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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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Hydranten und in der Straßenmitte der Marktbach hergeben, von dem man
an mehreren Stellen die Abdeckung weggenommen hat. Doch bevor die löschenden
Ströme auf den Flammengrund niederrauschen, verdampfen sie in der Hitze des
Infernos.
    Die Lohe ist so heiß, dass auch Gropper und Korbi in weitem Abstand
zum Feuer stehen bleiben müssen. Sie kämen ohnehin nicht näher an den Brand
heran, denn die Militärpolizei sperrt im weiten Kreis das lodernde »Crazy
Horse« ab.
    Korbi ist außer sich. Wie in einem Veitstanz springt er in den
Wasserlachen hin und her, dass über seinem nackten Oberkörper seine weite Jacke
hochfliegt. Er stolpert über die Schläuche, fängt sich aber wieder. Jetzt erst
bemerkt Gropper, dass auch Korbi barfuß ist. Er will ihn beruhigen, zieht ihn
an sich, doch Korbi reißt sich los, hält seine Hände vors Gesicht und jammert
laut. Immer wieder zeigt er voller Entsetzen auf den lohenden Flammenschlund im
Keller und will in das Feuer hineinrennen, wohl um noch ein paar Goldmünzen
herauszuholen. Nur mit Mühe und Kraft kann Gropper ihn zurückhalten. Er sieht
im Geiste, wie die Goldmünzen im Feuer schmelzen und zu großen Klumpen
zusammenpappen.
    Er wundert sich, dass ein Betonklotz so lichterloh brennen kann. Die
alte Gaststätte »Edelweiß« hatte ein Obergeschoss aus Holz. Mit dicken dunklen
Bretterwänden und mit einem Giebeldach aus kräftigen Balken. Diesen hölzernen
Aufbau hat Nafziger abreißen und dafür ein Obergeschoss aus Beton errichten
lassen. Anstelle des alten Giebeldaches setzte er ein simples Flachdach darauf.
Was nun krachend in Flammen aufgeht, kann nur die Inneneinrichtung sein.
    Im flackernden Feuerschein entdeckt Gropper nahe bei sich die
Rohrmoserin. Er hört, wie sie so laut, dass Gropper es auch bestimmt hören kann,
zu einer Frau neben ihr sagt: »Seit dea Schweiza wieda da is, bringt ea uns nua
Unglück.«
    Von der Garage sind jetzt nur noch die halb eingestürzten gemauerten
Wände zu sehen, dazwischen ragen schwarze Balken wie erhobene Schwurfinger
heraus. Das Teerpappedach hat sich in einen verschmorten rot glühenden Brei
verwandelt.
    Teile der Vorderfront des Lokals sind herausgebrochen, und die weit
offen stehende Eisentür hängt schief und durch die Hitze verbogen in den
Angeln. Gropper kann sehen, wie innen die gesamte Einrichtung in einem einzigen
Flammenmeer versinkt. Die Holzpaneele auf dem Beton, die Ledersessel, der
Tresen, der Parkettboden, alles verleibt sich das gefräßige, tobende Feuer ein
und lässt nur noch schwarze Gerippe zurück. Das Wasser aus den Schläuchen
verzischt machtlos.
    Da gibt es im Keller eine gewaltige Explosion. So laut, dass die
Detonation in den Ohren schmerzt. Die Feuerwehrmänner weichen zurück. Die
Kellerdecke wird hochgeschleudert, und eine gleißende Feuersäule schießt von
unten in das Lokal. Vielleicht durchmengt mit Goldmünzen. Die Eisenträger des
Lokalbodens werden aus ihren Halterungen gerissen, eine Hälfte des Parketts
kracht in den Keller hinab, der große Spiegel der Tanzfläche zerspringt in
tausend vom Feuer erstrahlte Sterne.
    In der Menge hört Gropper eine grelle Stimme schreien: »Der Keller!
Der Keller!« Er schaut sich um und sieht, wie Lucretia einige Feuerwehrleute
anbrüllt: »Der Keller! Nicht blöd stehen! Keller retten!« Die Männer achten
nicht auf sie. Sie haben hundert Sachen auf einmal zu tun. Lucretia beschimpft
die Männer und kreischt hysterisch: »Mein Keller!«
    Gropper kann sich denken, warum sie so dringend gerade den Keller
retten will. Davon ist jetzt nichts mehr übrig. Korbi steht wie versteinert.
Keine Bewegung mehr. Sein Gesicht ist kalkweiß.
    Da gibt es noch eine donnernde Explosion im Keller. Wieder wird ein
Feuerball nach oben geschleudert und zerstört den Rest des Lokals. Die übrigen
erhitzten Wandziegel krachen in die Feuersbrunst. Gleich darauf erschüttert
noch eine dritte Detonation die Nacht und speit wie aus einem Vulkan einen weiß
blendenden Feuerball.
    »Was ist da explodiert?«, hört Gropper Umstehende fragen. Andere
wissen es: »Benzin. Benzinfässer. Der Nafziger hat doch mit Sprit geschoben.«
Und wieder andere wissen es noch besser: »Sprengstoff. Dynamit von den
Gebirgsjägern. Der Nafziger hat damit auf dem Schwarzmarkt gehandelt.«
    Plötzlich stößt ihn Buchner an und deutet auf die Flammen. »Na, bist
diesmal nicht in dem Keller drin? War’s lustig im Lager?« Er grinst schief und
sagt im selben Atemzug: »Hast zuvor was versäumt. Ganz am

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