Navy Seals Team 6
unseren großen Einsatz. Wir waren ungefähr 100 bis 150 Mann, hakten uns an den Seilen hinter den Schneekatzen ein und ließen uns zum Einsatzort ziehen. Wir fuhren so dicht wie möglich ans Ziel heran und zogen dann, zwischen Bäumen geschützt, Skier und Rucksäcke aus. Wir waren noch ungefähr 270 Meter vom Ziel entfernt.
Ich zog meine großen, schweren NATO-Schneeschuhe an. Die Küstenjäger hatten nette kleine Schneeschuhe aus Metallkomposit, mit denen sie sogar rennen konnten. Wow, was die Winterkriegsführung betrifft, seid ihr technisch auf einem viel neueren Stand als wir. Ich tauschte mein altes Schweizer Taschenmesser und die Lederhalterung, in der ich es am Gürtel trug, weil es zu groß für die Hosentasche war, gegen ein Paar dieser Schneeschuhe ein. Die schwarze Plastikverkleidung des Messers war teilweise abgebrochen, aber die Werkzeuge waren noch alle da: Säge, Fischentschupper mit Angelhakenentferner, Lederstanzer und Nadeleinfädler, Lupe, lange Klinge, kurze Klinge, Schere, Kneifzange, Korkenzieher, Zahnstocher und eine Pinzette. Man möchte meinen, dass Schweizer Messer in Schweden weniger gefragt sind als in den USA – denn schließlich liegt Schweden ja viel näher an der Schweiz –, aber das stimmt nicht. Der Küstenjäger legte sogar noch eine Flasche Schnaps drauf. Er war so froh und dankte mir beinahe auf Knien für das Tauschgeschäft. Dann erzählte er seinen Kumpels davon. Sie stauchten ihn zusammen, weil er mich so ausgenutzt hatte. Wenn er mir diese Schneeschuhe gegeben hätte, als ich in Alaska bei der Winterkriegsführung gewesen war, hätte ich ihm fünf Schweizer Messer dafür gegeben. Nach meiner Rückkehr in die USA würde ich einfach ein neues kaufen.
Wir patrouillierten in einer Keilform, ein Mann in der Mitte, ein Flügel auf jeder Seite. Von der linken Flanke her näherte sich ein anderes Element dem Zielgebiet. Mit Platzpatronen griffen die linke Flanke und die Spitze unseres Keils gleichzeitig an und schossen durch zehn Gebäudeattrappen. Normalerweise besteht eine Basiseinheit der SEALs aus einer Bootsmannschaft, also sieben oder acht Männern. In diesem Riesenangriff mit mehr als 100 Soldaten ließen wir uns einfach mitreißen.
Die schwedischen Küstenjäger und andere nordeuropäische Einheiten wie die norwegischen Marinejäger verbrachten viel mehr Zeit auf Skiern als wir. Sie mussten häufiger Einsätze in einer winterlichen Umgebung durchführen als wir Amerikaner, und das verschaffte ihnen einen deutlichen Vorteil. Doch die amerikanische Technologie gleicht dies wieder aus. Es spielt keine Rolle, wie gut jemand auf Skiern ist, wenn ich ihn durch mein Nachtsicht-Zielfernrohr aus 360 Metern Entfernung erwische. Drauf ge-ski-ssen.
Mir war zu Ohren gekommen, dass Laura während meiner Zeit in Schweden fast jeden Abend ausgegangen war und mit anderen SEAL-Ehefrauen gefeiert hatte. Als ich sie zur Rede stellte, sagte sie: »Ach, nur ein- oder zweimal. Mir war einfach langweilig.« Ich nahm sie beim Wort, weil ich ihr glaubte – etwas anderes wollte ich nicht glauben. Wir gingen jeden Sonntag in die Kirche und alles schien in bester Ordnung zu sein.
Mein Sohn Blake war gerne mit den Männern aus dem SEAL-Team zusammen. Auch sie mochten ihn, vor allem nach einem Vorfall, der sich ereignete, als Blake vier Jahre alt war. Damals kam ich eines Tages nach Hause und fand Laura völlig aufgelöst in der Küche vor.
»Was ist los?«, wollte ich wissen.
»Debbie war da und sie gingen in Blakes Planschbecken. Nackt!« Debbie war die sechsjährige Tochter eines Nachbarn.
»Oh.«
»Ich habe ihre Mutter angerufen und es ihr erzählt, aber sie fand es einfach nur witzig. Rede du mal mit ihm.«
Also ging ich in Blakes Zimmer.
Blake spielte Duck Hunt und schoss mit dem Nintendo-Zapper-Leichtgewehr auf fliegende Enten.
»Hallo, Kleiner, wie war dein Tag?«
»Gut«, sagte er.
»Was hast du alles gemacht?«
»Gespielt.«
Ich ließ ihn weiterspielen und ging zurück zu Laura in die Küche. »Es ist alles in Ordnung mit ihm. Er hat es nicht mal erwähnt. So wichtig ist es wohl gar nicht.«
»Oh, nein, du musst mit ihm darüber reden. Er ist wahrscheinlich traumatisiert.«
Also ging ich zu Blake zurück. Auf dem Bildschirm beschnupperte ein Hund die toten Enten im Gras und beglückwünschte Blake.
Meine Fragen wurden direkter: »Warst du heute schwimmen?«
»Ja.«
»War noch jemand dabei?«
»Ja, Debbie.«
»Habt ihr beide euch ausgezogen, als ihr im Wasser
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