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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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an
die Arbeit.
    »Herrgottnochmal«, wütet er. »Ich soll den Fall Nafziger aufklären
und muss nun die vollgeschissenen Klos putzen!«
    Als er fertig ist, setzt ihm der Amerikaner ein paar Dutzend GI -Stiefel vor, die er bürsten, einfetten und polieren
soll. Als Erstes schaut sich Gropper die Sohlen an: keine Nägel.
    Wieder ertönt die Sirene, diesmal wieder zur Essensausgabe. Gropper
reiht sich in die langen Schlangen ein. Neben ihm fällt plötzlich das Wort
»Bürgermeister«. Gropper hört genauer hin.
    »Der war heut wieder da.« – »Latrinengerücht.« – »Gesehen?« – »Ich
nicht. Andere.« – »Er war’s.« – »Bist sicher?« – »Kenn ihn doch.« – »Können wir
ja wieder hoffen.« – »Nur wenn du PG warst bei
ihm.«
    Aus einem riesigen Kübel kippt man Gropper mit einem Schöpfer heiße
Suppe in seine Büchse und drückt ihm einen schmutzigen, verbogenen Blechteller
mit zwei Kartoffeln in die Hand. Das ist alles. Einen Löffel gibt es nicht. Und
Gabeln und Messer sind verboten. Er tritt zur Seite und sieht sich das dunkle
Suppenzeug an. Es ist nicht zu erkennen, was das für ein Gebräu ist. Auch als
er vorsichtig davon trinkt, kann er keinen Geschmack feststellen. Ist es Erbsen-,
Bohnen-, Kartoffel- oder Brotsuppe? Jedenfalls ist die Plempe heiß. Die beiden
matschigen Kartoffeln muss er mit den Fingern essen.
    Nach seinem fehlgeschlagenen Versuch, in das Kommandantenhaus zu
kommen, muss er jetzt unbedingt den Stellvertreter sprechen. Ratlos steht er
auf dem Platz. Ein Uniformierter mit einem Gummiknüppel kommt auf ihn zu.
    »Nothing to do?«
    »Ich bin zum stellvertretenden Kommandanten beordert«, behauptet
Gropper.
    »Provost Marshal Haig?«, fragt der Amerikaner sehr skeptisch.
    »Ja«, bekräftigt Gropper.
    Der Amerikaner sieht ihn misstrauisch von der Seite an.
    »Ich muss sofort zu ihm. Wo ist er?«
    Nach einer Weile presst der Amerikaner zwischen den Zähnen hervor:
»Over there.« Dabei zeigt er mit seinem Knüppel auf einen großen Kerl mit einer
Reitgerte in der Hand, der in einiger Entfernung eine Gruppe von Gefangenen
kommandiert. Er trägt die Uniform eines Offiziers der Militärpolizei.
    Als Haig seine Kommandos beendet hat und die Gruppe abmarschiert,
tritt Gropper auf ihn zu und sagt ohne Umschweife: »Mr. Provost Marshal Haig,
ich muss sofort entlassen werden.«
    Der Stellvertreter ist einen Moment perplex. Dann sieht er Gropper
mit schräg gestelltem Kopf spöttisch an und klopft mit seiner Gerte amüsiert an
seine Uniformhose. »Impossible«, erwidert er grinsend.
    Gropper beharrt: »Ich muss sofort entlassen werden.«
    »Why do you want to leave us? It is so beautiful in our camp.«
Wieder grient Haig ihn an.
    Diesen Sarkasmus kann Gropper nicht ertragen und fordert: »Jetzt,
sofort!«
    Haig fährt mit seiner Zunge zwischen seinen Zähnen umher, als wolle
er einen Essensrest zwischen seinen Zahnlücken herauspressen.
    »Theresia Leitner ist meine Schwester. Sie dolmetscht für die
Amerikaner und arbeitet mit dem CIC -Chef Thompson
zusammen. Der Kommandant muss mit ihr reden. Sie soll mich herausholen.«
    Haig zuckt mit den Schultern. »We all have good friends outside«,
bemerkt er verächtlich und wendet sich ab.
    Gropper muss sich stark zusammennehmen, um diesen arroganten Bengel
nicht anzubrüllen. Dann muss ich eben direkt zum Kommandanten Korner, nimmt er
sich vor. Von diesem Haig hab ich nichts zu erwarten. Der Sauhund lässt mich
hier schmoren.
    Am Nachmittag hat jemand sein gemachtes Bett
auseinandergerissen. Bettbezug und Decke sind zerwühlt. Gropper muss sein Bett
wieder militärisch korrekt beziehen. Kaum ist er fertig, kommt wieder dieser
Hüne mit der Zuchthäuslerfrisur auf ihn zu, wirft ihm einen Besen, einen
Schrubber und einen Putzkübel vor die Füße und befiehlt: »Clean your dorm.« Er
soll den Schlafraum putzen.
    Gropper widersetzt sich: »Ich muss sofort zum Lagerkommandanten
Korner.«
    Der Kerl tut so, als würde er ihn nicht verstehen.
    »Sie verstehen mich sehr gut.«
    »Mak schnell«, raunzt der Ami.
    In Gropper staut sich Zorn an. »Ich muss zu Major Korner.«
    »Mak schnell, du Kraut!«, kommandiert der Geschorene.
    Verärgert stößt Gropper Besen, Schrubber und den leeren Putzkübel
mit dem Fuß beiseite und schreit den Uniformierten an: »Sofort!«
    »Mak schnell.« Verächtlich fügt er hinzu: »You Nazi.«
    Gropper hat keine Lust, sich mit ihm wegen dieser Bezeichnung
einzulassen. Er würde sowieso den Kürzeren ziehen und von ihm

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