Nayidenmond (German Edition)
früher schon!
„Es ist gut“, sagte er hilflos. Er hasste sich selbst für diese nutzlosen Worte, die weder der Wahrheit entsprachen noch Trost spendeten. Mit sanfter Gewalt drehte er Rouven zu sich herum, als er soweit war.
„Es ist gleich vorbei“, versicherte er, ließ ihn nicht aus den Augen, während er ihm auch die Genitalien versorgte. Er versuchte dabei so distanziert wie möglich zu wirken, um Rouven Sicherheit zu geben, so, wie er es bei Heilern beobachtet hatte. Der junge Mann knirschte mit den Zähnen, beherrschte sich jedoch mit aller Macht.
„Du hättest mir sagen müssen, wie stark deine Schmerzen sind“, sagte Iyen, als er fertig war, so erschöpft, als hätte er stundenlang gekämpft. Rouven blickte fort.
„Es ist nicht mehr so schlimm“, flüsterte er trotzig. Das Zittern, das er noch immer nicht unterdrücken konnte und die Anspannung in seinem Gesicht offenbarten die Lüge.
Iyen wühlte kurz durch seine Bestände. Leichte Schmerzmittel hatte er nicht mehr und nur noch eine Phiole von dem starken Betäubungsgift. Er nahm es nicht gerne, es machte süchtig und schon mehr als einer war nie wieder erwacht. Der Junge hatte es allerdings bis jetzt vertragen und er brauchte es.
„Trink“, befahl Iyen in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Rouven sah für einen Moment so aus, als würde er es trotzdem wagen wollen, griff dann aber gehorsam nach dem Fläschchen und trank es aus.
„Wenn du nicht gerade von Angst ruhiggestellt wirst, scheinst du ziemlich aufmüpfig zu sein“, sagte Iyen, bevor ihm klar wurde, dass er gerade seine Gedanken laut aussprach. Rouven, dessen Blick bereits verschleierte – das Betäubungsgift wirkte gefährlich schnell, viel schneller als die meisten anderen – grinste schelmisch und streckte ihm die Zunge raus.
„Hab einen Ruf zu verteidigen“, lallte er, „der jüngste und wüsteste Prinz von allen ...“ Schon fielen ihm die Augen zu.
„Das glaube ich dir sofort“, brummte Iyen. Er starrte auf den nackten Körper hinab, der dort wehrlos und einladend vor ihm lag.
„Beherrsche deine Gier, Oshanta!“, grollte er, als er sich vorstellte, über die schimmernde Haut zu streicheln, sobald sie verheilt war, ähnlich wie eben die intimsten Stellen zu finden und sie diesmal liebevoll zu erkunden. Zögernd legte er die Hände auf Rouvens flachen Bauch, schloss die Lider und nahm das Empfinden, warme Lebendigkeit zu spüren, tief in sich auf. Mehr konnte und wollte er sich nicht gestatten, aber er wusste, sein Verlangen stieg mit jedem Augenblick, den er gemeinsam mit ihm verbrachte. Wenn er nicht wenigstens ein bisschen nachgab, würde er sich bald schon nicht mehr zurückhalten können. Hastig zog er Rouven an und nahm ihn einmal mehr auf die Schultern. Wenn Jarne und Bero die gegenüberliegende Uferseite durchkämmt hatten, würden sie anschließend hierher kommen, er durfte nicht noch länger trödeln. Auch, wenn sein Rücken und vor allem die Schultern heftig gegen das Gewicht des jungen Mannes protestierten.
„Die Könige der Altvorderenzeit sollen keinen einzigen Schritt zu Fuß gegangen sein“, murmelte er. „Man merkt, dass du aus einer alten Dynastie abstammst!“
5.
„Im 8. Monat des Jahres, das zum 26. Mal dem Griff zur Krone folgt, wird der Mann, der sucht, was er liebt, finden, was er fürchtet, und es wird ihm den Weg in die Zukunft weisen.“
Aus: „Weissagungen des Ebano“
Rouven erwachte diesmal davon, dass er ein wenig unsanft auf den Boden abgelegt wurde. Sein Kopf war wie mit Watte gefüllt, orientierungslos blickte er um sich. Er lag in hohem Gras, sonnenverdorrte Halme stachen in seine Haut und wedelten ihm ins Gesicht. Es dämmerte bereits wieder – ein weiterer Tag, den er hauptsächlich schlafend verlebt hatte. Nach und nach meldete sein Körper all die Unannehmlichkeiten, auf die er so gerne verzichtet hätte: von Durst über Sonnenbrand im Nacken zu Übelkeit, Schmerzen und verspannten Muskeln war alles dabei.
„Iyen?“, wisperte er. Der Oshanta war nirgends zu sehen, er fühlte sich aber zu elend, um darüber in Panik zu verfallen.
Schluss mit Panik!, dachte er, wütend auf sich selbst. Was haben diese Bastarde mit mir gemacht, dass ich nur noch jammern und hoffen kann, gerettet zu
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