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Navy Seals Team 6

Navy Seals Team 6

Titel: Navy Seals Team 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard E. Wasdin , Stephen Templin
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wütender.
    Meinen ersten Einsatz als Scharfschütze hatte ich im Alter von sieben Jahren, kurz nach Weihnachten. Gary war zwar erst zehn Jahre alt, tyrannisierte jedoch die ganze Schule. Er war sehr groß für sein Alter und verprügelte eines Tages einen Freund von mir. An diesem Nachmittag rief ich vier weitere Freunde zusammen. Wir wussten, dass Gary zu groß war, um ihn mit konventionellen Methoden zu schlagen, doch die meisten von uns hatten Luftgewehre zu Weihnachten bekommen. »Bringt morgen eure Gewehre mit in die Schule«, sagte ich. »Wir warten im Baum neben dem Spielplatz, und wenn er zur Schule geht, dann kriegen wir ihn.« Gary musste einen engen Pfad entlanglaufen, sozusagen einen natürlichen Engpass. Am nächsten Tag lagen wir auf der Lauer. Dadurch, dass wir mehrere waren, durch unsere Feuerkraft und die hohe Position im Baum hatten wir einen klaren taktischen Vorteil. Als Gary die »Todeszone« betrat, gaben wir es ihm. Wir dachten, dass er nach dem ersten Schuss davonlaufen würde, aber er tat es nicht. Er stand nur da und schrie, als ob er von einem Bienenschwarm angegriffen worden wäre. Er fasste sich an die Schultern, an den Rücken und an den Kopf. Wir schossen weiter. Ms Waters, eine unserer Lehrerinnen, rannte auf uns zu und schrie Zeter und Mordio. Ein anderer Lehrer brüllte, dass wir gefälligst vom Baum herunterkommen sollten. Gary hatte sich auf dem Boden zusammengerollt, hyperventilierte und weinte. Er tat mir leid, denn Blut strömte ihm den Kopf hinab – dort hatten ihn die meisten Kugeln getroffen. Gleichzeitig fand ich aber auch, dass es ihm recht geschah, denn er hatte schließlich meinen Kumpel verprügelt. Garys Hemd klebte an seinem Rücken. Eine Lehrerin wischte ihm das Gesicht mit einem Taschentuch ab.
    Wir mussten zum Direktor. Der Polizist unseres Ortes saß schon da und versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Ich erklärte: »Dieser Junge ist viel größer als wir und gestern hat er Chris verprügelt.« Ich verstand nicht, was wir falsch gemacht hatten. Sie konfiszierten unsere Waffen und riefen unsere Eltern an. Natürlich hat es mir mein Vater ganz schön gegeben, als ich nach Hause kam.
    Viele Jahre später, kurz bevor ich ein SEAL wurde, kam ich von der Marine nach Hause und saß bei Gary im Lastwagen – er arbeitete damals für meinen Vater. Gary fragte mich: »Weißt du noch, wie du mit dem Luftgewehr auf mich geschossen hast?«
    Ich schämte mich. »Ja, weiß ich noch. Aber wir waren doch noch Kinder.«
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung.« Er zeigte auf seine linke Schulter. »Fühl mal hier.«
    Ich berührte seine Schulter – und spürte eine Luftgewehrpatrone unter der Haut.
    »Ab und zu kommt eine von ihnen raus«, sagte er ganz sachlich. »Manchmal aus meiner Kopfhaut, manchmal aus meiner Schulter.«
    »Oh Mann, das tut mir leid.«
    Später tranken wir ein paar Bier und lachten darüber.
    Als ich acht war, kehrte ich mit Leon und ein paar anderen nach Florida zurück, um Obst und Gemüse zu verkaufen. Wir fuhren mit einem Pick-up umher und verkauften die Waren direkt von der Ladefläche. Ich kümmerte mich um den Verkauf und ein Alkoholiker namens Ralph Miller fuhr den Wagen. Er machte oft an einem Schnapsladen Pause. »Ich kaufe mal eben ein bisschen Tomatensaft. Magst du Tomatensaft?«
    »Ja, gerne.«
    Dann kaufte er mir eine Dose Tomatensaft. Später wurde daraus ein leichter, pikanter Tomatensaft mit Zwiebeln, Sellerie, Gewürzen und einem Spritzer Muschelsaft: Mott’s Clamato. Ralph trank dasselbe.
    Einmal riskierte ich einen Blick von der Ladefläche ins Führerhäuschen. Ralph machte seinen Reißverschluss auf, zog eine Flasche Wodka aus der Hose und mischte den Wodka mit seinem Clamato. Was soll daran so toll sein? Er versaut doch nur den guten Clamato.
    Wir fuhren durch die gefährlichsten Stadtteile und verkauften dort Wassermelonen. In einer Stadt namens Dania kamen einmal zwei Typen zu uns und wollten wissen, wie viel unsere Melonen kosteten. Einer nahm eine Wassermelone, verstaute sie in seinem Auto und ging dann zu Ralph, als ob er bezahlen wollte.
    Peng!
    Ich drehte mich um und sah, wie der Mann einen .38er Revolver auf Ralph richtete. Ralphs Bein blutete. Zitternd gab er dem Mann seine Brieftasche.
    Der Mann mit der Pistole fragte ihn: »Hast du echt geglaubt, dass ich dich erschieße?«
    Ich wollte vom Laster herunterspringen.
    Der Komplize des Schützen befahl mir: »Bleib, wo du bist.«
    Dann richtete der Schütze seine Pistole

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