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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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darauf, weil sie mich nicht verlassen wollte. Und auch sie ist alt. Sie will den Zeitpunkt selbst bestimmen. Ich werde ihr das nicht verwehren.«
    Erenwin zuckte zusammen, als Turéors Hand sich an seine Brust legte. »Es tut mir so leid, Junge. Die Bürde, die du dir aufgeladen hast … hättest du nur mit mir darüber gesprochen. Aber nun ist es zu spät. Nichts kann dich jetzt mehr retten, außer du findest den Weg der Erlösung.«
    »Ich … ich weiß nicht, wovon du sprichst …«
    »Die Schwarze Perle«, sagte der alte Nauraka. »Der Namenlose wusste genau, dass die Geschichte sich eines Dämmers wiederholen würde. So wie deine Vorfahren damals das Tabernakel, den Siebenstern fanden, so musstest auch du dereinst die Schwarze Perle finden, nach der unser Alter Feind nun trachtet. Er hat das Tabernakel verloren, aber die Perle gewonnen … durch dich. Mein armes, armes Kind, was hast du dir nur angetan.«
    »A-aber wenn du es wusstest …«, stammelte Erenwin, ihm war schwindlig.
    »Ich wusste es nicht, Erenwin. Es wurde mir in dem Moment offenbart, als ich den Namenlosen im Spiegel erblickte und das Bewusstsein verlor. Doch seine Worte sickerten in meinen Verstand und brannten sich hinein. Ich bin sicher, er wollte es so, als Triumph, mich endlich gefunden zu haben – und dass ich nichts verhindern konnte. Ich ahnte wohl, dass du etwas aus der Stillen Tiefe mitgebracht hattest, doch jetzt erfuhr ich erst, was.« Bedauern, Trost, Sanftmut lagen in Turéors Stimme. »Schütze deine Schwester, bring sie in Sicherheit, und dann suche nach Erlösung, oder du wirst grausam enden. Warum nur hast du nicht mit mir geredet! Ich hätte dir helfen können. Vorher. Doch jetzt ist es zu spät. Zu spät, wie einst für mich.«
    »Ich werde ihm die Perle nicht überlassen«, flüsterte der Prinz.
    »Du bist verloren, und das weißt du genau. Deshalb muss Lurdèa überleben, sie ist die letzte Hoffnung unseres Volkes. Du aber musst deinen Kampf einsam und in der Ferne ausfechten, und es besteht wenig Hoffnung. Doch sie ist da, und daran halte fest.« Seine Hand strich liebevoll durch Eris Haare. Zufriedenheit lag nun auf seinen Zügen, als wäre bereits alles in bester Ordnung, und plötzlich wirkte er noch um vieles älter, schon ein wenig in Auflösung begriffen. »Es liegt nun an dir, Erenwin. Beschreite unaufhaltsam deinen Weg und gib nicht auf. Furchtbares wird dir widerfahren, und dir wird scheinen, als habe die Welt dich verstoßen. Du wirst alles verlieren, bis auf eines. Das musst du dir bewahren! Ich weiß, du wirst nicht auf mich hören, doch vielleicht erinnerst du dich im letzten Moment daran, was es ist: das Letzte, was bleibt. Und nun leb wohl.«
    Turéor schob ihn ohne weitere Erklärung zu Dullo zurück, wo Lurdèa wartete. Der alte Mann ergriff ihre Hände und hielt sie fest in seinen. »Auch du leb wohl, geliebtes Kind. Du wirst finden, was in dir steckt - große Kraft und die Zukunft der Nauraka. Auch für dich gilt: Bewahre dir das, was bleibt. Eines Tages wirst du verstehen, was ich meine.«
    »Onkel …«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
    Er gab ihre Hände frei und tätschelte ihren Arm. »Bald bist du von deinem Gemahl befreit.«
    Dann stieß er einen Pfiff aus, und Dullo ruckte so unerwartet hoch, dass sich die Geschwister hastig festhalten mussten. Die anderen beiden Seeschwärmer blieben liegen. Obwohl Erenwin die Muschelpfeife hatte, gehorchten sie alle drei dem alten königlichen Nachkommen, als wäre das schon immer so gewesen.
    Lurdèa hielt sich an Erenwin fest, als Dullo kraftvoll mit den Schwingen schlug und Richtung Darystis tauchte.

    »Es ist so weit«, sagte Turéor zu Jemuma. »Hast du Angst?«
    »Wovor denn?«, erwiderte sie prustend. »Ich bin doch schon tot.« Sie lehnte sich an ihn. Der lange Dolch, den sie Rahi abgenommen hatte, lag in ihrer Hand. »Es ist ein gutes Ende für uns, alter Mann.«
    »Du warst schon immer sehr frech, junge Dame«, brummte er. »Schon damals, als ich an den Hof kam.«
    »Ich war zu der Zeit bereits in mittleren Jahren, mein bester Herr. Ja, und ich staunte über dich und … nun, die Nähe war uns erst in unserer letzten Dämmerung vergönnt, doch ich bereue nichts.«
    »Dein Anblick, dein stets frischer Geist und deine Fürsorglichkeit waren mir immer angenehm, Jemuma. Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr geben konnte.«
    »Schon gut. Es war meine Entscheidung. Ich gehe nun gern mit dir in den Kampf.«
    »Eine Amme, die zugleich Kriegerin ist. Das

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