Navy Seals Team 6
wurde es anstrengender. Die Zeitläufe wurden härter und die Entfernungen weiter. Wir mussten noch mehr schwimmen und laufen und noch weitere Hindernisparcours überwinden. Auch gab es nun wieder akademische Prüfungen. Vor der Höllenwoche standen Themen wie Erste Hilfe und der Umgang mit Booten im Mittelpunkt, doch nun ging es um hydrografische Aufklärung. Soldaten wie ich mussten mindestens 70 Prozent erreichen. Offiziere sogar mindestens 80 Prozent, doch wir hatten ja all unsere Offiziere verloren.
Eine neue Übung war, 50 Meter unter Wasser zu schwimmen. Am Schwimmbecken sagte Ausbilder Stoneclam: »Ihr müsst jetzt 50 Meter unter Wasser schwimmen. Macht einen Salto ins Becken, damit niemand einfach lostauchen kann, und schwimmt dann 25 Meter durchs Becken. Dann wendet ihr und schwimmt die 25 Meter wieder zurück. Wer an die Oberfläche kommt, fällt durch. Schwimmt immer am Grund entlang. Dort ist der Druck auf eure Lungen größer, sodass ihr die Luft länger anhalten und weiter schwimmen könnt.«
Ich stellte mich bei der zweiten Vierergruppe an. Wir feuerten die erste Gruppe an: »Macht weiter, bis ihr umkippt«, sagte einer von uns. Das war ein neuer Gedanke, der große Auswirkungen auf meine Zukunft haben sollte: Ich würde meinen Körper so weit treiben, bis ich beinahe das Bewusstsein verlor.
Als ich an der Reihe war, hyperventilierte ich, um den Kohlendioxidgehalt in meinem Blut und den Atemimpuls zu senken. Bei meinem Salto in den Pool entwich mir ein wenig Luft. Ich orientierte mich und schwamm so nahe am Boden, wie ich konnte. Nach 25 Metern kam ich zum anderen Ende des Beckens. Beim Wenden berührte mein Fuß zwar die Beckenwand, doch ich konnte mich nicht richtig abstoßen.
Mein Hals verkrampfte sich, so sehr verlangte meine Lunge nach Sauerstoff. Macht weiter, bis ihr umkippt . Ich schwamm, so schnell ich konnte, wurde jedoch immer langsamer. Mein Gesichtsfeld wurde von den Rändern her grau, bis ich schließlich mein Ziel wie durch einen schwarzen Tunnel sah. Ich merkte, dass ich langsam ohnmächtig wurde, blieb dabei jedoch sehr ruhig. Jeglicher Gedanke ans Ertrinken war nun verschwunden. Ich versuchte, mich ganz auf die Wand zu konzentrieren. Endlich berührte ich sie. Ausbilder Stoneclam packte mich am Bund meiner Badehose und half mir aus dem Becken. Ich bestand die Prüfung, doch andere hatten nicht so viel Glück. Zwei versagten auch beim zweiten Versuch und mussten die Ausbildung beenden. (Anmerkung: Üben Sie nie alleine, unter Wasser zu schwimmen oder den Atem anzuhalten, denn Sie würden sterben.)
Eine andere wichtige Prüfung nach der Höllenwoche war, Knoten unter Wasser zu binden. Dazu trugen wir nur unsere Uniformbadehosen und sprangen vom Sprungturm ins Wasser. Ich ging langsam in die Tiefe. Das Becken war 15 Meter tief und ich musste auf 4,5 Meter hinabtauchen und fünf Knoten machen: Schotstek, Palstek, Webeleinenstek, Stopperstek und einen Kreuzknoten. Einige dieser Knoten werden bei Sprengarbeiten verwendet. Mit dem Schotstek und dem Kreuzknoten werden zum Beispiel die Enden einer Zündschnur verbunden. Da wir diese Knoten in unseren wenigen Pausen geübt hatten, wusste ich, wie sie gingen, doch nun würde ich sie zum ersten Mal in einer Tiefe von 4,5 Metern machen.
Wir konnten insgesamt fünfmal tauchen und jedes Mal einen Knoten machen, doch ich hielt fünf Tauchgänge für zu anstrengend. Wir konnten auch alle fünf Knoten in einem Tauchgang machen, doch dafür reichte mein Lungenvolumen nicht aus. Auch jede andere Kombination war möglich. Ich begrüßte Ausbilder Stoneclam, der eine komplette Taucherausrüstung anhatte. »Erbitte Genehmigung, Schotstek, Palstek und Webeleinenstek machen zu dürfen.« Er zeigte mit den Daumen nach unten – das Zeichen, dass ich tauchen durfte. Ich wiederholte das Zeichen und zeigte ihm so, dass ich ihn verstanden hatte. Auf ein erneutes Zeichen von Stoneclam tauchte ich auf 4,5 Meter hinunter, wo eine Leine an der Wand befestigt war. Ich machte die drei Knoten und signalisierte dem Ausbilder, dass alles in Ordnung war. Er überprüfte die Knoten und bestätigte mein Okay. Ich löste die Knoten wieder und deutete mit den Daumen nach oben. Er wiederholte das Zeichen und gab mir so die Erlaubnis, wieder aufzutauchen.
Bei meinem zweiten Tauchgang machte ich die beiden anderen Knoten und signalisierte Ausbilder Stoneclam erneut ein Okay. Er schien sich die Knoten nicht einmal anzusehen, sondern blickte mir direkt in die Augen. Ich
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