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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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verlasse.«
    »Wir müssen trotzdem nach Hause, denn ich muss ihn warnen«, erwiderte er. »Janwe hat uns alle an einen Landgänger verkauft, und Onkel Turéor sagt, es sei der Alte Feind. Es wird Krieg geben, Schwester. Doch für dich ist er schon jetzt zu Ende. Wenn du bei den Darystis keine Heimat mehr findest, bringe ich dich anderswo in Sicherheit. Es gibt immer eine Möglichkeit, und ich werde sie finden. Ich habe dich schließlich auch befreit, nicht wahr? Ich habe mein Versprechen zur Hälfte eingelöst.«
    »Ich begreife nur langsam, was mit mir geschieht«, wisperte sie. Ihr langes schwarzes Haar umwehte Erenwin wie ein Schleier, und er fühlte sich davon getröstet. Als würde der Haarschleier sich schützend um ihn schlingen und vor dem weiteren Sturz in den Abgrund bewahren.
    »Es gibt so vieles, das ich dir erzählen muss. Und es wird dir nicht gefallen …«

    Sie waren sehr viel schneller als auf der Herreise; bald schon mussten sie das seichte Gewässer und die vielen gesunkenen Schiffe erreichen, Erenwin konnte es schon schmecken. Danach endete Janwes Einflussbereich, und sie befanden sich in freiem Gewässer.
    Turéor kam neben ihn und schwenkte den Arm. »Sie holen auf!«, rief er.
    Erenwins Herz blieb für einen Moment stehen. »Unmöglich! Nichts ist so schnell wie unsere Seeschwärmer.«
    »Du vergisst den A-Nabúru.« Turéor lachte bitter. »Er ist ein Mächtiger! Janwe wird von ihm unterstützt, durch ihn wird er Magie wirken! Da findet er gewiss auch einen Weg, schneller voranzukommen.«
    Erenwin lauschte, setzte mit Ausnahme der Augen alle Sinne ein, doch er konnte keine Annäherung des Feindes erspüren. »Wie kommst du nur darauf, Onkel?«
    »Ich spüre ihn .«
    »Aber …«
    »Glaub mir, Erenwin! Ich täusche mich nicht, das ist unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt. Es ist Zeit.«
    »Zeit? Wofür?«, fragte der Prinz verwirrt.
    »Ah, wir sind schon da! Das seichte Gewässer. Erinnerst du dich an die Sandbank?«
    »Und an die Schiffe, Onkel, selbstverständlich. Janwes Reich endet hier. Dullo ist so schnell wie noch nie geschwommen, wir haben die Strecke in der halben Zeit geschafft.«
    »Und jetzt gehen wir runter! Zu den Schiffen, los!«
    »Was? Das ist nicht dein Ernst …«
    Aber Turéor lenkte seinen Seeschwärmer bereits abwärts, und sie rasten an den sandigen Hängen entlang in die Tiefe. Erenwin blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, dennoch hielt er es für einen schweren Fehler. Magie hin oder her, es war dunkel, und die Seeschwärmer konnten noch mindestens einen ganzen Dämmerungszyklus durchhalten. Sie würden schon bald in Darystis sein und damit vorerst in Sicherheit. Janwe würde nicht sofort einen offenen Angriff wagen.
    »Onkel, was tust du da? Wir müssen weiter, sonst schaffen wir es nicht!«
    »Ich sagte, es ist an der Zeit«, gab der Alte zurück. »Lurdèa, verhalte dich vorerst so still wie möglich, damit keine Schwingungen von dir entstehen. Ich erkläre euch gleich alles, aber zuerst brauchen wir einen geeigneten Platz für den Kampf.«
    Erenwins Kiemen klapperten. »Wir können nicht kämpfen, das ist aussichtslos!«
    »Du wirst auch nicht kämpfen, und Lurdèa ebenfalls nicht. Jetzt halte den Mund und folge mir!«
    Ihm blieb nichts anderes übrig, Turéor war nicht mehr aufzuhalten. Erenwin gab Dullo den Befehl, seinem Onkel zu folgen. Eine Weile kreuzten sie zwischen den Wracks umher, bis Turéor endlich einen geeigneten Platz gefunden hatte. Erenwin konnte nichts dazu sagen, er hatte Mühe, überhaupt etwas zu erkennen, und konnte die Strategie seines Onkels nicht ergründen.
    Die Seeschwärmer ließen sich auf dem Rumpf eines Schiffes nieder, ihre raue Haut schabte über das modernde Holz.
    »Das ist ein guter Platz«, stellte Turéor fest. »Komm zu mir, Erenwin, lass uns reden.«
    »Ich kümmere mich um Lurdèa«, erklärte Jemuma und schwamm zu der Fürstin.

    Erenwin verließ Dullos Nacken und schwamm zu seinem Onkel, der ihn am Rand der Schwinge erwartete.
    Er zuckte zusammen, als Turéors Hand sich über seine Augen legte. »Du bist fast blind, nicht wahr? Mach mir nichts vor.«
    »Nur in der Dunkelheit«, gestand er beschämt ein.
    »Das ist auch nicht weiter schlimm, denn du hast genügend andere Sinne, die wichtiger als die Augen sind. Du bist schon zu sehr Karunder geworden, dass du dich mit deiner mangelnden Sehfähigkeit belastest, dabei solltest du es besser wissen. Konzentriere dich!« Er zwang Erenwin stillzuhalten, drehte

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