Navy Seals Team 6
gab ein streng geheimes SEAL Team Six. Als 1980 der Versuch, amerikanische Geiseln aus der US-Botschaft im Iran zu befreien, fehlschlug, bat die Marine Richard Marcinko, ein Team zusammenzustellen, das sich mit nichts anderem beschäftigte als mit Terrorismusbekämpfung. Marcinko wurde der erste Kommandierende Offizier dieser neuen Einheit und nannte sie SEAL Team Six. Ihre Mitglieder rekrutierte er überwiegend aus den SEAL-Einheiten zur Terrorismusbekämpfung: Mobility Six (MOB Six) beim SEAL Team Two an der Ostküste und dem Echo-Platoon beim SEAL Team One an der Westküste. Sie trugen Zivilkleidung, ihr Haar war länger und sie durften sich sogar Bärte oder gar Schnurrbärte wachsen lassen. Offiziere und Soldaten nannten einander beim Vornamen oder verwendeten Spitznamen und verzichteten auf militärische Grüße. Sie waren darauf spezialisiert, Geiseln von Schiffen, Bohrinseln und anderen zum Meer gehörenden Orten zu retten. Zusätzlich halfen sie bei der Sicherung von Militärstützpunkten und Botschaften und unterstützten Operationen der CIA.
Seine Feuertaufe erlebte das Team Six 1983: Nachdem mit Kuba und der Sowjetunion verbündete Kommunisten die Regierung von Grenada in einem blutigen Staatsstreich gestürzt hatten, wollten die USA die Regierung von Grenada mit der Operation »Urgent Fury« wiedereinsetzen. Bei dieser Operation sprangen zwölf Schützen aus dem SEAL Team Six mit Fallschirmen vor der Küste von Grenada ab. Die erste Mission ging aus mindestens drei Gründen in die Hose. Erstens war das SEAL Team Six zwar gut in etlichen Taktiken zur Terrorismusbekämpfung ausgebildet, nicht aber in nächtlichen Absprüngen über Wasser – was noch schwieriger ist, wenn Boote in der Nähe sind. Dieser Auftrag wäre beim SEAL Team Two, das ebenfalls bereitstand, in besseren Händen gewesen. Zweitens war die Informationslage schlecht. Bei der Planung des Auftrags war die Sommerzeit nicht berücksichtigt worden. Wegen dieser einstündigen Zeitverschiebung wurde aus einem Absprung bei Tageslicht ein Absprung bei Dunkelheit – noch nicht einmal der Mond stand am Himmel. Zudem wussten die Männer aus dem Team Six nichts von den drei Meter hohen Wellen, den stürmischen Winden und dem starken Regen, mit denen sie bei ihren Sprüngen zu kämpfen hatten. Drittens hatten die Piloten der Luftwaffe wohl keine Erfahrung mit Fallschirmabsprüngen über Wasser und warfen die SEALs an der falschen Stelle ab, weit weg von allen anderen.
Das Ergebnis war schrecklich: Als die zwölf Männer auf dem Wasser aufschlugen, blies der Wind die Fallschirme weiter auf und riss die Männer mit. Da sie zu viel Ausrüstung dabeihatten und so nicht genug Auftrieb bekamen, drohten einige SEALs unterzugehen. Obwohl sie mit hochmodernen Fallschirmen geübt hatten, benutzten sie nun alte MC-1-Schirme. Die Männer mussten um ihr Leben kämpfen, damit sie nicht von den Schirmen in die Tiefen des Ozeans hinabgezogen wurden. Im Dunkeln war es unmöglich, alle Männer zu finden. Ein SEAL schrie immerzu und feuerte drei Schüsse in die Nacht ab – doch niemand kam ihm zu Hilfe. Vier SEALs verschwanden spurlos. Die Überlebenden suchten zwar nach ihren Teamkollegen, doch Kenneth Butcher, Kevin Lundberg, Stephen Morris und Robert Schamberger wurden nie gefunden. Die übrigen SEALs waren untröstlich, mussten jedoch ihren Auftrag durchführen.
Black-Hawk-Hubschrauber rasten kurz vor dem Morgengrauen eine Stunde lang durch die Nacht, um den Generalgouverneur Paul Scoon aus seiner Villa zu retten. Der Himmel war voller sowjetischer Flugzeuge. In einem Heli drängten sich 15 SEALs zusammen und schienen ganz ruhig – bis der Heli von feindlichen Kugeln durchsiebt wurde. Denny »Snake« Chalker und die anderen – keiner von ihnen war je zuvor in Kampfhandlungen verwickelt gewesen – verloren ihr Pokerface. Wellington T. »Duke« Leonard – der Einsatzleiter der SEALs und ein Vietnamveteran –, Bobby L., Timmy P. und JJ grinsten: »Na, wie gefällt es euch, wenn ihr beschossen werdet?« Nach einem Moment der Spannung lächelten Denny und die anderen – was hätten sie auch sonst tun sollen? Der Heli mit Bob Gormly, Kommandierender Offizier des SEAL Team Six und Dick Marcinkos Nachfolger, wurde am schwersten getroffen und musste allein zum Flugzeugträger zurückkehren, damit er nicht vom Himmel fiel.
Der Heli mit Duke und Denny blieb in 30 Metern Höhe vor der Villa stehen, ein anderer schwebte hinter dem Haus über dem Tennisplatz.
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