rasender Geschwindigkeit auf ihn zuhielt, das Schwert auf die Stirn gerichtet, zum Stoß bereit. Ein tiefes Brummen ertönte, brachte die See zum Beben und ließ Dullo schlingern, als der Urantereo sich seinem Feind stellte, langsam das grausige Maul öffnete und die riesigen Kiemen, durch die ein Nauraka mühelos hindurchschwimmen könnte, weit öffnete. Alles schien sich zu verlangsamen.
Eri hörte sich aus weiter Ferne schreien, während Dullo mit gewaltigen Auf- und Abwärtsbewegungen seiner Flossen durchs Wasser tauchte, so schnell er konnte. Seine Kiemen stießen das Wasser in kräftigen Schüben aus, was sie zusätzlich vorantrieb. Anheben – einatmen, senken – Stoß.
Eri verließ sich auf seinen Fisch, hob die Armbrust und legte an, nahm als Stütze noch die rechte Hand zu Hilfe, da ihm nur Zeit für einen einzigen Schuss blieb. Er würde bei dieser direkten Konfrontation nicht mehr nachladen können.
Er schloss das schwächere Auge und fixierte sein Ziel: das linke Auge des Riesen. Noch hatte der ihn nicht bemerkt, und noch attackierte er Lurion nicht, der sich über ihm hielt und weiterhin auf die Stirn zielte.
Nur zwei Herzschläge, dann würde er Eris Bruder schnappen, und es war vorbei.
Aber Eri durfte sich dennoch nicht hetzen. Er hatte nur diesen einen Schuss, und dafür musste er so nah wie möglich heran, auch wenn das Auge riesengroß war. Aber der Pfeil musste ganz tief hinein, am besten bis ins Gehirn.
Lurion winkelte den Arm zum Schlag, jeden Moment war es so weit. Die Kiemen des Aals waren zum Ausstoß bereit.
Das linke Auge lag nun direkt vor Eri, der Urantereo bemerkte ihn jedoch nicht.
Ein Gedanke schoss ihm blitzschnell durch den Kopf: Das wird er mir nie verzeihen.
»Lurion, weg da!«, brüllte er. Dann löste er die Sehne.
Der Pfeil war schneller als jede andere Bewegung. Er prallte genau auf die Mitte des Auges und bohrte sich hinein, immer tiefer, bis er darin verschwand.
Der Kopf des Urantereo wurde von der Wucht des Einschlags zurückgeschleudert, sein Auge zerplatzte, und augenblicklich setzte der Schmerz ein. Das Wasser flimmerte unruhig, als er schrill aufschrie, seinen Körper krümmte, sich zusammenringelte und wieder öffnete, und sich erneut wand.
Lurion stieß einen wütenden Schrei aus, als er von der Druckwelle des Untiers zurückgeschleudert und mit seinem Fisch unkontrolliert durchs Wasser gewirbelt wurde. Die Jäger machten, dass sie von dem Riesen wegkamen, und versuchten die überlebenden Seeschwärmer einzufangen, um dem Kampf ein Ende zu bereiten.
Doch noch war es nicht so weit.
Dullo erkannte es schneller als Eri. Plötzlich warf er sich herum, so abrupt, dass der junge Prinz beinahe den Halt verloren hätte, und sauste in die Tiefe. Eri versuchte einzugreifen, ihn zu halten, aber vergeblich. Kein Wunder. Der Urantereo war bereits hinter ihnen her, rasend vor Schmerz und Wut. Er hatte nur noch ein Ziel: denjenigen zu zerfetzen, der ihm das angetan hatte. Schrill schreiend nahm er die Verfolgung auf, doch der Pfeil musste ihn schwer verletzt haben, denn er war deutlich langsamer als zuvor, und immer wieder krümmte er sich zusammen.
Eri hatte sich inzwischen im Nacken
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