Navy Seals Team 6
betragen, würde ich zwei Ticks nach rechts drehen.
Ich schoss auf ein unbewegliches Ziel – Treffer. Nach zwei weiteren Schüssen auf unbewegte Ziele und zwei Schüssen auf bewegliche Ziele machte ich den Aufklärer und Casanova schoss. Dann zogen wir uns unsere Rucksäcke an, packten unsere Ausrüstung und rannten zur 500-Meter-Linie zurück. Wie in den Teams zahlte es sich auch hier aus, zu den Siegern zu gehören. Wieder wechselten wir uns ab. Jeder schoss fünfmal, dreimal auf unbewegliche, zweimal auf bewegliche Ziele. Das Gleiche machten wir an der 600-Meter-Linie. Nach dem Laufen den Atem und den Herzschlag zu beruhigen ist nicht einfach. Bei 700 Metern trafen wir die drei unbeweglichen Ziele erneut, doch die beweglichen Ziele blieben dieses Mal stehen. Bei 800 Metern hüpften die beweglichen Ziele mal nach rechts, mal nach links. Bei 900 und 1000 Metern blieben alle fünf Ziele unbeweglich. Von 35 Schüssen mussten 28 ins Schwarze treffen. Auf der Schießanlage verloren wir einen Haufen Männer, da sie einfach nicht gut genug schießen konnten.
Nach dem Training auf der Schießanlage kehrten wir ins Schulhaus zurück und reinigten unsere Waffen. Dann übten wir Feldzeichnen. Die Ausbilder gingen mit uns nach draußen und sagten: »Fertigen Sie eine Skizze dieser Gegend an, von der Waldgrenze links bis zum Wasserturm rechts. Sie haben 30 Minuten Zeit.« Wir zeichneten so viele wichtige Details ein wie möglich, und zwar perspektivisch. Das bedeutet: Nahe Objekte sind größer als weiter entfernte Objekte, waagrechte parallele Linien laufen zusammen und verlieren sich in der Entfernung. An den unteren Rand der Skizze schrieben wir, was wir sahen: eine Patrouille, die Anzahl der 2,5-Tonner und so weiter. Die Ausbilder bewerteten Ordentlichkeit, Genauigkeit und den Wert der enthaltenen Informationen. Wir mussten mindestens 70 Prozent erreichen, um zu bestehen. Später hatten wir dann nur noch 15 Minuten für eine Skizze Zeit.
Zusätzlich zur Skizze erstellt ein Scharfschütze ein Protokoll, damit Informationen über den entscheidenden Geländeraum, Beobachtungen, Tarnung und Verstecke, Hindernisse und Anflugweg auch schriftlich festgehalten sind.
Wir spielten auch Kim-Spiele, bei denen es darum geht, Dinge im Gedächtnis zu behalten. Dabei hob der Ausbilder eine Plane von einem Tisch hoch und darunter kamen zehn bis zwölf kleine Dinge zum Vorschein: eine 9-mm-Patrone, eine Minileuchtfackel, ein Gefrierbeutel, ein Stift, eine kaputte Brille, ein Foto, eine Eichel und andere Gegenstände, die auf einem Tisch Platz haben. In zehn bis 15 Sekunden mussten wir uns alle Gegenstände einprägen. Dann gingen wir ins Klassenzimmer und zeichneten alles auf ein Blatt Papier. Zum Schluss mussten wir auch mit Worten beschreiben, was wir gesehen hatten. Manchmal meldeten wir mithilfe von Zielfernrohren und normalen Ferngläsern größere Gegenstände in weiter Entfernung. Wenn ich mich nicht an mindestens 70 Prozent der Gegenstände erinnern konnte, wurde ich rausgeschmissen. Eine grundlegende Eigenschaft eines Scharfschützen ist, sich das Gesehene einprägen und es melden zu können. Außerdem mussten wir eine gute Beobachtungsstelle finden, auch wenn Gras und Gebüsch unsere Sicht behinderten. Dabei mussten wir die Pflanzen zur Tarnung benutzen, damit wir von der Hauptbeobachtungsstelle aus nicht zu sehen waren.
In der Phase zwei, unbekannte Entfernung und Anpirschen, stellten diejenigen, die nach Phase eins noch übrig waren, 45 Kilogramm schwere Stahlziele in Entfernungen zwischen 300 und 800 Metern auf. Weil wir nicht genau wussten, wie weit die Ziele entfernt waren, mussten wir die Entfernung schätzen. Wer beim ersten Schuss traf, bekam zehn Punkte. Wer beim zweiten Schuss traf, acht Punkte. Einen dritten Schuss gab es nicht. Als wir fertig waren, stellten Casanova und ich die Ziele anders auf und begannen von Neuem. Auch hier mussten wir über drei Wochen einen Durchschnitt von 70 Prozent halten, um in der Schule bleiben zu können.
Neben dem Schießen lernten wir in der Scharfschützenausbildung auch, wie wir uns tarnen konnten. Wir mussten Ghillie-Anzüge anfertigen. Erst bereiteten wir unsere Kleidung vor: Kampfanzüge, Oberteil und Unterteil. Danach befestigten wir mit einem extrem starken Faden, der sich nicht auflösen kann (zum Beispiel einer Angelschnur) ein Netz (zum Beispiel eine Militärhängematte oder ein Fischernetz) am Rücken und an den Ellenbogen unserer Anzüge. Mit Schuhkleber geht das
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