Nayidenmond (German Edition)
gelassen wie möglich, versuchte dabei seine Erleichterung zu verbergen. „Und wozu?“
„Niemand soll es wissen!“, flüsterte Rouven entschlossen.
„Das wäre nicht sehr vernünftig. Du wirst die Hilfe und den Trost deiner Familie brauchen, um das alles durchzustehen.“ Zumindest glaubte Iyen das.
„Nein!“, widersetzte Rouven heftig. „Sie dürfen wissen, dass ich gefoltert wurde, fast gestorben bin, einfach alles, aber das nicht. Ich will nicht nur überleben, sondern auch irgendwann ein Leben führen. Wenn ich – dort – eine Narbe behalten sollte, die meine zukünftige Frau entdecken könnte, will ich lieber sofort sterben als nach Hause zu gehen.“ Jetzt blickte er ihn doch an. Stolz und Trotz überlagerten die Angst, die der junge Mann durchlitt. Iyen nickte stumm, zog Rouven zu sich hinab auf den Boden, seltsam berührt von seiner unschuldigen Naivität. Er hatte sich gar nicht mehr um die Wunden gekümmert, nur versucht, ihm die Schmerzen zu nehmen, wurde Iyen bewusst. Ein Oshanta ist wirklich untauglich als Heiler , dachte er. Etwas ließ sein Innerstes zusammenkrampfen, was sich noch verstärkte, als er die kaum verschorften Verletzungen sah. War es das, was man schlechtes Gewissen nannte? Ein Oshanta besaß gar kein Gewissen, weder gut noch schlecht!
„Auf die Seite“, brummte Iyen und suchte nach dem Tontiegel mit seiner Heilsalbe, die er normalerweise für sein Pferd benutzte, wenn es Schrammen an den Beinen oder Ähnliches erlitt. Etwas anderes hatte er nicht dabei. Iyen war sich nicht sicher, ob etwas, das für Tiere gut war, auch für einen Menschen taugte. Mit Giften und Schmerzmitteln kannte er sich wenigstens aus …
Rouven keuchte erschrocken, als Iyen ihm die Schnittwunden und aufgeschürfte Haut zu behandeln begann. Striemen und schwarz-grüne Flecken bedeckten den ganzen Körper. Wie hatte er so vollständig ausblenden können, was der Junge durchgemacht hatte? Wieder zog sich alles in ihm zusammen. Wenn das kein Gewissensdruck war, was dann? Scham? Wie unterschied man das? Iyen schüttelte die lächerlichen Gedanken ab und konzentrierte sich auf seine Aufgabe.
Rouven blieb tapfer, stöhnte nur gelegentlich unterdrückt, als Iyen die tiefsten Wunden am Rücken versorgte. „Ganz ruhig“, sagte Iyen heiser. Inzwischen hatte er sich zu den Hüften vorgearbeitet. Eine Hand legt er ihm auf den Oberschenkel, mit der anderen verteilte er die Salbe auf dem grausam zerschlagenen Hinterteil. Rouven spannte sich wimmernd vor Qual, schaffte es aber sich zu kontrollieren. Iyen nickte anerkennend, so viel Beherrschung hätte er einem Prinz nicht zugetraut. Irgendwann musste er allerdings in die intimen Bereiche vordringen, auch wenn er es ihnen beiden gerne erspart hätte.
„Sag, wenn es zu schlimm wird“, befahl er. Rouven zitterte vor Überanstrengung, doch er wehrte sich nicht. Flach und hastig atmend nickte er ihm zu, das bleiche Gesicht von Schweiß überströmt.
„Einige deiner Rückenwunden gehen tief, du wirst auf jeden Fall Narben davongetragen“, murmelte Iyen, während er Rouvens Bein noch ein Stück nach vorne schob. Der junge Mann schnappte nach Luft, das Zittern verstärkte sich. Iyen spreizte ihm behutsam die Pobacken und betrachtete die Auswirkungen von Beros und Jarnes Vergnügen : Die zarte Haut um den Anus herum war eingerissen, alles war noch rot und an einigen Stellen leicht entzündet. Am Damm sah er Abschürfungen, die Hoden waren angeschwollen und dunkel verfärbt. Es mussten grausame Schmerzen sein, wie Rouven überhaupt fähig war zu laufen, mochte der Himmel wissen. Aber nichts davon sah so aus als würde es ihn dauerhaft quälen oder Narben hinterlassen.
„Es heilt, man wird dort bald nichts mehr sehen“, verkündete Iyen so aufmunternd wie möglich und begann, die Salbe auch hier aufzutragen. Rouven erstarrte zuerst, wand sich dann stöhnend unter ihm. Iyen wagte kaum, ihn zu berühren. Es war so traurig, dass er Rouven nur Schmerzen bereiten konnte ... Er konnte es kaum ertragen, als er über die Wunden strich und Rouven aufschluchzte. Seltsam, wie berührend das Leid eines anderen Menschen sein kann, nur weil man ihn mag!
„Ruhig, ganz ruhig“, wiederholte Iyen eindringlich und hielt ihn nieder, um weitermachen zu können. Er sah die schwarzen Blutergüsse, wo Bero und Jarne ihn an der Hüfte und den Oberarmen gepackt und festgehalten hatten. Heißer Zorn brannte in ihm, vor allem auf sich selbst. Warum hatte er nicht eingegriffen, viel
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