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Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS

Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS

Titel: Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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Wenn sie mich ruft, dann geh ich zu ihr. Trotz der Kameras, die ihr unerbittlich folgten, trotz des ständigen Blitzlichtgewitters, das in Nicks Ohren wie das Knallen kleiner Feuerwerkskörper widerhallte.
    Doch sie hatte sich nur an ihm vorbeigeschoben, als sei er unsichtbar, und war weitergegangen. Und er verfluchte sich für seine Schwäche und dafür, dass er sich wieder hineinziehen ließ. Dass er sich Gefühle erlaubte.
    Mit einem gefälschten Ausweis hatte er ein Auto gemietet und war nach Virginia zurückgefahren, ohne Chris oder Dad Bescheid zu sagen, wo er hinwollte und warum. Ihm war alles scheißegal, er hatte nur die Straße unter sich spüren wollen und das Gefühl, mittels der stundenlangen Fahrt Abstand zwischen sich und sein altes Leben zu bringen.
    Seitdem war Nick nicht mehr in New York gewesen. Bis heute.
    Jetzt strich er sich das nasse Haar aus den Augen und ließ den Blick über die Menge schweifen. Der ganze Winfield-Clan war angetreten, aber er konzentrierte sich auf seine unmittelbare Familie.
    Seine Schwester machte einen vornehmen Eindruck. Genau wie Eric. Das vertraute Schaudern begann am unteren Ende von Nicks Wirbelsäule und arbeitete sich dann langsam nach oben, wie immer, wenn er diese Menschen sah, die einmal seine Familie gewesen waren, ganz gleich, ob im Fernsehen oder in der Zeitung. Jetzt aber sah er sie zum ersten Mal seit elf Jahren von Angesicht zu Angesicht, zum ersten Mal waren die Blutsbande, die er als Kind um jeden Preis hatte kappen wollen, wieder zum Greifen nah.
    Er hätte irgendetwas empfinden, irgendeine Verbindung zu ihnen spüren müssen, ein Gefühl der Verwandtschaft.
    Aber da war nichts, nur dieselbe Distanz wie in seiner Kindheit. Er wusste, dass es egal war, dass es so besser für ihn war.
    Die Titelseite der Zeitung, die Nick abgerissen und während der Zeremonie am Grab festgehalten hatte, steckte jetzt zerknüllt in seiner Faust, das Blatt mit der Schlagzeile, die da lautete: Cutter Winfield – Soldat in einer Spezialeinheit. Versteckt vom US -Militär?
    Nick neigte nicht zur Panik. Frühe Lebenserfahrungen und seine Ausbildung hatten ihn gelehrt, dass impulsive Reaktionen nichts brachten. Der Verfasser des Artikels behauptete, seine Informationen aus sicherer Quelle zu haben, aber Nick wusste, dass seine Familie lieber sterben würde, als einen Reporter ins Vertrauen zu ziehen.
    Keine dieser Storys führte letztlich zu ihm. Das lag auch daran,dass Nick zurückgezogen lebte und dass er äußerlich der Familie seiner Mutter nachgeriet und nicht den Winfields. Er war in dieser Angelegenheit nie persönlich angesprochen worden – dafür fragte man ihn häufig, ob er ein Filmstar oder ein Model sei.
    Als die Videotechnik sich weiterentwickelt hatte, war die Sache schon spannender geworden. Und da hatte es sich als hilfreich erwiesen, dass auf dem Bild, von dem die Presse behauptete, es zeige ihn, in Wirklichkeit einer der Söhne seines Kindermädchens zu sehen war. Wenn die Winfields davon wussten, behielten sie es für sich. Sollte sich das jedoch ändern, würde er seine Schutzmaßnahmen verstärken müssen.
    Nick wandte sich von der Szene auf dem Friedhof ab und ging mit pochenden Schläfen davon. Als sein Handy in der Tasche vibrierte, wusste er genau, wer ihn anrief. Er hatte keinen der zahlreichen Anrufe seines Dads entgegengenommen und nur mit einer kurzen Textnachricht geantwortet. Aber lange würde sich Dad nicht mehr hinhalten lassen.
    Er klappte sein Handy auf, und Dad meldete sich, noch bevor Nick ein »Hallo?« herausbekam.
    »Was machst du?«
    »Gehen.«
    »Deine kesse Lippe hat dir noch nie was Gutes eingetragen.«
    Nick schüttelte den Kopf, seine düstere Stimmung verflog augenblicklich, und er fragte sich, warum dieser Mann ihn immer wieder aufmuntern konnte, ohne ihm auf die Nerven zu fallen. »Ich war bei der Beerdigung.«
    Am anderen Ende herrschte Stille, dann: »Ich komm nach Hause.«
    »Das brauchst du nicht«, sagte Nick.
    »Du bist allein. Deine Brüder sind nicht da.«
    Woher Dad das immer wusste, entzog sich Nicks Kenntnis, denn ja, er war allein. Wirklich allein. Und zwar zum ersten Mal, seit er acht gewesen war und Jake in den Sonderunterricht geplatzt war, in den man Nick gesteckt hatte.
    Jake hatte Nick ins Gesicht geschaut und dann auf seinen Hals, aus dem noch der Trachealtubus lugte. »Das muss ja ein komisches Gefühl sein.«
    Ich bin daran gewöhnt, hatte Nick in der Zeichensprache geantwortet, denn zu der Zeit glaubten

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