Navy Seals Team 6
Rückzug des italienischen Generals Bruno Loi. Im Gegenzug forderte die italienische Regierung die Vereinten Nationen auf, Aidid nicht länger zu belästigen.
Einer der wichtigsten Männer der Italiener war Giancarlo Marocchino. Er hatte Italien verlassen, nachdem er der Steuerhinterziehung beschuldigt worden war, und hatte eine Somalierin geheiratet, die aus dem Clan Aidids stammte. Als die Vereinten Nationen Waffen der Miliz beschlagnahmten, übergaben sie sie an Giancarlo. Dieser verkaufte sie vermutlich an Aidid.
Italien schickte Billionen Lire nach Somalia, um dem Land zu »helfen«. Doch mithilfe von Aidid – der damals noch kein berüchtigter Kriegsherr war – wanderte der größte Teil dieses Geldes in die Taschen italienischer Beamter und ihrer Kumpane. Die Italiener bauten eine Autobahn zwischen Bosasso und Mogadischu – für die Giancarlo Marocchino angeblich Schmiergelder kassierte, denn er war im Gütertransportgeschäft tätig. Außerdem hielt sich Marocchino Nachrichtenkorrespondenten warm, indem er sie in Mogadischu fürstlich bewirtete.
In unserem Viertel wohnte auch ein Veteran der russischen Armee, der im Nachrichtendienst gearbeitet hatte. Nun war er ein Söldner und lebte zwei Häuser entfernt von uns. Solange er bezahlt wurde, arbeitete er für beide Seiten. Wir vermuteten, dass er beiden Seiten zu Verstecken und neuen Rekruten verhalf. Auch mit den Italienern schien er zusammenzuarbeiten. Die sizilianische Familie, von der ich das Kochen gelernt hatte, liebte Amerika, doch das Benehmen der Italiener in Somalia war wie ein Schlag in die Magengrube.
Wir erhielten die Nachricht, dass Aidid eventuell im Besitz tragbarer Luft-Boden-Flugabwehrraketen mit Infrarotzielsuchung – sogenannter Stinger – war, mit denen man vom Boden aus Flugzeuge abschießen konnte.
Später stürmten Casanova, der SIGINT-Sanitäter und ich noch einmal das Haus des Jungen mit den verletzten Beinen. Seine Familie hatte nicht mehr so viel Angst wie beim ersten Mal, aber entspannt war sie auch nicht – stürmen ist stürmen. Wir legten ihnen wieder Handschellen an und sicherten das Haus, während wir uns um den Jungen kümmerten. Er sah schon viel besser aus. Als wir seine Wunden säuberten, schrie er nicht mehr. Auch ohnmächtig wurde er nicht.
3. September 1993
Am nächsten Morgen bereiteten wir uns auf eine Fahrt zum Army-Lager vor. Unsere somalischen Wächter bildeten die Vorhut und kundschafteten den Weg aus, bevor auch wir aufbrachen. Bei der Fahrt legten die Wächter eine falsche Spur und schickten eine Truppe auf einer anderen Route los. Eventuelle Verfolger mussten sich dann ebenfalls in zwei Gruppen aufteilen oder eine Münze werfen und hoffen, dass sie dem richtigen Fahrzeug folgten. Obwohl ich in solchen Taktiken ausgebildet worden war, kamen unsere Wächter von selbst auf diese Idee. Durch ihre Erfahrungen im Bürgerkrieg hatten sie gelernt, sich an die Umstände anzupassen. Sie waren sehr intelligent.
Das Lager war mit Scharfschützenverstecken, Wachtürmen und Schusspositionen befestigt. Wir nahmen einige Infrarotleuchtstäbe und Glühwürmchen mit, um die Sicherheit rund um das Pasha zu erhöhen. Außerdem trafen wir uns mit der Delta Force, nannten ihnen Einzelheiten zu den Angriffen mit den Mörsergranaten und den wahrscheinlichen Abschusspunkten. Sie stiegen auf das Dach des Hangars und führten eine gewaltsame Aufklärung durch: Scharfschützen feuerten in die Bereiche, in denen sie die Mörser vermuteten, und hofften, dass SIGINT Unterhaltungen über eventuelle Treffer aufschnappte. So konnten sie die Orte verifizieren. Als General Garrison das herausfand, machte er uns die Hölle heiß. Die gewaltsame Aufklärung gefiel ihm gar nicht.
Als wir abends wieder im Pasha waren, wollten wir den Wachposten unsere Arbeit und unsere Arbeitsmethoden nahebringen. Dazu befestigte Casanova einen Infrarotleuchtstab an seinem Körper und ging um das Haus herum. Mit bloßem Auge war die Leuchte unsichtbar. Ich ließ die anderen Wächter durch unser KN-250-Nachtsichtgerät blicken, damit sie Casanovas Licht sehen konnten. Sie schnappten nach Luft und sahen aus, als hätten sie gerade ein Ufo gesehen. Sie senkten das Nachtsichtgerät und blickten mit bloßem Auge hin. Dann sahen sie wieder durch das Nachtsichtgerät zu Casanova. Sie sprachen schnell und wurden hektisch, als ob sie sich nun an Bord des Ufos befänden. Casanova und ich amüsierten uns königlich über diese Reaktion.
Später zeigten er,
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